In der Stahlkugel nach Paderborn
Bernburg/MZ. - In den letzten Tagen ging es von Aken nach Drosa und von dort in den Salzlandkreis. Drossels ungewöhnliches Fortbewegungsmittel entstand aus der Idee heraus, seinen Job als Gestalter mit gesellschaftlichen Problemen zu verknüpfen.
"Mit diesem Projekt haben wir Kunst mit sozialem Engagement verbunden", erklärt der gebürtige Dorstener (Nordrhein-Westfalen). Beruflich formt er aus Stein, Holz und eben Stahl individuelle Möbel. Sein Laufprojekt hat er in Zusammenarbeit mit der Sozialpsychiatrischen Initiative Paderborn ins Leben gerufen. Unterstützt wird er von seinem Mitarbeiter Tobias Seesing und Praktikant Marius Henke, die neben ihm mit Begleitfahrzeug, Fahrrad oder auch mal selber in der Kugel unterwegs sind.
"Innere Balance", so hat Drossel seinen Lauf getauft. "Die Kugel, in der man beim Laufen förmlich eingesperrt ist, soll ein Symbol sein", versucht Seesing die Idee zu umschreiben. "Einerseits stellt sie Zurückgezogenheit dar. Gleichzeitig demonstrieren wir auf unserem Weg aber, wie viel Aufmerksamkeit und Unterstützung man aus eigener Kraft erreichen kann", fährt Seesing fort.
Mit einem Durchmesser von 2,10 Metern und dem Gewicht von 120 Kilogramm ist der Stahlkörper nicht gerade ein bequemes Vehikel, auf Straßen darf man sich mit diesem Ungetüm nicht fortbewegen. Für die Strecke Berlin - Paderborn hat sich Drossel entschieden, weil er sie durchweg auf dem Europaradweg R1 zurücklegen kann. "Wir fahren auch noch in Richtung Harz und ich hoffe, dass wir da nicht ungewollt den Rückwärtsgang einlegen", witzelt Drossel.
Startschuss seiner Tour war am 14. Juli vor dem Brandenburger Tor. Am 18. August will er in Paderborn ankommen, um die Stahlkugel auf dem Nordrhein-Westfalen-Tag zu versteigern. "Wenn genug zusammen kommt, würde ich gerne eine Stiftung für psychisch Kranke gründen", verrät Drossel. Daneben habe er weitere Ziele. Nächstes Jahr will er, sobald die finanzielle Absicherung gewährleistet ist, mit seiner Kugel nach Österreich und über die Alpen nach Rom.
"Die Route geht durch das Gastgeberland der Europameisterschaft bis hin zur Hauptstadt des Weltmeisters", erklärt der offensichtliche Fußballfan. Damit nicht genug, strebt er 2010 eine Tour nach Südafrika an, dem Gastgeber der dann stattfindenden Weltmeisterschaft. Dafür sammelt er schon jetzt, auf den Etappen.
So versammelten sich zum Beispiel in Aken die Spieler des TSV Elbe auf dem Vereinsgelände. Zusammen mit Dietmar Jähnig und Toralf Fiedler überreichen sie Drossel mehrere Paar Schuhe und zwei Spielbälle. Mehr als 200 Paar, so Drossel, seien schon zusammen gekommen. Er will sie dem südafrikanischen Botschafter überreichen, als Geste für eine gelingende Weltmeisterschaft 2010.
Aber bis es soweit ist, haben er und seine Begleiter noch einen langen Weg vor sich. "Wir mussten schon gestern Abend eine Menge schweißen, und wenn das so weiter geht, wird unsere Kugel immer schwerer", beschreibt Seesing. Schon jetzt ist es eine enorme körperliche Belastung.