Fernsehdreh Fernsehdreh: Die blutige Bekanntheit der "Roten Guillotine"

bernburg/leipzig/MZ - In die Rolle schlüpfte Schauspielerin Anke Sevenich. Die Serie startet am Sonntag, 4. August. Wann dieser Teil gezeigt wird, ist noch nicht bekannt. Der Sender nahm dafür am Mittwoch Szenen über das Fällen der Urteile in der Leipziger Oper auf.
Als Richterin fällte Hilde Benjamin harte Urteile in der Nachkriegszeit gegen Menschen, deren vorgeschobenes Verbrechen es war, anders zu denken als sie und die DDR-Regierung. Sogar Todesurteile fielen, die auch mit der Guillotine vollstreckt wurden. Das brachte ihr die Beinamen „Blutige Hilde“ oder „Rote Guillotine“ ein. Einer der aufsehenerregendsten Prozesse war der Solvay-Prozess im Bernburger Kurhaus am 15. Dezember 1950. Am 5. Februar 1967 - zu ihrem 65. Geburtstag - wurde Hilde Benjamin zur Ehrenbürgerin Bernburgs ernannt. Mit ihrem Tod am 18. April 1989 erlosch diese Ehre - wenige Monate vor dem Ende des Sozialismus in der DDR, in dessen Namen sie so viele harte Urteile fällte.
Der MDR will die Zeit von 1929 bis 1953 beleuchten. Die Zeit, die sie prägte. Es ist die Zeit, als sie als kommunistische Anwältin arbeitete, den Arzt und Kommunisten Georg Benjamin heiratete, ihren Sohn Michael (1932) bekam und ihr Mann verhaftet wurde. Er starb 1942 im KZ Mauthausen. So etwas darf nie wieder geschehen, sagte sich Hilde Benjamin, die mit ihrer Familie seit 1908 in Berlin lebte, wo ihr Vater eine leitende Position eines Solvay-Ablegers hatte. Sie will eine neue Ordnung, ohne Streben nach Profit, ohne Krieg. Doch was verleitet diese Frau, einen Vernichtungsfeldzug gegen Andersdenkende zu unternehmen, obwohl sie eben diese Erfahrungen selbst machte? Das will der Film aufzeigen.
Wer war die Frau, die 1921 bis 1924 in Berlin Jura studierte und sich für Entrechtete einsetzte, bevor die Nazis ihr die Zulassung entzogen? Dieser Frage will der MDR nachgehen. „Hilde Benjamin war eine Überzeugte. Sie hat keine Wandlung von der jungen Juristin zur harten Richterin durchgemacht. Ihre Urteile waren gnadenlos, aber was mich beeindruckte, war diese Gelassenheit, diese innere Ruhe, die von ihr ausgingen, selbst wenn sie Todesurteile verhängte. Das macht nur jemand, der aus tiefster Überzeugung handelt.“ Anke Sevenich hatte sich lange mit der einstigen Justizministerin der DDR beschäftigt. Hilde Benjamin erlangte traurige Berühmtheit, als sie 1950 in ihrer Geburtsstadt zehn Angestellte der Solvay-Werke in einem großen Schauprozess mit langen Haftstrafen ins Gefängnis schickte, ohne mit der Wimper zu zucken. Darunter waren einstige Freunde der Familie.