Kampf in den eigenen CDU-Reihen Kampf in den eigenen CDU-Reihen : Uwe Schulze ist der Dritte im Bunde

Bernburg/Köthen/Bitterfeld - Das kam dann wohl doch einigermaßen überraschend. Der Landrat des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, Uwe Schulze, sieht seine politische Zukunft im Bundestag und verzichtet dafür auf eine neuerliche Kandidatur für das Spitzenamt im Kreis.
Das kündigte der CDU-Politiker am Montagabend offiziell an. „Es war ein langer und schwieriger Entscheidungsprozess - auch und gerade in der Familie.“ Am Ende sei es Zeit, dass er für den Wahlkreis Anhalt nach Berlin komme, sagt Schulze im Gespräch mit der MZ.
Zuvor hatte schon Frank Wyszkowski vom Bernburger Ortsverband seinen Hut in den Ring geworfen. Er sah sich gut gerüstet, gegen den momentanen CDU-Bundestagsabgeordneten Kees de Vries anzutreten.
Landesspitze sieht Wyszkowski gegen Kees de Vries lieber
Ob Schulze auf eine gute Chance gewartet hat, bis jemand den gebürtigen Holländer zum Wanken bringt, bleibt offen. Doch selbst Politiker aus der Landesspitze hatten sich dafür eingesetzt, dass Wyszkowski gegen Kees de Vries antritt, um frischen Wind in die Bundestagsarbeit zu bringen.
Wyszkowski reagierte gelassen auf den Schulze-Vorstoß. „Es ist ein demokratischer Prozess. Jeder kann sich um den Sitz im Bundestag bewerben, wenn er die Voraussetzungen erfüllt. Ich werde meine Kandidatur nicht davon abhängig machen, wer sich alles um die Nominierung bewirbt.“
Die CDU-Mitglieder sollten sich bei der Wahl eben nur die Frage stellen, ob sie jemandem die Chance auf einen Sitz im Bundestag geben, der für den gesamten Wahlkreis in Berlin sitzt und auch für den ganzen Wahlkreis sprechen möchte. „Ich möchte einen Wechsel herbeiführen“, so der Geschäftsführer des Acamed Resorts in Neugattersleben, das er von einem Unternehmensanhängsel in den roten Zahlen zu einem gewinnbringenden Unternehmen gemacht hat. „Wer einen neuen Politikstil haben möchte, dem biete ich die Alternative, die nicht seit Jahren im Politikbetrieb ist“, gibt er sich selbstbewusst.
Kritik an Bundespolitik
Ein Beweggrund Schulzes ist die Bundespolitik. Mit der Bundesregierung geht er hart ins Gericht und kritisiert deren Beschlüssen in der Flüchtlingskrise oder bei der Finanzierung des öffentlichen Gesundheitswesens. „Was in Berlin beschlossen und entschieden wird, muss am Ende durch die Akteure vor Ort auch umgesetzt werden. Dies wurde in den letzten Jahren allzu oft nicht beachtet.“
„Ich will an dieser Stelle meine Erfahrungen aus 20 Jahren Kommunalpolitik nutzen“
Um diesen Blick zu stärken, sei eine starke Stimme im Bundestag notwendig. „Ich will an dieser Stelle meine Erfahrungen aus 20 Jahren Kommunalpolitik nutzen“, erklärt der Mann, der seit 1990 in der Politik aktiv ist. Bis zu seiner Wahl zum Landrat des damaligen Kreises Bitterfeld im Jahr 2001 war er Mitglied des Landtages von Sachsen-Anhalt. 2007 wurde er Landrat des Kreises Anhalt-Bitterfeld. 2014 wurde er erneut in dieses Spitzenamt gewählt.
Mit der angekündigten Kandidatur Schulzes ändert sich auch die Welt von Kees de Vries. Der Mann aus Deetz sitzt seit 2013 für die CDU im Bundestag und möchte im nächsten Jahr sein Direktmandat im Wahlkreis 71 (Region Anhalt) verteidigen. Dass er sich auf Konkurrenz gefasst machen muss, war ihm zwar klar. Immerhin hatte Frank Wyszkowski seine Ambitionen bereits öffentlich gemacht. Doch mit Bewerber Uwe Schulze sieht die Sache ganz anders aus. „Ich weiß nicht, aus welchem Grund auch immer der Landrat seinen Hut in den Ring wirft. Das muss ich aber aushalten. Das ist Demokratie“, sagt de Vries.
Durchmarsch für Schulze?
Unter der Hand rechnen CDU-Mitglieder trotz mancher umstrittenen Entscheidung des Landrats - Thema ist zum Beispiel die Zukunft der Frauenklinik in Bitterfeld - mit einem Durchmarsch des gut vernetzten Schulze.
De Vries hingegen soll es vor allen Dingen beim konservativen Flügel seiner Partei schwer haben. Dabei soll es unter anderem um die deutliche Kritik des Deetzers an Lars-Jörn Zimmer gehen. Der Vize-Fraktionschef im sachsen-anhaltischen Landtag hatte sich mehrfach zu einer möglichen Zusammenarbeit mit der AfD geäußert. Das stieß de Vries bitter auf. Er kündigte schließlich sogar die Bürogemeinschaft mit Zimmer auf.
Wyszkowski sieht sich nicht chancenlos. Dass Schulze gut vernetzt ist und De Vries durch sein zwei Wahlperioden einen Vorteil hat, schreckt ihn nicht ab. Er habe Ideale und sei jung - und dass er eben nicht seit Jahren in der Politik gefangen sei, sehe er eher als Vor- als Nachteil. (mz)
