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Land verkauft Wohnungen an privaten Eigentümer

Von ANDREAS BRAUN 15.05.2009, 15:48

BERNBURG/MZ. - Die Wohnungen von Strenzfeld haben einen neuen Eigentümer. Ein Blaublüter hat die 220 Wohnungen am Campus vom Land erworben. Christian Graf von Wedel, Frankfurt / a.M., hat dazu noch die 294 Wohnungen in Gatersleben und 83 Wohnungen, die übers Land verteilt sind, erworben. Die Wohnungen waren zum Teil durch Erbschaften und durch Übertragung per Einigungsvertrag ans Land gefallen, da sie an Hochschulstandorten und wissenschaftliche Einrichtungen standen, die dem Land gehören.

Bei den Mietern, Landtagsabgeordnete der Linken und Mieterbund sorgt der Verkauf für einige Skepsis. "Wir haben eine ,Magdeburger Sozialcharta' bekommen, die uns beruhigen soll", sagt Angelika Trensch. Die sieben Punkte seien so allgemein und banal, dass sie eigentlich lächerlich sind, meinen Peter Kaufmann, Vorsitzender vom Mieterverein Bernburg, und Heinz Waltereit, Vorsitzender vom Stadtteilentwicklungsverein Strenzfeld.

Christian Graf von Wedel indes sieht das anders. Von einem baldigen Verkauf könne gar keine Rede sein. Er plane längerfristig. Es mache sonst keinen Sinn, die Finanzierung laufe über fünf Jahre. Zudem würde die Spekulationssteuer einen möglichen Gewinn minimieren. "Wir wollen die Wohnungen behalten", so Graf von Wedel.

Man habe auch damit begonnen, die Nebenkosten zu analysieren. Er rechnet damit, dass man mit der Senkung in diesem Jahr gut eine Monatsmiete einsparen kann, sagt er. Zudem fühle er sich doch in Sachsen-Anhalt verwurzelt. Mütterlicherseits komme seine Familie aus der Nähe von Zeitz. Hier habe er Wohnungen schon 1992 gekauft, die noch immer in seinem Bestand seien. Ebenso wolle er es mit den Bernburger und Gatersleber Wohnungen halten. In Gatersleben habe er erheblichen Leerstand. Dort werde investiert.

Für sechs Millionen Euro, sagt Guido Henke, wirtschaftspolitischer Sprecher der Linken im Landtag, seien die Wohnungen verkauft worden. "Bei knapp 600 Wohnungen sind das etwa 10 000 Euro pro Wohnung und das ist ein Schnäppchen", rechnet Henke vor. Aber wenn Wohnungsbestände im Paket verkauft würden, so Henke, sei das immer so. Gehe man nach der Werbung des Graf von Wedel, so sei er ein Vermarkter und Projektentwickler. Für Henke eine klare Ansage: "Er kauft und will schnell wieder mit Gewinn verkaufen." Denn von Verwaltung sei auf der Homepage keine Rede, sieht Henke seine Zweifel genährt.

Das Unternehmen, sagt er, sei auf Entwicklung und Vermarktung spezialisiert. Das sieht freilich Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) ganz anders, der in einem Schreiben von Wedel als "Bestandserhalter" sieht, der "die erworbenen Wohnungen professionell verwalten wird". Dass auf seinen Seiten im Internet, die Verwaltung keine Rolle spielt, sei richtig. Sie seien etwas veraltet, sagt Graf von Wedel.

Eigentlich, meint der Landtagsabgeordnete, sei der Verkauf ein Skandal. Denn im Haushalt seien für die Wohnungen neun Millionen Euro eingerechnet gewesen, was schon eher einem Marktpreis entsprochen habe, lege man die jährlichen Mieteinnahmen von einer Million Euro zugrunde. "Ich bin nicht gegen einen Verkauf, denn es ist nicht Aufgabe des Landes, Wohnungen zu verwalten oder zu besitzen. So habe ich vorgeschlagen, ein regionales Wohnungsunternehmen, das in öffentlicher Hand ist, als Käufer in Betracht zu ziehen", so Henke. Es gehe nicht nur um Geld für die Landeskasse, sondern um eine langfristige Daseinsfürsorge. Heißt, den Bestand zu sichern, den Mietern vor Ort einen zuverlässigen Partner zu präsentieren und einer kommunalen Gesellschaft wirtschaftlich ein Standbein zu sichern. Im Herbst 2008 habe ihm das Finanzministerium signalisiert, dass es eine gute Idee sei. Im Januar 2009 wurden die Wohnungen verkauft. An den Graf von Wedel. "Es wurden 20 Prozent mehr geboten, als es die Bernburger Baugesellschaft getan hat", so Henke.

Die Gesellschaft war auch dem bisherigen Verwalter und neben Graf von Wedel der zweite Bieter. "Die Wohnungen sind in einem super Zustand und es gibt kaum Leerstand. Gut 70 Prozent der Wohnungen in Strenzfeld sind von Studenten gemietet", sagt Heinz Hecht, Geschäftsführer der Bernburger Baugesellschaft.