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Gleichstrom-Leitung durch Sachsen-Anhalt Gleichstrom-Leitung durch Sachsen-Anhalt: 500.000 Volt im Erdkabel

Von Maximilian Mühlens 19.10.2016, 10:54
Das Kabel, das verlegt wird, besteht in der Mitte aus Kupferadern und hat verschiedene Ummantelungen.
Das Kabel, das verlegt wird, besteht in der Mitte aus Kupferadern und hat verschiedene Ummantelungen. Pülicher

Könnern - Die Zahlen des Projektes sind gigantisch, vor allem aber die bislang kalkulierten Kosten: Vermutlich mehr als fünf Milliarden Euro kostet die neue Stromtrasse mit dem Namen „Sued-Ost-Link“, die Windenergie aus Nord- und Ostdeutschland nach Bayern transportieren soll. Dabei sind die 5 Milliarden Euro eine reine Spekulation, ganz genau können diese noch nicht beziffert werden.

Die Gleichstromverbindung zwischen Sachsen-Anhalt und Bayern, die 580 Kilometer lang werden soll, verbindet Wolmirstedt nördlich von Magdeburg mit dem Kraftwerksstandort Isar bei Landshut. Rund 150 Kilometer der neuen Trasse führen dabei durch Sachsen-Anhalt - einige Kilometer davon auch an Bernburg und Alsleben beziehungsweise Könnern vorbei.

Noch vor der Einreichung des ersten Genehmigungsantrages möchte Netzbetreiber „50Hertz“ seine Planungen mit den Bürgern vor Ort diskutieren, weshalb er auf diese direkt zugeht und entlang der möglichen Trasse zu Infoveranstaltungen einlädt. 50Hertz ist für die Projektumsetzung in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen verantwortlich.

Alleine in Sachsen-Anhalt sind von den sogenannten Infomärkten sechs geplant, am Montag informierte der Netzbetreiber im Kulturhaus Könnern über sein Vorhaben. Das Interesse seitens der Bevölkerung war aber eher mau. „Die Resonanz ist leider verhalten“, formulierte 50Hertz-Pressesprecher Axel Happe gegenüber der MZ diplomatisch.

Dabei ist für den Netzbetreiber der Dialog mit den Menschen entlang der geplanten Trasse wichtig. „Wir wollen aufklären, erhoffen uns aber auch Hinweise von den Bürgern, was wir vielleicht noch nicht beachtet haben“, so Happe.

Der ungefähre Verlauf der Gleichstrom-Trasse

Noch stehen die genauen Trassenverläufe nicht fest, Vorzugsvarianten existieren bereits. Die Stromtrasse soll weitestgehend unter die Erde gelegt werden, vorrangig sollen dafür freie Flächen neben Autobahnen und Bahnstrecken genutzt werden. Der „Sued-Ost-Link“ soll eine Gleichstromverbindung werden. „Bei einer Gleichstromverbindung gibt es mehrere Vorteile“, erklärte Axel Happe, „man kann diese Leitung besser regeln und außerdem kann über diese mehr Strom transportiert werden bei geringen Verlusten“.

500.000 Volt Spannung wird die neue Leitung haben. Je höher die Spannung ist, desto mehr Strom kann transportiert werden - die Trasse wird sozusagen eine Stromautobahn. Mit der Gleichstromleitung geht der Netzbetreiber technologisch neue Wege.

Üblicherweise wird Strom als Drehstrom (Wechselstrom) übertragen. Dies lohnt sich aber nur für kurze und mittlere Distanzen. Die Kabel, die verlegt werden, bestehen in der Mitte aus Kupfer und haben verschiedene Ummantelungen.

Neben dem „Sued-Ost-Link“, der den Osten Deutschlands abdeckt, werden zeitgleich von anderen Netzbetreibern auch in der Mitte und im Westen Deutschlands vergleichbare Gleichstrom-Trassen geplant. „Der Grund für den Bau dieser Trassen ist die Energiewende“, erklärt der 50Hertz-Sprecher. Die alternativen Energien müssen von den Orten, an denen sie produziert werden, im Falle des „Sued-Ost-Link“ im Norden Deutschlands, bis nach Bayern, wo die Windenergie gebraucht wird, transportiert werden.

„Im Norden werden die alternativen Energien durch Windkraft, im Süden vor allem durch Photovoltaik gewonnen“, so Happe. Der Bedarf an Energie wächst stetig weiter, weil die Städte immer größer werden - daher sind Trassen, wie der „Sued-Ost-Link“ unausweichlich. Noch befinden sich die Planungen für die Trasse im Anfangsstadium. „Wir schauen gerade, wo wir am besten die Trasse lang laufen lassen. Dafür haben wir verschiedene Varianten mit einem jeweils 1.000 Meter breiten Korridor herausgefiltert“, erklärt Axel Happe und zeigt dabei auf eine Karte, die die möglichen Trassen zeigt. Deutlich zu erkennen ist dabei, dass eine auch an Könnern vorbeiführt.

„Mit Erdkabel drei- bis achtmal teurer“

Im ersten Quartal des kommenden Jahres möchte 50Hertz der Bundesnetzagentur in Bonn einen Vorschlag präsentieren. Diese hat dann das letzte Wort über den genauen Verlauf und prüft den eingereichten Vorschlag durchgehend. Für 2019 ist die Bundesfachplanung geplant, drei Jahre später das Planfeststellungsverfahren, kurze Zeit später, also auch im Jahr 2022 soll mit dem Bau der Trasse begonnen werden. 2025 soll laut Plan der erste Strom über den „Sued-Ost-Link“ transportiert werden.

In einem früheren Projektentwurf waren vor allem Freiland-Leitungen mit bis zu 70 Meter hohen Masten vorgesehen. In Bayern, Thüringen und auch in Sachsen-Anhalt führte dies zu zahlreichen Bürgerprotesten, weshalb der Plan vor allem auf Druck von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer überarbeitet wurde. In Folge dessen sollen nun Erdkabel verlegt werden. Diese sind zwar später nicht sichtbar, dafür aber auch viel teurer. „Mit Erdkabel wird es ungefähr um das drei- bis achtfache teurer“, schätzt Axel Happe von 50Hertz.

Die Kosten für den Bau werden später auf den Strompreis umgelegt - vor allem auf die Verbraucher, die von der neuen Trasse profitieren werden. „Die Mehrkosten, die durch den Wechsel von Freilandleitungen hin zu Erdkabeln entstehen, werden bundesweit auf den Strompreis umgelegt“, erklärt Pressesprecher Happe.

Von der späteren Trasse wird man kaum etwas sehen. Alle 800 Meter werden gelbe Schilder oder kleine Gullydeckel die Trasse verraten. Die Zugänge nach jedem Kabelende braucht der Netzbetreiber für etwaige Reparaturen. „Am sichtbarsten wird die Trasse in einem Wald sein“, verrät Happe. Die dann entstehende Schneise wird das markanteste Merkmal der Trasse sein. „Entlang der Leitung dürfen auf einem 20 Meter breiten Streifen keine Bäume mit tiefen Wurzeln stehen“, so Happe.  (mz)

Das Kabel, das verlegt wird, besteht in der Mitte aus Kupferadern und hat verschiedene Ummantelungen.
Das Kabel, das verlegt wird, besteht in der Mitte aus Kupferadern und hat verschiedene Ummantelungen.
Pülicher
50Hertz-Sprecher Axel Happe (li.) und Lothar Grosser (re.) von 50Hertz im Gespräch mit Edgar Grund vom Bauernverband Sachsen-Anhalt.
50Hertz-Sprecher Axel Happe (li.) und Lothar Grosser (re.) von 50Hertz im Gespräch mit Edgar Grund vom Bauernverband Sachsen-Anhalt.
Pülicher