Dank einer Spende Kriegerdenkmal aus Waldau wird restauriert: neuer Platz auf Friedhof Ilberstedter Straße in Bernburg

Bernburg - Jahrzehntelang hat das Waldauer Kriegerdenkmal ein Schattendasein gefristet, von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet auf einem Privatgrundstück an der Magdeburger Straße. In diesen Tagen wird es auf dem Friedhof III wieder einen würdigen Platz finden, rechtzeitig zum 100. Jahrestag seiner Einweihung zu Pfingsten 1923.
Dass das Denkmal gerettet werden konnte, ist in erster Linie dem Engagement von Heinz Gorris zu verdanken. Der Immobilienhändler, der seit vier Jahren in Bernburg wohnt, übernimmt nicht nur die Kosten von knapp 10.000 Euro für fachgerechte Restaurierung und Umsetzung des Kriegerdenkmals.
Unternehmer bezahlt Restaurierung und Umsetzung des Kriegerdenkmals
Er hat auch maßgeblich dazu beigetragen, eine im Jahr 2009 kurzzeitig aufgeflammte Initiative zur Rettung des Monuments neu zu beleben und wichtige Mitstreiter zu gewinnen.
Auf die Geschichte des Kriegerdenkmals, das an 103 im Ersten Weltkrieg gefallene Mitglieder der Waldauer Kirchengemeinde erinnert, stieß Heinz Gorris vor zwei Jahren während einer Stadtführung von Joachim Grossert. „Thematisch ging es um 100 Jahre Kriegsende und verschwundene Denkmäler in Bernburg.
Wir saßen anschließend noch in der Martinskirche zusammen, da erzählte Stadtchronist Joachim Hennecke vom Schicksal des Waldauer Kriegerdenkmals“, erinnert sich der 60-Jährige. Von diesem Tag an ging es vorwärts. Lambrecht Kuhn, Kreisvorsitzender des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, vermittelte den Kontakt zur Stadtverwaltung, die nach einem geeigneten Standort für das Denkmal suchte, das eigentlich gar keines mehr war.
„Jedenfalls war es in der Denkmalliste des Landes gar nicht verzeichnet. Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie stellte es deshalb kurzerhand unter Denkmalschutz“, erklärt Heinz Gorris. Mit dem Schönebecker Steffen Kalisch verpflichtete er einen Bildhauer und Steinmetzmeister, dessen Arbeit er aufgrund eines privaten Auftrags zu schätzen wusste.
Kriegerdenkmal war in der Liste des Landes Sachsen-Anhalt gar nicht verzeichnet
Dieser begann vor wenigen Wochen, das Monument auf dem Privatgrundstück von Dieter Brose Stück für Stück abzutragen und auf dem Friedhof auf einem neuen Fundament aufzubauen. In etwa zwei Wochen wird es dort weitgehend vollständig stehen, dann geht es unter dem wachsamen Auge von Denkmalpflegern an den Feinschliff.
So sind ausgebrochene Stellen wieder zu ergänzen, verrostete Eisenklammern durch langlebigere Edelstahlklammern zu ersetzen. Eingeweiht worden war es im Sommer 1923, vermutlich zu Pfingsten, nimmt Heinz Gorris Bezug auf Einträge in alten Kirchenbüchern.
Irgendwann in den 1960er Jahren verkaufte dann die Kirchengemeinde das Grundstück samt Denkmal an Hans Richter, den Schwiegervater von Dieter Brose. Dort verblieb es jahrzehntelang, weitgehend unbemerkt. Bis MZ-Leserin Elfriede Rux es vor elf Jahren mit einem Anruf in der Lokalredaktion überhaupt erst wieder ins Rampenlicht rücken ließ. Zumindest für kurze Zeit, ehe Heinz Gorris den entscheidenden Anstoß gab.
Schmuckelemente Kugel und Eisernes Kreuz sind verschwunden
Allerdings ist das Denkmal aus verwittertem Sandstein leider nicht mehr ganz vollständig. Oberhalb der vier Platten, die ein christliches Kreuz symbolisieren, war es von einer Kugel und einem Eisernen Kreuz gekrönt, weiß Heinz Gorris aus Erzählungen von Dieter Brose. Beide Schmuckelemente, die dem Kriegerdenkmal in Dodendorf ähneln, sind verschwunden.
„Leider haben wir auch kein Foto ausfindig machen können, das das Denkmal vollständig zeigt“, bedauert der 60-Jährige und bittet die Bevölkerung darum, ein solches zur Verfügung zu stellen.
Laut Steffen Kalisch wäre es ungewöhnlich, wenn keine Bilder davon existieren, schließlich muss das Denkmal doch aufgrund seines Podestes aus ehemaligen Grabumrandungen vom Waldauer Friedhof einst ein beliebtes Fotomotiv für feierliche Anlässe gewesen sein.
Warum engagiert sich ein Zugezogener in diesem Maße für ein Bernburger Denkmal, zu dessen Geehrten er keinerlei Bezug hat? Heinz Gorris beantwortet diese Frage mit der eigenen Familiengeschichte. Opa Oskar und Oma Margarethe Gorris seien als Zivilisten im Februar 1945 bei einem Massaker in ihrem ostpreußischen Heimatdorf von russischen Soldaten erschossen und irgendwo verscharrt worden.
Wenn er schon nicht mehr die Möglichkeit habe, seinen Großeltern eine würdige letzte Ruhestätte zu verschaffen, so möchte er doch wenigstens den Kriegsgefallenen seiner Wahlheimat Bernburg einen angemessenen Erinnerungsort geben.
Dieser ist seiner Meinung nach nun gefunden, ideal auf einem ehemaligen Urnenfeld am Nordrand des Friedhofs an der Ilberstedter Straße, zu dem ein von jungen Eichen gesäumter Weg führt: „Für mich ist das ein wunderschöner Platz, der auf das Denkmal gewartet hat.“ (mz)
