Fluthelfernadel nach Plötzkau Fluthelfernadel nach Plötzkau: Dankeschön für das Notquartier

Plötzkau/MZ - Zugegeben, bis jetzt hat Lothar Meyer aus Plötzkau noch keinen einzigen Blick auf die Fluthelfernadel werfen, geschweige denn den Preis in den Händen halten können. „Ich konnte bei der Verleihung in Magdeburg nicht dabei sein“, gesteht der 61-Jährige. Er fiel fast aus allen Wolken, als die Einladung aus der Landeshauptstadt für die Ehrung im Briefkasten steckte. „Was habe ich gemacht, habe ich mich zuerst gefragt“, erzählt Meyer. Aus seiner Sicht hätten viele andere Fluthelfer die Nadel noch viel mehr verdient, die von Vertretern des Landes im feierlichen Rahmen an die ersten ausgewählten zivilen Helfer verteilt wurden (die MZ berichtete).
Dennoch war die Freude über die Anerkennung für seine Hilfe in den Hochwassertagen im Juni groß. Auch wenn sein Platz bei der Übergabe aus gutem Grund leer bleiben musste: „Meine Frau hatte an dem Tag ihren 55. Geburtstag. Da konnte ich nicht fehlen.“ Es war seit langem wieder einer der schönen Momente, der die schlimmen Erlebnisse der vergangenen Monate etwas vergessen ließ. „Ich habe so viel Leid gesehen, das geht einem schon nah“, erzählt Meyer und denkt dabei vor allem an seine Nachbarn in der Plötzkauer Gartensparte.
Arge Verwüstung
Arge Verwüstung hatte die braune, schlammige Brühe auf den tiefer gelegenen Grundstücken angerichtet. Bis zu einem Meter hoch stand das Saalewasser in den Fischteichen, schwappte in die Gemüsebeete und zerstörte die Lauben. „Genau vor meinem Garten hat das Wasser halt gemacht“, erinnert sich Meyer. Viel schlimmer erwischte es gute Gartenfreunde aus Dessau, die auch seit Jahrzehnten in der Sparte ihr zweites Zuhause gefunden haben. Obwohl der Plötzkauer, als es brenzlig wurde, sofort zum Telefonhörer griff und sie informierte, reichte die Zeit nicht, um alle Möbel zu retten. „Dann konnten wir nur noch abwarten, bis das Wasser wieder weg war, um mit dem Aufräumen zu beginnen“, erzählt Meyer.
Wie viele Tage er nach Feierabend und nach kurzer Kaffeepause in Gummistiefeln durch die Sparte stampfte, hat er nicht gezählt. Es dürften letztlich Wochen gewesen sein. In denen er mithalf, die völlig durchnässten Lauben zu entrümpeln, die Pools vom Schlamm zu befreien und alles Brauchbare zu säubern.
Und dann war da noch die Frage, wo die Dessauer schlafen sollten, um nicht jeden Tag nach Hause fahren zu müssen. „Meine Frau und ich haben den beiden dann vorübergehend unsere Laube als Wohn- und Schlafplatz angeboten“, sagt Meyer. An den Wochenenden brachten beide auch manchmal Kuchen und andere Lebensmittel vorbei.
Nadel bekommt Ehrenplatz
Diese Hilfsbereitschaft war auch der Grund, warum die Mitglieder des Gartenvereins Lothar Meyer für die Fluthelfernadel bei der Verbandsgemeinde Saale-Wipper vorgeschlagen haben. „Ich habe einfach nur getan, was ich konnte“, sagt Meyer, der nun in den Wintermonaten etwas durchatmen kann. Denn in der Sparte gibt es derzeit nichts zu tun und so kann sich der eingefleischte Fußballfan nun auch wieder seine zweiten Leidenschaft neben dem Gärtnern widmen und seine Lieblingsmannschaft - Borussia Dortmund - vor dem Fernseher anfeuern.
Außerdem bleibt Zeit, über den Ehrenplatz der Fluthelfernadel nachzudenken. Diese wird nach Angaben der Staatskanzlei in Magdeburg von der Kommune an den Plötzkauer nachgereicht.
Insgesamt sollen mehr als 30.000 dieser Nadeln an zivile Fluthelfer in ganz Sachsen-Anhalt verteilt werden, 20 000 weitere an Einsatzkräfte. Nach den beiden Auftaktveranstaltungen in der Staatskanzlei sollen sie künftig von den Kommunen selbst an die von ihnen Vorgeschlagenen übergeben werden.