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Kultur an der Alten Bibel Kultur an der Alten Bibel in Bernburg:

Von Torsten Adam 12.09.2019, 07:56
Angelika Böhlk, Vorsitzende der Kulturstiftung, hat schon mal Platz genommen. Hier soll bis Weihnachten ein Veranstaltungssaal entstehen.
Angelika Böhlk, Vorsitzende der Kulturstiftung, hat schon mal Platz genommen. Hier soll bis Weihnachten ein Veranstaltungssaal entstehen. engelbert pülicher

Bernburg - „Nein, Parkplätze bauen wir hier nicht.“ Unzählige Male schon hat Angelika Böhlk neugierigen Nachbarn und Passanten in den vergangenen Tagen diese Antwort gegeben. Parkplätze wären wohl auch das letzte Motiv, das die Vorsitzende der Kulturstiftung Bernburg mit dem jüngsten Abriss an der Friedrichstraße verfolgen würde.

An Stelle des abgerissenen Zwischenbaus, der kein Originalbestandteil der 1893 errichteten Villa war, wird vielmehr ein Veranstaltungssaal entstehen. „Für Lesungen, Konzerte, Vorträge oder Ausstellungen“, erklärt Angelika Böhlk. „Außer politische Veranstaltungen kann ich mir hier sehr viel vorstellen.“

Auf 72 Quadratmeter gibt es bis 85 Sitzplätze

Die Kulturstiftung darf aus Brandschutzgründen ihr traditionsreiches Domizil nicht in vollem Umfang nutzen. „Im Haupthaus dürfen sich nur maximal zwölf Leute zeitgleich aufhalten“, sagt die 72-Jährige. Viel zu wenig für das Ansinnen der Kulturstiftung, möglichst vielen Bernburgern Kunst und Kultur nahezubringen.

Der 72 Quadratmeter große Saal wird hingegen bis zu 85 Sitzplätze ermöglichen. Außerdem soll eine Terrasse zwischen Neubau und dem idyllischen, an den Stadtpark Alte Bibel angrenzenden Garten geschaffen werden. „Zu Weihnachten wollen wir Einweihung feiern“, sagt die Stiftungschefin, die darum weiß, dass das ein sehr ehrgeiziges Ziel ist.

Sie wartet noch auf die Genehmigung einiger kleinerer Planänderungen durch die Denkmalschutzbehörde, dann soll der Neubau starten.

Für das Projekt, das die geschaffene Baulücke zwischen Haupt- und Nebenhaus wieder schließt, sind Kosten von rund 216.000 Euro veranschlagt. Um den Eigenanteil von 27,4 Prozent aufbringen zu können, hat die ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis geführte Kulturstiftung einen Kredit aufgenommen. Den Löwenanteil bezahlt der Bund über ein Förderprogramm.

„Was möglich ist, erledigen wir in Eigenleistung“, sagt Angelika Böhlk. Immerhin 85 Mitglieder zählt der Verein zur Förderung der 1992 gegründeten Kulturstiftung. Ein gehöriger Teil nutzt das Haus aktiv, unter anderem auch die öffentliche Bibliothek.

Namensgeber für das Haus Friedrichstraße 27 ist der Landmaschinen-Pionier Theodor Hey

Namensgeber für das Haus Friedrichstraße 27 ist der Landmaschinen-Pionier Theodor Hey, der mit seiner Familie hier in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohnte. Im Zenit seines Erfolgs mit Hackmaschinen Mitte der 1920er Jahre beschäftigte er mehr als 200 Menschen in seiner Fabrik auf dem Waldauer Weinberg. Zu DDR-Zeiten wurde das im Stil des Historismus errichtete Haus als Sonderkindergarten genutzt.

Zur Jahrtausendwende vermachte es Unternehmerwitwe Ingeborg Gastrich der Stiftung, die es zunächst als internationales Studentenwohnheim nutzte. Weil die Stiftung vor sechs Jahren nach Querelen mit der Stadt den Christiansbau im Schloss verlassen musste, benötigte sie das Theodor-Hey-Haus fortan selbst als Quartier und begann mit der mühsamen Restaurierung des sanierungsbedürftigen Baus. (mz)

In den vergangenen Tagen wurde der Verbindungsbau zwischen Haupt- und Nebengebäude abgerissen.
In den vergangenen Tagen wurde der Verbindungsbau zwischen Haupt- und Nebengebäude abgerissen.
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