Von Gaunern und Ganoven Ex-Kriminalist Lothar Schirmer berichtet in der Stadtkirche Alsleben von wahren Begebenheiten
Warum es dabei aber nicht bierernst zugeht und wofür bei dieser Gelegenheit Spenden gesammelt wurden.

Alsleben/MZ. - Die Tricks der Gauner und Ganoven – Lothar Schirmer kennt sie zuhauf. Der pensionierter Kriminalrat hat darüber nicht nur ein gleichnamiges Buch geschrieben, sondern davon auch schon mehrfach im Fernsehen und in der Zeitung berichtet.
Einladung vom Heimatverein
Am Sonntag war Schirmer auf Einladung des Heimatvereins in der voll besetzten Stadtkirche in Alsleben zu Gast, um über die raffinierten Maschen der Betrüger zu erzählen. Doch bei aller Ernsthaftigkeit des Themas wurde es ein sehr unterhaltsamer Nachmittag für alle Anwesenden, denn Schirmer bestach immer wieder durch seinen Wortwitz.
Erfahrener Kriminalist
Der erfahrene Kriminalist, der auf 40 Dienstjahre – je zur Hälfte in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland – zurückblicken kann, erinnerte mit einem Augenzwinkern an die DDR-Zeiten: „Wir hatten ja nichts. Wir hatten nicht einmal Kriminalität“, sagte Schirmer und meinte damit das Nicht-Vorkommen von Kriminalität in der Zeitung.
6.000 bis 8.000 Straftaten pro Jahr
In Wirklichkeit aber gab es beispielsweise in Magdeburg 6.000 bis 8.000 Straftaten im Jahr. Nach der Wende sei die Kriminalität dann explodiert: 62.000 Straftaten wurden auf dem Höhepunkt 1995 registriert, denn die Ganoven aus dem Westen hätten sich mit denen aus dem Osten vereinigt. In ganz Sachsen-Anhalt seien die Zahlen bis 2010 sukzessive zurückgegangen, danach wurde wieder ein Anstieg verzeichnet.
Von betrogenen Pfarrern
Schirmer erzählte schließlich auch von einigen Fällen, die teilweise unglaublich klingen. So etwa von den „betrogenen Pfarrern“: Hier erzählte eine Frau, sie wäre die Gattin eines Kriminalbeamten, einem Trinker, der sie schlägt und zu Hause einsperrt. Sie habe vor, in ein Frauenhaus zu flüchten – allerdings, wegen des Berufes ihres Mannes, der womöglich schnell ihren Aufenthaltsort herausfinden würde – müsste es eins in weiterer Entfernung sein. Auf diese Weise habe sie sich von Pfarrern das Geld für die Fahrkarte erschlichen. „Die Mitleidsmasche funktioniert immer wieder“, weiß Schirmer.
Und betrogenen Gastwirten
Er berichtete auch vom „Geplatzten Nobel-Essen“: Hier habe sich der Betrüger das Vertrauen des Restaurant-Geschäftsführers erschlichen und einen Tisch für acht Personen bestellt. Als der Tag dann gekommen war, rief der Betrüger von unterwegs an und sagte, er stehe im Stau. Zugleich sei ein Taxi zum Restaurant mit einem Siegelring unterwegs, der noch bezahlt werden müsse. Mehrere Gastwirte hätten dem Fahrer die Summe von 2.500 Euro bezahlt – und das Geld nie wiedergesehen.
Warum „Enkeltrick“ noch immer funktioniert
Er sprach aber auch über den berühmten „Enkeltrick“, der sich im Laufe der Jahre gewandelt hat, aber immer noch funktioniert. Viele ältere Menschen seien einfach einsam und würden sich freuen, wenn sich der angebliche Enkel mal wieder meldet. Und diesem möchte man dann natürlich auch helfen.
Spenden fürs Kirchendach
Der Eintritt zu dieser Veranstaltung war zwar frei. Aber es wurde um Spenden für die dringend notwendige Sanierung des Kirchendaches gebeten.