Jeden Tag gibt es ein dickes Küsschen
Bernburg/MZ/sw. - Und umgekehrt. Viele Bernburger haben bei dem Schwimmmeister in Neuborna, der 1968 das damalige Stadtbad mit aufbaute und später in Gerlebogk, Quellendorf und Glauzig (Kreis Köthen) tätig war, Schwimmen gelernt.
Das Paket war für ihn und seine Frau Liesbeth. Die beiden haben am Freitag vor 50 Jahren geheiratet. Grund, sich beschenken zu lassen: Während Liesbeth Schmidt beim Friseur war, haben ihre Kinder und Enkelkinder Schnittchen vorbereitet. Immer wieder hakt sich Liesbeth Schmidt bei ihrem Mann ein. Beide halten sich ganz fest. "Man muss froh sein, wenn man sich noch hat", sagt sie und schaut ihren Mann lieb an. Aus gutem Grund: Gemeinsam haben sie zuletzt ihre schwere Erkrankung überstanden. Zumindest geht es der 74-Jährigen wieder richtig gut.
Die Kleinwirschleberin und der gebürtige Danziger, der über Cuxhaven und Hamburg nach Bernburg kam, haben sich 1956 im Kombinat "Schwarze Pumpe" kennen und lieben gelernt. Ein halbes Jahr später war Hochzeit. Noch heute gibt es jeden Tag ein Küsschen. Und es wird viel geredet. "Egal, worüber wir uns unterhalten. Wir landen immer beim Schwimmen", lacht Liesbeth Schmidt. Obwohl sie die Leidenschaft ihres Mannes nicht immer begeistert hat.
Immer war er unterwegs, auch an Wochenenden und Feiertagen. Harry Schmidt, der sowohl Maurer beim BMK als auch Fleischer und unter Tage im Kaliwerk gearbeitet hat, bewundert seine Frau, wie sie die Erziehung der drei Kinder (zwei Söhne, eine Tochter), den Haushalt sowie die Arbeit als Sekretärin gemeistert hat. Die Kinder und Enkelkinder fanden hingegen toll, dass Schmidt mit Herz und Seele Schwimmmeister war. Die ganzen Ferien haben sie im Schwimmbad verbracht, erinnert sich Tochter Sabine, die mit etwa zwei Jahren schwimmen lernte. "Ich wurde ins Wasser geschubst. Da musste ich es eben können", erzählt sie.
Vielen hat Sabines Vater beigebracht, sich über Wasser zu halten. Und auch 30 bis 35 Leute aus dem Wasser gezogen, wie eine betrunkene schottische Urlauberin in Gerlebogk. Überhaupt. Leute, die Alkohol trinken und baden gehen, kann er nicht verknusen. "Das ist eine gefährliche Verbindung", sagt Schmidt. Er selbst hat ein einfaches Motto - ohne Zigaretten und Alkohol: "Immer herzlich lachen und vernünftig leben."
Das Lachen fällt einem bei Schmidt nicht schwer. Gern würde er "Diätenhucker" bei Angela Merkel werden, sagt er. Aber dafür sei er wohl zu alt, schmunzelt der 72-Jährige. Nicht zu alt ist er für den Sport. Während er sich früher mit Schwimmen, Boxen und Judo fit hielt, gehört heute das Rad fahren dazu. Wenn keine Badesaison ist, setzt er sich auf seinen Drahtesel, fährt bis Köthen oder Dessau. Oder er bastelt in seiner kleinen Werkstatt im Keller, spielt auf seiner "Quetschkommode" oder kümmert sich um den Garten. "Er hat Hummeln im Hintern," sagt Liesbeth Schmidt.