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Geburten im Salzlandkreis Geburten im Salzlandkreis: Ameos nicht erste Wahl für Schwangere

Von Torsten Adam 30.09.2016, 15:40
2014 warb Ameos in Aschersleben damit, dass Schwangere ihren Babybauch bemalen könnten.
2014 warb Ameos in Aschersleben damit, dass Schwangere ihren Babybauch bemalen könnten. Ameos/Zaskochenko

Bernburg - Emil ist ein aufgewecktes, neugieriges Kerlchen. Und der Dreijährige, der die Kita „Marienkäfer“ besucht, ist an einem historischen Datum geboren worden: dem 13. August. Nicht nur ein trauriger Tag wegen des Mauerbaus 1961. An jenem 13. August endete auch die Geschichte von Klinik-Geburten in Bernburg. Emil, das 150. Baby des Jahres 2013 im Ameos-Klinikum der Saalestadt, war auch das letzte.

Stattliche 4.219 Gramm brachte der Junge bei seiner Geburt auf die Waage, machte seine Eltern Sophia und Sascha Ehrhardt glücklich. Für sie stand fest, dass ihr Sprössling in ihrer Heimatstadt zur Welt kommen und später wie sie selbst Bernburg als Geburtsort im Pass stehen haben soll. „Gerade beim ersten Kind ist man unsicher, ob man unter Wehen noch eine halbe Stunde im Auto sitzen soll“, begründet Mutter Sophia die damalige Entscheidung für Bernburg.

Die Kreisstadt hatte allerdings schon zu diesem Zeitpunkt einen entscheidenden Nachteil gegenüber Aschersleben und Schönebeck: die Schließung der Kinderstation im Jahr 2008. Mit dieser Entscheidung war der schleichende Tod auch für die Frauenheilkunde und Geburtshilfe eingeleitet, die nicht mehr die gesetzlich erforderliche Zahl von 300 Geburten pro Jahr erreichte.

Zwar war alles vorhanden, was solch eine Klinik benötigt. Doch in den wenigen Fällen, wenn es schwerwiegende Komplikationen gibt, hätten betroffene Kinder erst nach Schönebeck oder Aschersleben gebracht werden müssen. Deshalb entschieden sich viele Mütter im Zweifel gegen Bernburg.

Inzwischen sind aber die anderen beiden Ameos-Kliniken im Salzlandkreis offenbar keine bevorzugte Wahl mehr. Ein Blick auf die Entwicklung der Geburtenzahlen verdeutlicht, dass Schönebeck von der Schließung in Bernburg überhaupt nicht profitieren konnte. Aschersleben legte zunächst stark zu, musste im Vorjahr aber einen ebenso heftigen Einbruch bei der Geburtenzahl hinnehmen.

Auch die Helios-Klinik Köthen, wo es 2014 zunächst aufwärts ging, musste im Folgejahr Federn lassen. Legt man die Gesamtzahl der Geburten in der Region zugrunde, wird deutlich, dass die bis dato erreichte 1.600er-Grenze im vergangenen Jahr deutlich unterschritten wurde - trotz der in Deutschland insgesamt stetig steigenden Geburtenzahlen. Offenbar haben sich immer mehr Schwangere in der Region für eine Entbindung in den Großstädten Halle oder Magdeburg entschieden.

Auch für die Eltern von Emil wäre dies nunmehr die erste Wahl. Denn Emil soll kein Einzelkind bleiben. „Bei einer zweiten Schwangerschaft würden wir uns wohl für Magdeburg entscheiden, das über die Autobahn schnell zu erreichen ist und alles hat, was notwendig ist“, sagt Sophia Ehrhardt. Emil ist zwar das letzte Kind, das in der Bernburger Klinik zur Welt kam, aber nicht das letzte, in dessen Reisepass die anhaltische Kreisstadt als Geburtsort dokumentiert sein wird. Nach Auskunft von Standesbeamtin Jeannine Hahn-Uhl sind seit der Schließung der Frauenklinik bis heute drei weitere Kinder in Bernburg bei Hausgeburten zur Welt gekommen - zwei 2014, eines in diesem Jahr. Es sind allesamt Mädchen. Insofern bleibt Emil der letzte Bernburger - vorerst. (mz)

Emil, der letzte Bernburger, ist ein Hansdampf in allen Gassen. In seinem Kinderzimmer spielt er gern auf dem Klavier. Ob der Dreijährige mal ein berühmter Pianist wird?
Emil, der letzte Bernburger, ist ein Hansdampf in allen Gassen. In seinem Kinderzimmer spielt er gern auf dem Klavier. Ob der Dreijährige mal ein berühmter Pianist wird?
Engelbert Pülicher