Hopfenanbau im Salzlandkreis Hopfenanbau im Salzlandkreis: Grünes Gold für 25 Millionen Flaschen Bier

Weddegast - Das beeindruckende grüne Hopfenfeld ist schon von Weitem zu sehen. Direkt an der neuen B 6n im Poleyer Ortsteil Weddegast ist das einzige Hopfenanbaugebiet im Salzlandkreis und eines der nördlichsten in ganz Deutschland zu finden. Dennoch sorgen der humus-und nährstoffreiche Boden sowie das milde Klima für ein beinahe optimales Wachstumsklima. Auf einer etwa 40 Hektar großen Fläche, im vergangenen Jahr um zwölf Hektar erweitert, gedeiht die wichtigste Zutat für das Bier.
Der Hopfen gehört zur Familie der Hanfgewächse. Er ist zweihäusig, das heißt, es gibt sowohl weibliche als auch männliche Pflanzen. Im Anbau befinden sich nur die weiblichen, denn nur sie haben die lupulinhaltigen und aromareichen Dolden. Hopfen erreicht erst im dritten Anbaujahr seinen vollen Ertrag und hat eine etwa 15-jährige Lebensdauer.
Für mehr als 50 Jahre konzipiert
In diesem Jahr sind trotz langer Trockenheit dank der Beregnung die Bestände in den Hopfengärten bei Weddegast zufriedenstellend. Nach dem Hopfenanleiten, wenn die schweißtreibenden Frühjahrsarbeiten beendet sind, können die Pflanzer erstmal aufatmen - der Hopfen hat den Weg nach oben gefunden. Anleiten nennt sich das Aussortieren der besten vier bis sechs Triebe, die dann auf einen Draht gewickelt werden. Zu sehen ist eine sieben Meter hohe Gerüstfläche mit 420 Betonmasten, Stahlnetz und Bewässerungsanlage. Die Anlage ist für mehr als 50 Jahre konzipiert und wird durch die Agrargenossenschaft Baalberge bewirtschaftet.
Die rund 600 Meter langen Reihen, getrennt durch die Wege für die Durchfahrten, bedürfen einer ständigen Pflege und Kontrolle. Hier wachsen insgesamt über 80 000 Pflanzen der Sorte Hallertauer Magnum und Herkules, erweitert im vorigen Jahr durch die Aroma-Sorten Perle und Saazer.
Auf Initiative des verantwortlichen Hopfenmeisters Hagen Demmel ist auch ein kleiner Zuchtgarten angelegt worden, wo Pflanzgut für den eigenen Nachbau kultiviert und hinsichtlich Virusfreiheit erprobt wird. Die eigene Vermehrung hilft auch, die beachtlichen Pflanzmittelkosten zu senken.
Für 25 Millionen Flaschen Bier
Bei guten Bedingungen waren im vorigen Jahr um die 80 Tonnen Hopfen geerntet worden, aus denen gut 25 Millionen Flaschen Bier gebraut werden können. Der Weddegaster Hopfen wird aber nicht direkt an Brauereien verkauft, sondern an die Hopfenverwertungsgesellschaft Wolnzach in Bayern und in diesem Jahr an eine Genossenschaft in Spalt (Fränkische Seenplatte).
Der Anbau am Standort Weddegast hat eine lange Tradition. „Seit den 50er Jahren wird hier durchgehend Hopfen angebaut“, erklärt Eckhard Mädchen, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Baalberge. Die Fläche ist vom früheren volkseigenen Gut angelegt worden, später an die LPG-Pflanzenproduktion übergegangen und wird seit der Gründung der Baalberger Agrargenossenschaft von selbiger bewirtschaftet. Die vorhandenen Anlagen im Erntezentrum, zum Beispiel in der Pflückhalle, wo der Hopfen aufbereitet, getrocknet und in Ballen gepresst wird, wurden kontinuierlich modernisiert und erweitert. „Bei den geringen Niederschlägen am Standort ist die Bewässerungsanlage ein unschätzbarer Vorteil“, sagt der verantwortliche Abteilungsleiter Dirk Schumacher. Die computergesteuerte Tröpfchenbewässerung habe sich bewährt. Gespeist wird die Beregnung über einen großen Vorratsbehälter und eine Pumpstation in Baalberge. Im Hopfenbau hat die Dokumentation produktionstechnischer Maßnahmen lange Tradition. Seit Jahren muss jeder verkauften Partie ein Bogen mit allen durchgeführten Pflanzenschutzmaßnahmen beigefügt werden, die Auskunft über den Werdegang gibt.
Maurice Ullmann ist zuständig für den Pflanzenschutz in der Agrargenossenschaft und sorgt sich auch insbesondere um einen gesunden Hopfenbestand. Ein Qualitätsmanagementsystem versteht sich als „Fitness-Programm“ für den zukunftsorientierten Hopfenbaubetrieb, der zertifiziert und Mitglied im Hopfenring-Verein ist. Ein sogenannter Ringfachberater unterstützt und überprüft den Verbesserungsprozess vor Ort mit Seminaren und Lehrgängen. In den Jahren 2013 und 2014 erhielt der Betrieb die Urkunde als Deutscher Siegelhopfen im Anbaugebiet Elbe-Saale (Sortensieger Herkules) - eine besondere Auszeichnung.
Ernte in knapp 30 Tagen
Die Ernte beginnt im September und wird auf 40 Hektar knapp 30 Tage dauern. „Wir ernten dann rund um die Uhr, auch am Wochenende“, blickt Hopfenmeister Hagen Demmel voraus. Der Hopfen wird zwar mechanisch eingebracht, ganz ohne Menschen geht es aber doch nicht. Es sind ein Dutzend Helfer im Einsatz. Die Saisonkräfte, vorwiegend aus Polen, reisen teilweise seit 20 Jahren an. In der ehemaligen Hopfendarre sind nach Angaben der Agrargenossenschaft für sie komfortable Wohnbedingungen geschaffen worden. Und sie würden den vorgeschriebenen Mindestlohn erhalten. (mz)