Kleingärtner Gartensparte "Chemie und Kali" in Bernburg: Fast alle Wasser-Reserven sind aufgebraucht

Bernburg - Ein kleiner Teich, ein Grillplatz und ein Tisch mit Stühlen im Schatten: Uwe Richter hat sich in seinem Garten in Bernburgs größter Gartensparte „Chemie und Kali“ ein richtiges kleines Paradies geschaffen.
Doch momentan kann der 56-Jährige das gar nicht so richtig genießen, denn er ist den ganzen Tag damit beschäftigt, seine Pflanzen zu gießen. Temperaturen über 30 Grad Celsius, seit Wochen kein ergiebiger Regen - Kleingärtner wie Uwe Richter haben täglich mit der extremen Trockenheit zu kämpfen.
Tomaten, Kohlrabi, Gurken, Möhren, Kartoffeln und Obst
Dabei hatte sich Richter eigentlich einen beträchtlichen Vorrat an Regenwasser zugelegt. „Meine ganzen Reserven sind aufgebraucht“, sagt der Bernburger, der sich wie andere Kleingärtner nach Regen sehnt. Momentan muss er das Wasser zum Gießen aus dem Hahn nehmen.
Richter ist Kleingärtner mit Leib und Seele. Vor 15 Jahren hat er den Garten von seinem Bruder übernommen. Von früh bis spät ist der 56-Jährige in seiner 222 Quadratmeter großen Parzelle. Er baut dort Tomaten, Kohlrabi, Gurken, Möhren, Kartoffeln und diverses Obst an.
Das schmecke ganz anders als gekauft, sagt Richter. Die Gurken sind ihm nun schon fast vertrocknet. „Sie brauchen viel Wasser“, erklärt der Kleingärtner.
Viele Erdbeeren, Bohnen und Möhren sind vertrocknet
Ähnlich geht es Christian Koebel in seiner Parzelle, die er seit 30 Jahren gepachtet hat. Wenn er Urlaub hat, verbringe er den ganzen Tag in seinem Garten, sagt Koebel. „Das ist meine kleine grüne Oase.“ Er gießt momentan noch mit Regenwasser.
Auch Koebel baut Obst und Gemüse an. Erdbeeren, Bohnen und Möhren seien bereits vertrocknet, erzählt der Kleingärtner. Er hofft, dass er die Kartoffeln und den Kohlrabi noch ernten kann.
„Die Trockenheit macht uns zu schaffen“, bestätigt Dorothea Algermissen, die Vorsitzende des Gartenvereins Chemie und Kali. Zurzeit würden die letzten Regenwasserreserven zum Gießen genutzt.
„Ansonsten wird sehr sparsam aus der Leitung bewässert“, so Algermissen. Nur die Gärten für die Bernburger Tafel würden etwas mehr gegegossen. Damit das angebaute Obst und Gemüse auf jeden Fall geerntet werden kann.
Algermissen selbst kann sich an keinen Sommer erinnern, in dem es über einen so langen Zeitraum so heiß war. Und dabei hat sie seit über 30 Jahren einen Garten. In diesem Jahr sind ihre Gurken bereits vertrocknet und auch die Bohnen „werden kaum Ertrag haben“, weiß die erfahrene Hobby-Gärtnerin.
„Die Bäume tragen kleine Früchte, und die fallen herunter“
„Das Obst und Gemüse wächst lange nicht so gut wie in normalen Jahren“, bestätigt Diane Kropp vom Regionalverband der Gartenfreunde Bernburg und Umgebung. „Die Bäume tragen kleine Früchte, und die fallen herunter“, sagt Kropp.
Das sei etwa bei Äpfeln der Fall. Die Kleingärtner würden zwar durch das regelmäßige Gießen dafür sorgen, dass sie überhaupt etwas ernten können. Aber bei einem Baum würde eine einzige Gießkanne eben nicht ausreichen.
Einige Gartensparten hätten das Glück und könnten Wasser aus einem Brunnen ziehen. „Die stehen jetzt sicher etwas besser da“, meint Diane Kropp. Die meisten anderen müssen auf ihre Regenwasservorräte zurückgreifen.
Landwirt aus Neugattersleben erntete viel weniger
Für Landwirt Alexander Linse-Wall aus Neugattersleben hat sich das Bewässern in diesem Sommer erledigt. Die Getreide- und Raps ernte ist längst eingefahren, jedoch mit viel niedrigeren Erträgen als sonst. Etwa die Hälfte weniger als in normalen Jahren habe seine Familie geerntet, erzählt Linse-Wall.
Man habe zwar die 200 Hektar große Anbaufläche mit Wasser aus dem privaten Schachtsee - das war noch lange vor der Allgemeinverfügung des Landkreises, nach der kein Wasser mehr aus Flüssen, Gräben und Teichen mehr gepumpt werden darf - beregnet. „Aber das hat nicht viel gebracht, weil uns von oben alles weggebrannt ist“, sagt Linse-Wall. (mz)