1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Gefährliche Blechsegel: Gefährliche Blechsegel in Bernburg: Wasserturm wird in diesem und nächstem Jahr umfassend saniert

Gefährliche Blechsegel Gefährliche Blechsegel in Bernburg: Wasserturm wird in diesem und nächstem Jahr umfassend saniert

Von Torsten Adam 02.01.2019, 12:06
Der Wasserturm wird in den Jahren 2019/20 umfassend saniert.
Der Wasserturm wird in den Jahren 2019/20 umfassend saniert. Pülicher

Bernburg - Die Wahrzeichen Bernburgs putzen sich heraus. Nach der Sicherung des Eulenspiegelturmes und der Sanierung des Esco-Salzförderturmes im vergangenen Jahr bekommt bald der nächste prägnante Bau der Saalestadt eine Frischzellenkur verordnet: der knapp 42 Meter hohe Wasserturm. Vor allem, weil Gefahr im Verzug ist.

„Wir mussten die Arbeiten seit Jahren aus Kostengründen immer wieder verschieben, weil andere Objekte es noch nötiger hatten“, sagt Hochbauamtsleiter Rüdiger Ihl. Nun aber dulde die Angelegenheit keinen Aufschub mehr. Denn von der Kuppel haben sich bei starken Winden zuletzt des öfteren Blechplatten gelöst, die unkontrolliert wie Frisbeescheiben zu Boden segelten. Zum Glück sei bislang kein Mensch zu Schaden gekommen, doch die Gefahr sei vorhanden. „Wir hatten bereits Versicherungsfälle“, verweist Rüdiger Ihl darauf, dass die Dachabdeckungen umliegende Objekte beschädigt hatten. Das Denkmal soll deshalb in zwei Bauabschnitten in diesem und im nächsten Jahr saniert werden.

Neue Kupferplatten für Haube

Laut aktueller Planung sollen die Arbeiten Ende März/Anfang April mit der Sicherung der Turmhaube beginnen. Die Stadt stellt dafür knapp 208 000 Euro aus eigenen Haushaltsmitteln bereit. Der Dachstuhl wird repariert, die Kuppel komplett neu mit Kupferblechen eingedeckt. Hochbauamtsleiter Ihl rechnet mit einer rund dreimonatigen Bauzeit. Bereits Anfang vorigen Jahres war der Wildwuchs rund um den Turm entfernt worden, um Platz für den notwendigen Gerüstbau zu schaffen.

Weiter gehen soll es dann im Jahr 2020 mit der Restaurierung des Turmschaftes. „Bis dahin wird es eine gewisse Stillstandszeit auf der Baustelle geben, weil die einzelnen Maßnahmen mit der Denkmalschutzbehörde abzustimmen sind“, erklärt Rüdiger Ihl. Vor allem an der Westseite des Turmes ist abgesprengtes Ziegelmauerwerk festzustellen - eine Folge von Witterungseinflüssen und Materialmangel zu DDR-Zeiten.

Der Wasserturm war 1873 erbaut und ein Jahr später eröffnet worden - damals noch am Rand der südwestlichen Wohnbebauung der Stadt. „Es wurde extra ein künstliches Plateau aufgeschüttet“, weiß der mit der Planung beauftragte Architekt Steffen Kopplin. Im Jahr 1896 sei der Turm dann um 6,50 Meter gewachsen, weil die Kapazität des Flachbodenbehälters nicht mehr ausreichte. „Er wurde durch einen viel größeren Hängebodenbehälter ersetzt, der nach oben offen ist.“ Nach fast einem Jahrhundert Nutzungsdauer wurde er schließlich 1994 offiziell stillgelegt, berichtet Steffen Kopplin. Der Turm sei letztmalig in den 1930er Jahren umfassend saniert worden. Ende der 1970er Jahre folgte noch einmal die Neueindeckung der Haube. „Bei Ausbesserungsarbeiten am Mauerwerk des achteckigen Turmschaftes zu DDR-Zeiten ist aus der Not heraus falsches Material verwendet worden“, sagt Rüdiger Ihl. Diese Folgen gelte es nun zu beseitigen. Die denkmalgerechte Herrichtung wird schätzungsweise 282 000 Euro kosten - Geld, das die Stadtverwaltung über das Fördermittelprogramm „Stadtumbau Ost“ auftreiben will. Insgesamt würde die Restaurierung des Wasserturmes, dessen Standsicherheit nicht gefährdet sei, damit also eine knappe halbe Million Euro kosten.

Nutzung für Mobilfunk

Heutzutage macht sich der Mobilfunkanbieter Vodafone das markante Wahrzeichen für seine Sendeantennen zunutze. Diese müssen wegen ihrer hohen Strahlung während der Arbeiten am Turm immer wieder mal abgeschaltet werden, kündigt Architekt Kopplin an. Ihm zufolge soll Ende 2020 alles fertig sein. Für den Verkehr auf den Straßen in unmittelbarer Nachbarschaft seien punktuelle Einschränkungen zu erwarten. Eine Vollsperrung sei nicht geplant. (mz)