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Künstler zerbricht an der Realität

13.11.2005, 18:20

Bernburg/MZ/sw. - In einer Inszenierung von Horst O. Kupich gastierte die Landesbühne Sachsen mit Offenbachs einziger Oper, die erst nach seinem Tod uraufgeführt wurde, am Samstagabend im Carl-Maria-von-Weber-Theater. Drei Frauen (aus Der Sandmann, Die Serapionsbrüder und den Fantasiestücken in Callot's Manier) - drei Dramen - drei Tote. Berauscht von der Liebe zur Künstlerin Stella und vom Wein wankt Hoffmann zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit, die auf der Bühne nur eine Pappwand trennt. Im Wahn sieht er seine Geliebte Stella als Porzellanpuppe Olympia, die in ihrer barocken Steifheit in ihre Einzelteile zerfällt, als Künstlerin Antonia, die die innere Zerrissenheit wieder spiegelt, in der sich Hoffmann selbst oft befand. Antonia (Susanne Engelmann) stellt die Gesangskunst über das (spießerhafte) Leben, schließlich als Hure Giulietta. Die drei Frauen vereinen sich zu Hoffmanns wahrer Liebe, zu Stella. Sie vereinen die Liebesgeschichten seiner Erzählungen, die er bei Bier und Wein dichtet, denen Mathias Schulz als getriebener Künstler Ausdruck verleiht. Hoffmann, als vielseitiger Künstler (Maler, Komponist, Schriftsteller), hat seine Wurzeln in der Romantik, erhebt sich aber auch aus ihr. Sein gespenstisch-fantastischer Alltag wird auf der Bühne Wirklichkeit. Die Ballade vom Kleinzack, die Hoffmann am Anfang singt, wird die Tragik des Ganzen. Die Studenten in Luthers Weinkeller warten begierig auf Hoffmanns Lieder und Erzählungen, wenngleich sie den komplizierten Verstrickungen Hoffmanns in die drei Gestalten einer Frau nicht problemlos folgen können. Das gelingt den Darstellern der Landesbühne aber hervorragend, unterstützt vom Bühnenbild, tollen Kostümen und einem fantastischen Orchester.