Flimmerstunde in Bernburg Flimmerstunde in Bernburg: Schauspielerin hautnah

Bernburg/MZ - Zum Bauen in der DDR fällt fast jedem eine Geschichte ein. Eben diese Problematik drückte der Defa-Film „Der Baulöwe“ auf witzige Art und Weise aus. Längst sind derartige Filme von den Kinoleinwänden verschwunden. Aus dem Gedächtnis der einstigen Kinogänger dagegen nicht. Im Rahmen der regelmäßigen Filmreihe „Flimmerstunde“ strahlte das Capitol Kino Bernburg diesen nostalgischen Streifen am Samstagnachmittag aus. Damit aber nicht genug. Schauspielerin und Darstellerin im Film, Franziska Troegner, war höchstpersönlich mit vor Ort. Dank moderner Medien nahm Norman Strohmeyer als kinotechnischer Mitarbeiter per Facebook Kontakt zu der Berlinerin auf und konnte sie für einen Besuch gewinnen. „Er war sehr nett und so habe ich gern zugesagt“, sagte die Schauspielerin. Der Streifen selbst wurde vom Filmverleih Progress-Film digitalisiert und in Bernburg mittels DVD abgespielt.
Im Capitol angekommen, zeigte sich Franziska Troegner entzückt von dem kleinen nostalgischen Kino: „Das ist hier ein wunderbares Kleinod, worüber sich die Stadt glücklich schätzen kann“.
Bevor jedoch die aus Film, Theater und Kabarett bekannte Schauspielerin den Besuchern Rede und Antwort stand, schaute sie sich den eineinhalbstündigen Streifen selbst mit an. „Ich habe den Film seit 30 Jahren nicht mehr gesehen“, gestand die inzwischen 60-jährige Akteurin.
Damals, so erzählt sie weiter, pendelte die Darstellerin stets zwischen Berlin und dem Drehort Hiddensee. Denn während der Dreharbeiten stand sie gleichzeitig in Berlin auf der Theaterbühne. Einmal, das weiß sie auch heute noch ganz genau, sei sie wegen nur dieses einen Satzes: „Papa du musst auch immer stören“ an die Ostsee gefahren.
„Maurer hatten es damals gut“
Troegner mimt im Film die Tochter des Bauherren Ralf Keul, alias Rolf Herricht. Dieser ist bekannt als Entertainer bei Theater und Fernsehen. Nach einem Lottogewinn von 35.000 Mark beschließen die Keuls, ein Sommerhaus an der Ostsee zu errichten. Da Ralf Keul als Künstler selbst wenig Ahnung vom Bau hat, wird dieser von einer Vielzahl von Pannen begleitet. Als seine Frau Doris am Ende sogar die Scheidung einreicht, wird sie abgelehnt. Der Richter verkündet verständnisvoll: „Ein hausbauender Laie ist höher belastet als ein Testpilot“. Trotz aller Widrigkeiten ist das Haus schließlich fertig. Mit der ersehnten Ruhe jedoch wird es dennoch nichts. Kinder, Regisseur, Architekt samt Familien laden sich auf sein Grundstück an der Ostsee ein. Am Ende helfen der Hauptfigur nur noch ein paar Ohrenschützer, um seine neue Rolle zu lernen.
Mit im Kinosaal saßen am Samstag auch Fred Stefan und seine Frau. Der Ilberstedter mochte den Film schon aus früheren Jahren und sagte begeistert: „Ganz genauso war es damals“. Er selbst arbeitete schon zu DDR-Zeiten als Maurer und wusste ganz genau, wie das lief: „Maurer hatten es damals gut“, bestätigte er die dargestellten Filmszenen.
Er und seine Frau fahren öfter nach Bernburg ins Kino und finden die Idee um die nostalgischen Filmvorführungen toll. Zugleich bedauerten sie, dass so wenige Besucher dieses Angebot nutzten. Auch Karsten Hentsch und seine Partnerin sind häufig im Kino anzutreffen. Die Karten für den „Baulöwen“ haben sie bei der MZ gewonnen. „Es sind Jugenderinnerungen“, so der Bernburger zum Film.
Schauspielerin Franziska Troegner jedenfalls amüsierte sich ebenso wie der Rest der Kinobesucher über den Streifen. Nach ihrem Auftritt in Bernburg ging es für sie weiter nach Magdeburg in die „grüne Zitadelle“.
