Heinz Rudolf Kunze im Schloss Bernburg Heinz Rudolf Kunze im Schloss Bernburg: Ein Portrait für "25 Jahre Deutsche Einheit"

Bernburg - Heinz Rudolf Kunze, der Rockpoet, der nachdenkliche Liedermacher, der immer ein wenig zurückhaltend wirkt - und dennoch ein Schwergewicht ist in der Künstlerszene Deutschlands. Kunze war am Samstag im Museum Schloss Bernburg. Der Grund war eigentlich seine Frau. Denn die hatte doch beim Aufräumen des Dachbodens im Hause Kunzes einen Karton gefunden. „Guck mal. Das ist doch was für die Ausstellung in Bernburg zu 25 Jahre Deutsche Einheit.“ Kunze hörte auf seine Frau und das zum Glück.
Heinz Rudolf Kunze wurde 1956 im Flüchtlingslager Espelkamp geboren, studierte ab 1975 Germanistik und Philosophie in Münster und Osnabrück und lebt nun in der Nähe von Hannover. Die Familie Kunze stammt aus Guben (Niederlausitz) und Berlin. Seine künstlerische Laufbahn startet Kunze am 9. November 1980 mit der Teilnahme am Pop-Nachwuchs-Festival im Stadttheater Würzburg. Er wurde zu einem Preisträger in der Sparte „Folk, Lied, Song“ gekürt.
Es ist wahre Deutsche Zeitgeschichte, die zu sehen ist. 1989 entstand in Kooperation mit westdeutschen Kulturministerien und der DDR die Rockpoeten-Tour mit Jule Neigel, Purple Schulz, Ulla Meinecke und eben Heinz Rudolf Kunze. Sie führte durch viele Großstädte im Osten des Landes. Die Tour mündete am 22. August 1989 in Ost-Berlin Weißensee in einem Konzert vor 120.000 Menschen und einer Live-Übertragung in der ARD. Es war einzigartig. Und dann der Mauerfall. „Ein Vierteljahrhundert ist das alles schon wieder her, unglaublich. Damals dachte ich nicht, dass ich das noch erlebe, meine Kinder vielleicht. Ich mahne zu intensiver Auseinandersetzung und warne vor oberflächlicher oder arroganter Geschichtsfälschung“, kommentiert Kunze den Anlass der Ausstellung.
Abstecher ins Schloss
Heinz Rudolf Kunze nutzte am Samstag einen Auftritt in Schönebeck, um einen privaten Abstecher ins Schloss Bernburg zu machen. Dass sich doch einige Besucher einfanden, um ihn zu sehen, überraschte den Künstler eher. Er war gar nicht vorbereitet auf großen Rummel.
Kunze hinterließ aber noch etwas. Sein großes Porträt an der Mauerbühne unterzeichnete er und ließ sich von Besuchern auch ablichten. Mit Torsten Sielmon, Mitarbeiter des Museums, ging er durch die Sonderausstellung „Künstler.Bühne.Show.“
Und auch einige Erinnerungen wurden bei ihm wach. „So einen Löwen habe ich auch“, schmunzelt Kunze, als er einen goldenen Löwen sah. Es war der Löwe von Radio Luxemburg. Das war ein Hörfunk- und Fernsehpreis, den der Sender Radio Luxemburg bzw. RTL-Radio an Künstler aus dem Bereich des Schlagers und der Popmusik vergab. In seiner Ecke, die er sich mit Jule Neigel teilt, merkte man ihm an, dass die Geschichte nicht spurlos an dem Künstler vorbeiging. „Ein sehr emotionaler Moment, meine Ausstellungsstücke nach 25 Jahren in der tollen Ausstellung hier zu sehen“, so Kunze. (mz)