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Hochschule Anhalt  Hochschule Anhalt : Wildpflanzen gegen Extreme

Von Frauke Holz 21.09.2016, 09:53
Jonas Geurden, Bachelorstudent im Bereich Naturschutz und Landschaftsplanung, erfasst am steilen Saalhäuser-Weinberg den gegenwärtigen Vegetationszustand. Dort sollen künftig robuste Schafrassen zur Beweidung der Weinberge eingesetzt werden. Sie werden abwechselnd auf der Streuobstwiese an der Saale und im Weinberg weiden.
Jonas Geurden, Bachelorstudent im Bereich Naturschutz und Landschaftsplanung, erfasst am steilen Saalhäuser-Weinberg den gegenwärtigen Vegetationszustand. Dort sollen künftig robuste Schafrassen zur Beweidung der Weinberge eingesetzt werden. Sie werden abwechselnd auf der Streuobstwiese an der Saale und im Weinberg weiden. Anita Kirmer

Bad Kösen/Strenzfeld - Es ist das nördlichste Weinanbaugebiet Deutschlands und zugleich eines, das im Laufe seiner mehr als 1000-jährigen Tradition an Qualität gewonnen hat - nicht nur Dank des Könnens der Winzer, sondern auch wegen des Klimawandels. Denn höhere Durchschnittstemperaturen und mehr Sonne, das bekommt den Reben in der Saale-Unstrut-Region.

Nicht so hingegen die Schattenseiten des Klimawandels. So wirken sich Starkregen und lange Trockenphasen teilweise verheerend aus; Schädlinge vermehren sich, Bodenerosion und Wasserstress für die Reben nehmen zu.

Im Rahmen eines von der Europäischen Union geförderten Projektes sollen unter der Federführung der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH an den Klimawandel angepasste Bewirtschaftungsweisen im Weinbau entwickelt werden, die einen Erosionsschutz bieten und zum Erhalt sowie zur Entwicklung der biologischen Vielfalt beitragen (siehe „Partner in Bernburg“).

Während das Landesweingut Kloster Pforta neue Produktionsverfahren und Anbautechniken erproben will, wird die Jena-Geos-Ingenieurbüro GmbH hochauflösende Weinbergsbodenkarten erstellen und das Erosionsrisiko für die drei Versuchsstandorte erfassen.

Die Hochschule Anhalt wiederum will während des 48-monatigen Projektes auf zwei insgesamt fünf Hektar großen Versuchsflächen neue regionale, standortangepasste, robuste Wildpflanzensaatmischungen zur Begrünung der Gassen entwickeln und die Beweidung von Rebflächen durch Schafe testen, wie Hochschulmitarbeiterin Anita Kirmer berichtet.

„Die Idee ist, Arten zu finden, die mit dem Klimawandel umgehen können.“ Gemeinsam mit Professorin Sabine Tischew und Sandra Mann betreut sie das Projekt von Hochschulseite.

Ansaat bereits erfolgt

Eine erste Ansaat am Köppelberg ist bereits erfolgt. Im August wurden zur Gassenbegrünung eine konventionelle Weidelgrasmischung und zwei Kalkmagerrasenmischungen verwendet. „Letztere sind extrem trockene Standorte gewohnt“, sagt Anita Kirmer. Daher stehen sie auch nicht in Wasserkonkurrenz zu den Reben.

Eine hübsche Mischung

Gut 50 Wildpflanzenarten, darunter Edelschafgarbe, Wundklee und Sonnenröschen, sind in diesen Mischungen vertreten. „Wenn die alle blühen, sieht es zudem richtig hübsch aus.“ Ein Blickfang - aber das Augenmerk liegt nicht auf dem Blütenreichtum, sondern darauf, wie sich diese Maßnahme auf Biodiversität, Nützlinge, Erosion, Wasserhaushalt und letztlich auch Rebgesundheit, Mostqualität und Ernte auswirkt.

Ähnliches soll am Saalhäuser, einem sehr steilen und zudem steinigen Weinberg, getestet werden. Dort wird ab kommendem Jahr die Schafbeweidung in den Fokus gerückt. Die tierischen Weinbergshelfer sollen dazu beitragen, den Maschineneinsatz in den Steillagen zu reduzieren. Die Schafe entfernen die Stockaustriebe und entblättern die Traubenzone, wodurch die Handlese erleichtert wird und die Trauben nach Regen schneller abtrocknen und weniger leicht faulen.

Über den Winter hinweg wird der Weinberg sich selbst überlassen. Erst ab März sind die Hochschulmitarbeiter, auch mit Studenten, wieder häufiger vor Ort, um Tiere sowie Pflanzen zu beobachten und diese Entwicklungen zu dokumentieren. Bis dahin heißt es abwarten - und gegebenenfalls ein Glas Wein trinken ...

(mz)

Bereits im August ist die erste Kalkmagerrasenmischung, bestehend aus 50 Arten, am Köppelberg mit einer speziellen Maschine angesät worden.
Bereits im August ist die erste Kalkmagerrasenmischung, bestehend aus 50 Arten, am Köppelberg mit einer speziellen Maschine angesät worden.
Anita Kirmer
Am Köppelberg wird eine Saatgutmischung ausprobiert, die einen besseren Erosionsschutz bietet.
Am Köppelberg wird eine Saatgutmischung ausprobiert, die einen besseren Erosionsschutz bietet.
Anita Kirmer