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Gesundheit Gesundheit: Positive Bilanz nach Wegfall der Praxisgebühr

Von felix filke 11.04.2013, 17:30
Angelika Zehnpfund ist Arzthelferin in der Praxis von Internist Wolfgang Heweker. Sie ist froh, dass die Praxisgebühr abgeschafft wurde.
Angelika Zehnpfund ist Arzthelferin in der Praxis von Internist Wolfgang Heweker. Sie ist froh, dass die Praxisgebühr abgeschafft wurde. pülicher Lizenz

bernburg/MZ - Auch wenn an der Gebühr durchaus nicht alles schlecht war, wie eine Umfrage unter Bernburger Ärzten zeigt.

„Für unsere Praxis ist der Wegfall eine deutliche Erleichterung“, sagt Allgemeinmedizinerin Christine Huschenbett. Das Einziehen des Geldes und Ausstellen der Quittungen sei ein bedeutender Arbeitsaufwand gewesen. Auch das Gefühl der persönlichen Sicherheit sei nun größer, schließlich hätten sich durch die in bar gezahlte Gebühr hohe Geldsummen in der Praxis befunden. Allerdings sieht die Ärztin nun die Gefahr, dass sich viele Patienten aufgrund der weggefallenen Überweisungspflicht den Weg zum Hausarzt sparen und wegen jeder „Bagatelle“ gleich den Facharzt aufsuchen. „Aber nicht jeder mit Rückenschmerzen sollte gleich zum Orthopäden gehen“, rät Christine Huschenbett. Auch die Allgemeinmediziner könnten durch angebotene Basisuntersuchungen und -therapien häufig helfen. Eine veränderte Patientenzahl konnte sie im ersten Quartal ohne Praxisgebühr übrigens nicht feststellen: „Die Zahlen sind seit 20 Jahren stabil.“

„Natürlich ist die Abschaffung der Praxisgebühr eine Erleichterung“, begrüßt auch Internistin Angelika Schürmann das Ende der Kassiererei. „Ich war ja so etwas wie eine Wechselstube.“

Ähnlich sieht es Wolfgang Heweker, ebenfalls Facharzt für Innere Medizin in Bernburg. Er ist froh, dass der zeitraubende Verwaltungsakt seit diesem Jahr wegfällt. „Wir haben das Geld für die Krankenkassen eingetrieben“, sagt der Facharzt und betont zugleich die monetäre Erleichterung für die Patienten. Er sei sich sicher, dass einige Patienten einen notwendigen Praxisbesuch nicht wahrgenommen haben, um die zehn Euro zu sparen.

Andererseits weist er auf den Umstand hin, dass die geforderten Überweisungen im Zuge der Praxisgebühr ein wichtiges Steuerungselement darstellten. Durch den wegfallenden Hausarztbesuch verliere dieser die Übersicht und damit Kontrolle über die Arztbesuche seines Patienten. „Die zentrale Versorgung über den Hausarzt geht verloren“, befürchtet Heweker. Aus diesem Grund rät er, sich auch weiterhin stets Überweisungen vom Hausarzt zu besorgen. „Wir sagen unseren Patienten immer, dass sie Überweisungen mitbringen sollen.“

Eine weitere Folge des Wegfalls sei nämlich, dass die Hausärzte nicht mehr alle Befunde ihrer spezialisierten Fachkollegen bekämen. „Bisher lief alles an einem Punkt zusammen, diese Kommunikation unter den Ärzten könnte nun wegfallen“, so der Mediziner.

Deshalb hätte man seiner Meinung nach das Thema „Abschaffung“ differenzierter angehen sollen. „Das hätte man zusammen mit Kollegen aus der Praxis erörtern müssen“, hält der Internist die Einstellung der Praxisgebühr für eine typische politische Entscheidung am grünen Tisch.