1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Fähre in Bernburg: Fähre in Bernburg: Anlegestege wird verlegt

Fähre in Bernburg Fähre in Bernburg: Anlegestege wird verlegt

Von Andreas Braun und Torsten Adam 07.02.2016, 12:15
Die Saale-Fähre „Einheit“ feiert dieses Jahr ihren 50. Geburtstag. Anwohner auf der Tiergartenseite (Haus im Hintergrund) stören sich an ihrem Motorenlärm.
Die Saale-Fähre „Einheit“ feiert dieses Jahr ihren 50. Geburtstag. Anwohner auf der Tiergartenseite (Haus im Hintergrund) stören sich an ihrem Motorenlärm. engelbert pülicher Lizenz

Bernburg - Die Bernburger Personenfähre „Einheit“ soll umziehen und bald rund 30 Meter weiter stromaufwärts, direkt neben der MS „Saalefee“, den Fluss überqueren. Ausgerechnet im 50. Jahr ihres Bestehens. Bewohner von Eigentumswohnungen, die nach der deutschen Wiedervereinigung auf der Saale-Halbinsel gebaut worden waren und nun nahe des Ufers wohnen, hatten darum gebeten, die Anlegestelle wegen des sie störenden Motorenlärms zu verschieben.

Dies ist einer von zwei Gründen, sagt Roland Reichelt, Geschäftsführer der Bernburger Freizeit GmbH (BFG), die die Fähre betreibt. Der andere sei, dass die Fähranleger durch das Hochwasser im Juni 2013 beschädigt worden waren und neu gebaut werden müssten. „Wir würden damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“

Gelder aus dem Fluthilfefonds

Zwar habe man mit Unterlagen und Zeitungsausschnitten die Behauptung der Eigentümergemeinschaft widerlegen können, dass die Wohnungen gebaut worden waren, ehe die Fähre in Betrieb genommen wurde. Dennoch habe sich die BFG entschlossen, die Anlegestellen auf beiden Uferseiten ein Stück zu verlegen, um den Streit beizulegen, schildert Reichelt.

Die Bernburger Freizeit GmbH (BFG) möchte in diesem Jahr neben dem Fähranleger weitere Projekte im Rahmen der Beseitigung von Hochwasserschäden anschieben. So sollen im sogenannten Wilhelmsgarten der Klubraum und die Toiletten saniert, die Sanitärräume für die Leichtathleten neu gefliest und die alte Asbestbaracke durch einen Lagerhallen-Neubau ersetzt werden. Die Gelder sind nach Angaben des BFG-Geschäftsführers bereits bewilligt. Insgesamt würden dann knapp 700 000 Euro in das Objekt des Polizeisportvereins geflossen sein.

Im Plan steht auch die Sanierung der „Schifferklause“ am Campingplatz für rund 128 000 Euro. Da es ist um ein Gewerbeobjekt handelt, muss die Stadt als Bauherr hier allerdings 20 Prozent der Kosten selbst tragen.

Eine Erneuerung des Bahnsteigs der Parkeisenbahn am Freizeitcenter (65 000 Euro), ein Ausbau der Tiergarten-Futterküche (88 000 Euro) und die Sanierung der öffentlichen Toiletten im Tiergarten (69 000 Euro) stehen in diesem Jahr ebenfalls noch auf der BFG-Agenda.

Finanziert werden soll das Vorhaben aus dem Fluthilfefonds von Bund und Ländern. Im Zuge der Sanierung der Ufermauern sei durch die Stadtverwaltung ein entsprechender Nachtrag beim Land eingereicht worden, sagt Roland Reichelt. Das bestätigt Stadtsprecher Wolfgang Knopf für die Kosten der Stegerneuerung. Welche zusätzlichen Mittel eine Verlegung der Anlegestellen bringen würde, werde derzeit noch ermittelt. Laut BFG-Geschäftsführer sollen auch die neuen Anleger wieder manuell mit einer Kurbel vom Fährmann an den jeweiligen Wasserstand angepasst werden. „Wir haben uns gegen Schwimmstege entschieden, da bei Eisgang diese mit einem Riesenaufwand abgebaut werden müssten“, erklärt Reichelt, der darauf setzt, das Vorhaben noch in diesem Jahr zu realisieren, wenngleich bislang keine Fördermittelzusage vorliege.

Warum der Vorsitzende des Bernburger Ruderclubs den Plänen noch kritisch gegenübersteht, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Eine Saalequerung an der geplanten Stelle - genau in Höhe des Fährhauses - sei mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt bereits abgestimmt worden, die Wassertiefe spreche nicht dagegen. Und auch für den Rudersport sieht Reichelt keine Beeinträchtigungen.

Ganz im Gegensatz zu Gerhard Hartkopf. Der Vorsitzende des Bernburger Ruderclubs erfuhr am Freitag durch die MZ von den Plänen, denen er kritisch gegenübersteht. Er sieht künftige Ruderregatten oder Drachenbootrennen in Gefahr, weil die Fähre in den Sicherheitsbereich des Zieles rücke. „Die Achter haben soviel Speed“, warnt Hartkopf davor, während Regatten gleichzeitig die Fähre fahren zu lassen. „Das muss alles noch mal genau geprüft werden“, fordert der Chef der Ruderer.

Platz für 110 Passagiere

Die 56 PS starke Motorfähre „Einheit“ ist für Fußgänger und Radfahrer schon seit 1966 die kurze Verbindung zwischen der Bergstadt und dem Naherholungsgebiet Krumbholz. Sie hat Platz für bis zu 110 Passagiere. Wer den Fluss überqueren will, muss somit nicht zwangsläufig die Markt- oder Annenbrücke benutzen, sondern kann unterhalb des Schlosses „überkahnen“, wie es der Bernburger sagt. Mehr als 30 000 Passagiere zählte sie jedes Jahr zuletzt.

Die Erwähnung einer Fährverbindung in Bernburgs Geschichte geht jedoch bis ins 15. Jahrhundert zurück. Vorhandene Brücken wurden früher oft durch Hochwasser oder Eisgang zerstört, so dass sich als einziger Weg über die Saale eine Fähre anbot. Die Fährgasse in der Talstadt erinnert mit ihrem Namen noch heute daran. (mz)