«Land Plötzkau» «Land Plötzkau»: Ein Fleischer wird nun Ministerpräsident
PLÖTZKAU/MZ. - Die Kleinstaaterei droht in die deutschen Lande zurück zukehren. Die kleine Gemeinde Plötzkau liebäugelt mit dem Gedanken der Unabhängigkeit. Für den Ernstfall wurden auf dem Schloss eine Unabhängigkeitserklärung verfasst und ein Ministerpräsident gewählt. Fleischermeister Bernd Köbel soll den neuen Staat führen und repräsentieren. Ob aber Plötzkau tatsächlich das 17. Bundesland der Bundesrepublik werden kann, muss sich erst noch zeigen. "Wir haben auch schon eigene Briefmarken und eine eigene Währung entworfen", berichtet Bürgermeister Peter Rosenhagen. Vorerst ist dies jedoch nur Teil einer TV-Produktion. Für das Magazin Stern-TV haben die Plötzkauer ihre Loslösung von Sachsen-Anhalt durchgespielt.
Der Anlass für das ungewöhnliche Vorhaben liegt faktisch am anderen Ende der Welt. Der australische Farmer Leonard George Casley gründete vor 40 Jahren das Fürstentum "Hutt River" im Westen des Kontinents und erklärte sich dort zum Prinzen. Der Geburtstag dieses Kleinfürstentums rief nun die deutschen Fernsehmacher auf den Plan. "Wir haben uns einfach die Frage gestellt, ob das in Deutschland auch möglich wäre", sagt Hein-Dieter Schröder, der den Beitrag für das Magazin produziert hat. Bei den Recherchen zum Thema habe man nach einer kleinen Gemeinde gesucht, die auch historisch für die Eigenstaatlichkeit stehe. So landeten Schröder und sein Team schließlich im Anhaltischen.
Von 1611 bis 1665 war Plötzkau ein eigenes kleines Fürstentum und wurde von Fürst August von Anhalt regiert. Doch war der Kleinstaat unter dem Protektorat von Anhalt-Bernburg auch damals ein Kuriosum. Als einer von fünf Söhnen des Fürsten Joachim Ernst (gestorben 1586) hatte August zunächst auf einen Anteil am Fürstentum verzichtet. Statt dessen habe er, so berichten die Chronisten, sich auszahlen lassen. Als das Vermögen jedoch aufgebraucht war, verlangte August doch einen Herrschaftsbereich von seinen Brüdern. So entstand das winzige Fürstentum Anhalt-Plötzkau.
Ob seine Gemeinde dem historischen Vorbild unbedingt nacheifern sollte, ließ Bürgermeister Rosenhagen zunächst offen. Von der Idee das Ganze einmal durchzuspielen, seien die Bürger der Gemeinde jedoch begeistert gewesen. "Das war natürlich ein Riesenspaß", sagt Ministerpräsident Bernd Köbel, der künftig nicht mit "Blut und Eisen" wie einst Bismarck sondern mit "Blut und Wurst" regieren will. Fast 400 Leute kamen zu Proklamation des kleines Landes ins Schloss. "Da sieht man, dass auch bei uns bald Karneval", lacht der Fleischer.
Für Durchreisende zur Autobahn 14 würden die Pläne allerdings auch finanzielle Konsequenzen haben. Zur Übung wurden eine Mautstelle eingerichtet und Vignetten verteilt. Sogar ein Polizist in Uniform mit eigenem Wappen war dabei. "Manch Autofahrer fand das nicht komisch", wundert sich Köbel.
Wie Landes- und Bundespolitiker die Unabhängigkeitspläne bewerten, wollten hingegen weder der Bürgermeister noch die Produzenten verraten. In einem Punkt legt sich Rosenhagen bereits fest, die Aktion sei hervorragende Öffentlichkeitsarbeit für den Ort.
Stern TV mit dem Beitrag über Plötzkau läuft am Mittwoch ab 22.15 Uhr bei RTL.