Gothic-Fotograf Gothic-Fotograf: Der Wolf und die dunklen Schönheiten

bernburg/MZ - Es ist wieder einer dieser Tage, an denen Andreas Wolf durch Bernburg spaziert. Sich umsieht. Und nicht lange zögert, um ihn zu entdecken - den perfekten Platz für ein Fotoshooting. An vielen Stellen in der Saalestadt hat der Fotograf mit der eckigen Brille und dem langen Bart seine Models schon posen lassen. Aber nicht im gelben Sommerkleid oder in Jeansshorts, sondern zumeist im düsteren Schwarz. „Es ist der Reiz der Vielfalt, der sich in der Schwarzen Szene bietet“, begründet Wolf sein Faible für Gothic-Fotografie.
„Wir versuchen, eine gewisse Stimmung zu erzeugen“
Und damit steht der 33-jährige gelernte Drucker aus der Stadt Mansfeld ganz und gar nicht allein da. Bevor er auf den Auslöser seiner Kamera drückt, hübscht seine Freundin - eine Bernburger Friseurin - die Damen von Kopf bis Fuß auf. Zum Beispiel mit üppigen Barockfrisuren. Manchmal stecken darin auch Metallhirsche oder baumeln Weihnachtskugeln herab. „Wir versuchen, eine gewisse Stimmung zu erzeugen“, erklärt der Fotograf, der per Zufall zu diesem doch ungewöhnlichen Hobby kam und der mit dem Aufstieg zum Brocken zu tun hat. Dort hatte er nämlich vor acht Jahren ein paar Schnappschüsse mit der Kamera gemacht. „Weil sie wirklich gut geworden sind, habe ich dann angefangen, mich mit dem Fotografieren zu beschäftigen“, erzählt Wolf.
Inzwischen hat sich der Gothic-Fotograf einen Namen in der Szene gemacht. Um vor seine Linse zu kommen, nehmen die Fotomodelle zum Teil weite Wege in Kauf. Aus Fürth, Leipzig und Zeitz kamen sie schon für ein Shooting in die Saalestadt. Doch allein mit „Knipsen“ ist es nichts getan: „Manchmal sitze ich danach noch bis zu 40 Stunden vor den Bildern, um sie zu bearbeiten.“
Das Wasserkraftwerk ist sein Lieblingsplatz in Bernburg
Der nächste Fotoordner wartet schon. Denn erst am vergangenen Wochenende sorgte sein Fotoshooting im Rosenhag in Bernburg für staunende Blicke bei den vorbeilaufenden Spaziergängern. „Meist bekomme ich aber positive Reaktionen“, sagt Wolf, der am liebsten in historischen, gern auch verlassenen Gebäuden den Auslöser betätigt. Leider würden die Ruinen, die sich dafür eignen, immer weniger. Bei seinem Lieblingsplatz in Bernburg muss er nicht lange grübeln: „Das Wasserkraftwerk!“ Zwischen Maschinen und Glasfront hatte sich das Modell im vergangenen Jahr kurz vor dem schweren Hochwasser in Szene gesetzt. „Toll war aber auch ein Shooting im Schloss Mansfeld“, sagt Wolf, der zu dem Gebäude eine besondere Bindung hat. Denn bevor er seine große Leidenschaft zum Fotografieren entdeckte, war er viele Jahre Mitglied des Mittelaltervereins, der sich mit dem Vollkontaktschwertkampf beschäftigte.
Wenn heute zwischen den Shootings Freizeit bleibt, steigt Andreas Wolf mit seiner Freundin ins Auto und taucht ab und zu in einen Club der Schwarzen Szene in Halle ab. Und meistens zu Pfingsten gönnen sich beide einen Ausflug zum weltweit größten Gothic-Treffen - dem WGT in Leipzig, bei dem auch schon einige seiner Bilder veröffentlicht wurden. Und irgendwann, da ist er sich sicher, wird es auch eine erste Ausstellung von ihm geben.
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