1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Kunstprojekt in der Kita "Benjamin Blümchen" : Kunstprojekt in der Kita "Benjamin Blümchen" : Es bleibt ein Engel aus Sand

Kunstprojekt in der Kita "Benjamin Blümchen"  Kunstprojekt in der Kita "Benjamin Blümchen" : Es bleibt ein Engel aus Sand

Von Susanne Schlaikier 21.09.2018, 05:56
Carmen Dietrich (rechts) verteilt mit den Kindern der Kindertagesstätte „Benjamin Blümchen“ den Sand im Engel der Kulturen.
Carmen Dietrich (rechts) verteilt mit den Kindern der Kindertagesstätte „Benjamin Blümchen“ den Sand im Engel der Kulturen. Susanne Schlaikier

Bernburg - Ja, sie streiten sich auch mal mit den anderen. Da sind die Kinder in der Kindertagesstätte „Benjamin Blümchen“ ganz ehrlich.

„Wichtig ist aber, dass ihr euch dann irgendwann wieder vertragt“, sagt Gregor Merten, Künstler aus Burscheid (Nordrhein-Westfalen), der am Donnerstag zusammen mit seiner Partnerin Carmen Dietrich in der Kita zu Gast war.

Dass dies nicht immer so einfach ist, kann man indes oft genug bei den Erwachsenen erleben. Etwa, wenn es um andere  Kulturen geht.

Kunstprojekt in der Kita „Benjamin Blümchen“: Für mehr rerspektvolleren Umgang

Merten und Dietrich wollen ein kleines bisschen dazu beitragen, dass die Menschen friedlich und respektvoll miteinander umgehen und haben daher den „Engel der Kulturen“ - eine fast mannshohe Skulptur - geschaffen, mit der sie seit vielen Jahren durch Deutschland und das europäische Ausland touren.

In Bernburg - die 125. Stadt auf ihrem Weg - war der Besuch Höhepunkt der Interkulturellen Wochen, die in diesem Jahr unter dem Motto „Vielfalt verbindet“ stehen.

Kunstprojekt in der Kita „Benjamin Blümchen“: Das war die erste Station

Die Kita „Benjamin Blümchen“ war dabei eine  von fünf Stationen. Dabei durften die Mädchen und Jungen der ältesten Gruppe Sand im Inneren der Stahl-Skulptur verteilen.  Am Ende wurde sie angehoben - und zurück blieb der Engel aus Sand.

Kunstprojekt wurde vor zwölf Jahren entwickelt

Vor mittlerweile zwölf Jahren  haben  die beiden Künstler aus Burscheid  das Kunstprojekt  entwickelt. Sie hätten damit die Spannungen in der Gesellschaft und in der ganzen Welt aufgreifen wollen, erläutert Carmen Dietrich.

„Leider hat sich daran bis heute nichts geändert“, sagt sie. Sie hätten damals auch gehört, dass es einen „interreligiösen Dialog“ gibt, bei dem sich Vertreter unterschiedlicher Religionen regelmäßig austauschen.

 „Das erreicht die Menschen aber nicht“, meint Dietrich. „Wir haben uns gedacht: Dafür müsste es ein einfaches Bild geben.“

Am Kunstprojekt lange experimentiert

Schließlich haben sie beide lange experimentiert und herausgekommen ist jene fast mannshohe Skulptur aus Stahl mit einem Halbmond, einem Kreuz und einem Davidstern - als Symbole für den Islam, das Christentum und das Judentum.

„Jede Religion bleibt zwar für sich. Die Religionen sind aber trotzdem miteinander verbunden“, erläutert die Künstlerin.  Dass das Innere wie ein Engel aussieht, der alle Religionen eint, hätten sie aber erst gesehen, als das Werk längst fertig war.

Und damit möglichst viele Menschen davon erfahren, mussten sie sich  Aktionen einfallen lassen.

80 Kilogramm schwere Skulptur wird zu weiteren Stationen gerollt

Dazu gehört eben das Verteilen des Sandes wie in der Kita.  Auch das Rollen der rund 80 Kilogramm schweren Skulptur zu den weiteren Stationen, begleitet von zahlreichen Kindern und Erwachsenen: zum Gymnasium, zur Schlosskirche, zur Sekundarschule Campus Technicus und  zur Stadtbibliothek.

Überall hatten sich die Beteiligten mit dem Thema beschäftigt: Sie hatten Bilder gemalt, Engel gebastelt, sie ließen Luftballons steigen  oder sangen Lieder.

Rollender Engel trifft am Karlsplatz ein

Am Ende schließlich traf der rollende Engel am Karlsplatz ein, wo ein Fest der Kulturen mit Musik und Essen aus unterschiedlichen Ländern gefeiert wurde. Auch eine Ausstellung zu den Weltreligionen war zu sehen.  Und dort wurde schließlich auch die  Bodenintarsie (Einlegearbeit) vergelegt, die dauerhaft an das Anliegen von Carmen Dietrich und Gregor Merten erinnern soll.

Es sei ein sichtbares  Zeichen dafür, dass  „Bernburg eine weltoffene und liberale Stadt ist“, sagte der stellvertretende Oberbürgermeister Paul Koller. Und dass in dieser Stadt kein Platz für Ausgrenzung ist.

Säule soll in Jerusalem aufgestellt werden

Zum Abschluss wurde die 126. Intarsie  ausgebrannt. Sie soll am 4. Oktober in  Neunkirchen-Seenscheid (Nordrhein-Westfalen) verlegt werden.

Und da bei jedem Ausbrennen die Engel im Inneren übrig bleiben, entsteht nach und nach eine Säule, die am Ende des Kunstprojektes in Jerusalem (Israel)  aufgestellt werden soll - als Bestandteil eines interreligiösen Gartens. (mz)

Auf dem Karlsplatz brennt Gregor Merten mit einem Schüler die Intarsie für die nächste Stadt aus.
Auf dem Karlsplatz brennt Gregor Merten mit einem Schüler die Intarsie für die nächste Stadt aus.
Die Skulptur rollt durch Bernburg.
Die Skulptur rollt durch Bernburg.
S: Schlaikier