Kunststoffplatten, Rohrisolierung, Gummiband Kunststoffplatten, Rohrisolierung, Gummiband: Eine rettende Idee in der Corona-Not

Bernburg - Es ist eine richtige kleine Produktionslinie, die Gunter Raufeisen da aufgebaut hat. Mit einer Schere schneidet er von einer großen dünnen Kunststoffplatte kleinere Segmente etwa in DIN-A4-Größe aus und rundet die Ecken ein wenig ab. Kurz unter den oberen Rand klebt er einen Streifen Rohrisolierung, der später für den Halt an der Stirn sorgt.
Nun noch mit dem Lötkolben zwei Löcher rein und ein Gummi durchgezogen - fertig ist das selbst gebastelte Visier als Spuckschutz. „Das habe ich alles vom Baumarkt, außer das Gummiband, das ist von Rossmann“, sagt Gunter Raufeisen, der bei der Bernburger Dentalmanufaktur an der Halleschen Straße als Haustechniker angestellt ist.
Knapp eine Viertelstunde braucht Gunter Raufeisen für eine Maske
Normalerweise werden hier zahntechnische Produkte wie Kronen, Implantate und Prothesen hergestellt und an etwa 25 Zahnarztpraxen ausgeliefert - allein 15 davon im Raum Bernburg. Und eben die bekommen nun auch die Visiere zugeschickt - völlig kostenlos.
„Angefangen haben wir mit altem Verpackungsmaterial, das wir bei uns gefunden hatten“, sagt Geschäftsführerin Carolin Seyer. Nach und nach habe man das dann optimiert. Knapp eine Viertelstunde braucht Gunter Raufeisen für eine Maske. „Das mache ich zwischendurch, ich habe ja auch noch andere Sachen zu tun.“
Die Idee dazu hatte die Geschäftsführerin selbst: „Ich habe mehrfach von unseren Kunden gehört, dass es dort keine Mundschutze mehr gibt.“ Also habe man sich was einfallen lassen und einen derzeit ungenutzten Raum zu einer Produktionsstätte für Gesichtsschilde umfunktioniert.
40 Visiere wurden bereits verschickt, 40 liegen schon wieder bereit
Anfangs wurde sie dafür von den Kollegen belächelt. Aber die Dankbarkeit der Praxen gibt ihr Recht: „Das baut auf und gibt Hoffnung, dass man die Krise gemeinsam durchsteht.“ Und die Nachfrage nach dem praktischen Gesichtsschild sei immens: 40 Visiere wurden bereits verschickt, etwa dieselbe Anzahl liegt schon fertig bereit und ist auch schon bestellt.
Ursprünglich wollten die Praxen dafür bezahlen, aber die Visiere werden kostenlos abgegeben. „Wir wollen mit der Not der Leute kein Geld verdienen“, sagt Carolin Seyer. Und natürlich wolle man auch, dass die Zahnärzte weiterarbeiten können. Schließlich bekommen sie ja von denen die Aufträge.
Statt Ostergeschenke für Praxen wird für die Bernburger Tafel gespendet
Trotzdem hat man auch in der Dentalmanufaktur die Auswirkungen der Corona-Pandemie längst bemerkt: „Weil weniger Patienten zum Zahnarzt gehen, haben wir auch weniger Aufträge.“
Das Familienunternehmen, dessen Geschäfte Carolin Seyer seit drei Jahren leitet und aktuell 37 Mitarbeiter hat, hat sich noch etwas anderes einfallen lassen, um in der Krise ein Zeichen zu setzen. Normalerweise bekommen die Praxen, die von der Dentalmanufaktur beliefert werden, nämlich ein kleines Ostergeschenk. Das entfällt aber in diesem Jahr. „Stattdessen spenden wir an die Bernburger Tafel“, sagt die Chefin. (mz)