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Krisenintervention Bernburg Krisenintervention Bernburg: Mitgliederzahl Notfallseelsorge hat sich verdoppelt

Von Susanne Thon 08.11.2013, 21:55
Das sind die Neuen.
Das sind die Neuen. E. Pülicher Lizenz

Bernburg/MZ - Die Notfallseelsorge in Bernburg hat elffache Verstärkung bekommen: Mit nun 21 Mitarbeitenden ist das Kriseninterventionsteam - Träger ist die Kanzler von Pfau’sche Stiftung - um Pfarrer Johannes Lewek mehr als doppelt so groß wie bisher. In einer kleinen Feierstunde, die zugleich Geburtstagsfeier war, denn die Bernburger Notfallseelsorge gibt es seit ziemlich genau 15 Jahren, wurden die neuen Notfallseelsorger nun auch offiziell im Team begrüßt. Offiziell, weil sie schon länger dazugehören, liegt ihre Ausbildung doch schon ein paar Monate zurück: „Die heutige Veranstaltung war eigentlich für Juni geplant“, so Lewek. „Dann kam aber das Hochwasser“ und damit für etliche Neulinge wie Martina Königstedt die Bewährungsprobe.

Elke Eckhardt bestand diese bereits vor sechs Jahren: „Ich habe mich damals für ganz viele Dienste eingeschrieben, um den ersten Einsatz schnell hinter mich zu bringen. Nach drei Wochen klingelte dann das Telefon“, erzählt die Aderstedterin. Die Polizei hatte sie damals angefordert. Ein junger Mann war bei einem Verkehrsunfall unverschuldet ums Leben gekommen. Seiner Mutter musste noch die Todesnachricht überbracht werden. Eckhardt sollte ihr in der wohl schwersten Stunde ihres Lebens beistehen.

Die Einsatzfelder für Notfallseelsorger, die rund um die Uhr von der Kreiseinsatzleitstelle „alarmiert“ werden können, sind vielfältig. Sie kümmern sich an Unfallorten um die Traumatisierten, um Hinterbliebene nach dem plötzlichen häuslichen Tod oder Suizid eines Angehörigen, um Augen- und Ohrenzeugen und Opfer von Gewaltverbrechen. Nach Katastrophen und bei Evakuierungen nehmen sie die Betroffenen bei Bedarf an die Hand. Außerdem sind einige Gruppenmitglieder zur Einsatznachsorge befähigt, helfen also auch den Kameraden der Feuerwehr und Rettungsdienstlern. Kurzum: Notfallseelsorger leisten Erste Hilfe für die Seele.

Sie spenden Trost, nehmen Verunsicherung und Ängste und schaffen Strukturen. „Der emotional aufgewühlte Mensch braucht Klarheit, eine Orientierung im Hier und Jetzt“, erklärt Lewek, der das im Dezember 1998 gegründete Notfallseelsorgeteam seit nunmehr sieben Jahren leitet und allein in diesem schon „zwei Todesnachrichten hatte“. Um runterzukommen, schreibt Lewek „direkt nach den Einsätzen meine Berichte und mir damit alles von der Seele, aber jeder entwickelt da seinen eigenen Stil. Andere fahren Fahrrad, gehen in den Garten oder spazieren.“