Karierte Güstener basteln lautstarke Musik-Medleys
GÜSTEN/MZ. - Was zählt, ist der Überraschungsmoment. Drummer Lothar Dörre bringt das auf den Punkt: "Wer uns nicht kennt und nur die Schalmeien sieht, denkt im ersten Moment wir machen ganz normale Schalmeienmusik. Aber wenn wir dann richtig loslegen, sind alle überrascht."
Ein Blick auf das Repertoire der 14 Musiker lässt daran keinen Zweifel. ACDC mit "Highway to Hell" gehört genauso zu Musikprogramm wie "Honky Tonk Woman" von den Rolling Stones und "See you later Alligator". "Wir versuchen Musikstücke zu spielen, die sich ansonsten auf den Schalmeien nur schwer spielen lassen", erklärt Oberschotte und Organisator Frank Lehmann.
Heraus kommt dabei eine Mischung aus Rock'n'Roll, Country und volkstümlichen Stücken wie Sirtaki oder Kalinka. "Es geht um Kurzweil und Unterhaltung", sagt Frank Bruns, der die Titel auf die Schalmeien passend umschreibt. Die Schotten spielen Medleys, variieren in Schnelligkeit und Genre. Hinzu kommt eine nette Show, bei der sich die Schotten gern selbst auf den Arm nehmen. Wortführer ist dabei Frank Lehmann - der kleinste Schotte mit dem größten Mund.
Die Geburtsstunde der Schotten war im Jahr 2004 beim Karneval in Güsten. Die musikalischen Wurzeln liegen beim Männerchor Germania. "Wir wollten damals was mit Instrumenten machen", erinnert sich Lehmann. Weil Schalmeien recht einfach zu spielen sind, war die Wahl schnell getroffen. "Und dann dachten wir uns, wir ziehen einfach einen Schottenrock an. Dann wäre es egal wie falsch wir spielen, die Leute würden trotzdem lachen", erzählt der 50-Jährige. Und die Rechnung ging auf. Keiner hätte damals gedacht, dass die Sache so gut ankommt. "Wir wurden danach immer wieder gefragt, ob wir nicht noch einmal auftreten", sagte Frank Bruns.
Im Laufe der letzten eineinhalb Jahre ist die Schottentruppe in ihrer jetzigen Besetzung entstanden. 13 Männer und eine Frau. Steffi Buchmann ist die einzige Schottin. Die 16-Jährige spielt das Tambourin und die Triangel. "Wir sagen immer scherzhaft, sie drückt unseren Altersdurchschnitt", sagt Lehmann, der als Berufsschullehrer in Bernburg arbeitet. Tatsächlich sind die Güstener Schotten zwischen 39 und 62 Jahren alt. So gut wie jedes Wochenende fahren sie zu Auftritten, meist mehrere an einem Tag. "Wir haben zwischen 250 und 300 Anfragen im Jahr", sagt Schotte Lehmann. Für Proben bleibt da nicht viel Zeit. Zwei hatten sie in diesem Jahr. "Die beste Probe ist der Auftritt", sagt Lehmann. Der Dauereinsatz als Schotten ginge auch nicht ohne die Unterstützung der Frauen, die ihre Schotten häufig begleiten.
Die Schotten treten demnächst auf: am 15. August beim Bauernmarkt in Hecklingen, am 29. August beim Erntefest der HS Anhalt in Bernburg, am 5. September beim Bollenfest in Calbe, am 13. September beim Pflaumenkuchenmarkt in in Plötzkau.