In der Stretchlimousine zum Spalier «meiner Mädels»
Bernburg/MZ. - Ein Team aus Vereinsmitgliedern des Bernburger Ruderclubs hatte die Geburtstagsüberraschung seit März eingefädelt. Dazu gehörte auch, dass "Uschi" stilecht mit einer Stretchlimousine von zu Hause abgeholt wurde. "Ich habe mit der üblichen kleinen Geburtstagsrunde im Bootshaus gerechnet", erzählt Frau Fischbach, die dem ganzen Trubel ein bisschen aus dem Weg gehen wollte und an ihrem Ehrentag zu Freunden in den Schwarzwald "flüchtete".
Was sie bei ihrer Rückkehr erlebte, wird sie nie vergessen: "Es war die größte Freude, die man mir machen konnte." Die anschließende "Übungseinheit" mit den ehemaligen Ruderinnen, von Uschi Fischbach nur "meine Mädels" genannt, die aus ganz Deutschland angereist waren und inzwischen Mütter und Großmütter sind, erlebte die gebürtige Bernburgerin "wie im Traum". Noch einmal ruderten ein kompletter Achter und drei Vierer über die Saale. Uschi Fischbach fuhr, genau wie vor gut 30 Jahren, im Motorboot voraus.
1950 ist die Bernburgerin, nachdem sie zunächst mit Leichtathletik und Turnen beim TV Askania begonnen hatte, durch eine Freundin zum Rudern gekommen. Allerdings ging es damals vorwiegend zum Vergnügen, zum Wanderrudern, auf die Saale. An die Fahrten mit den Gig-Booten bei Mondschein und mit Schifferklavier erinnert sie sich noch heute gern. "Wer einmal Blut geleckt hat, bleibt dabei", versucht sie, die Faszination Rudern zu erklären. Sechs Jahre später beendete sie ihre aktive Laufbahn und wurde Übungsleiterin. Fast täglich ging die gelernte Holzfachfrau, die 1970 in Berlin mit der Friedrich-Ludwig-Jahn-Medaille für ihre Verdienste ausgezeichnet wurde, nach der Arbeit zur BSG Einheit, wo sie die "Mädels" zwischen 13 und 18 trainierte. "Es hat mir immer Spaß gemacht, Mannschaften aufzubauen", sagt sie. Vor allem dann, wenn sich das Training auszahlte und die Boote erfolgreich von den Spartakiaden zurückkehrten.
Nach einem Unfall während einer Regatta in Lobenstein, in dessen Folge sie zehn Monate im Krankenhaus verbrachte, beendete sie 1990 ihre Übungsleitertätigkeit. "Irgendwann muss auch mal Schluss sein", erkannte sie damals. 2000 ist sie auch aus der Regattaleitung des Bernburger Ruderclubs (RC) zurück getreten. Doch der RC ohne Uschi Fischbach? Undenkbar. Noch immer steht das Energiebündel, dem man die 80 Jahre nicht anmerkt, zur Verfügung, wenn es gebraucht wird, hilft bei der Organisation des Ruderballs und macht immer montags mit anderen Frauen zusammen Sport im Bootshaus. "Die Gemeinschaft hat uns immer stark gemacht", sagt sie über die Ruderer. Sie möchte noch lange dazu gehören.