Häuser wackeln in der Nacht Erde bebt in Baalberge dreimal: Behörden gehen jetzt der Ursache nach

Baalberge - Viele Einwohner von Baalberge sind am späten Montagabend unsanft aus dem Schlaf gerissen worden. Denn plötzlich begann die Erde zu beben. Gläser in den Vitrinen wackelten und mit ihnen sogar die Häuser.
Auch Hans-Jörg Schwärzel erlebte die Schreckenssekunden hautnah mit: „Das Fußballspiel der deutschen U-21-Nationalelf ist gerade zu Ende gewesen, als es gegen 23 Uhr losging. Dreimal bebte die Erde. Beim dritten Mal war es am schlimmsten, wie ein dumpfer Schlag“, sagt der Rentner.
Auch das Haus von Denny Elskamp, einer seiner Nachbarn, wackelte: „Ich habe gleich an eine Sprengung unter Tage gedacht“, sagt der Baalberger. Bei Waltraud Maaß fühlte es sich plötzlich so an, als wäre ein Kleiderschrank auf den Boden gekracht.
Erde bebt in Baalberge: Gasspeicherexplosion anfangs vermutet
Aber nicht nur rund um den Gnarrenburger Ring nahe der Bahnstrecke wurden die Bewohner durch die Erdstöße durchgerüttelt. Selbst am anderen Ende des Ortes bemerkte Ortsbürgermeister Heiko Scharf (parteilos) die Erschütterungen. Kurz darauf stand sein Telefon nicht mehr still.
Etliche Einwohner wollten wissen, was passiert ist. „Ich dachte zunächst, dass es in Peißen wieder am Gasspeicher ein Explosion gegeben hat, so wie im Jahr 2002“, sagt Scharf. Doch als er aus dem Fenster schaute, konnte er keine bis zu 50 Meter hohe Flamme wie damals erkennen. Stattdessen Dunkelheit und wieder Stille, bis dann am Dienstagmorgen gegen 5 Uhr erneut die Erde zu wackeln begann.
Seitdem wird wild spekuliert, was die Erderschütterungen ausgelöst haben könnte und wie weit sie überhaupt reichten. Vielleicht sogar in die Nachbarorte? Und möglicherweise hat sich auch irgendwo ein Loch aufgetan, doch das konnte bisher nicht entdeckt werden.
Erde bebt in Baalberge: Feuerwehr und Polizei wurden nicht informiert
Bei der Feuerwehr konnte man unterdessen keine Aussagen treffen, denn diese wurde genauso wenig alarmiert wie die Polizei. „Bei uns sind keine Anrufe besorgter Bürger eingegangen“, sagte Polizeisprecher Klaus-Peter Schneider auf MZ-Nachfrage.
Zumindest eins kann das inzwischen eingeschaltete Amt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt mit Sitz in Halle aber ausschließen: „Ein Erdbeben war es nicht. Die seismologische Überwachung hat nichts registriert“, sagt Pressesprecher Bodo-Carlo Ehling.
Erde bebt in Baalberge: Suche im Altbergbaugebiet
Nichtsdestotrotz haben in der Behörde nun die Recherchen begonnen, um der Ursache für die Erdstöße auf den Grund zu gehen. Deshalb ist nun der Dezernatsleiter für Tiefbau beauftragt worden, Kontakt mit dem Salzproduzenten Esco aufzunehmen. Zwar wird in dem Gebiet zwischen Bernburg und Baalberge längst kein aktiver Bergbau mehr betrieben, allerdings gehört das Areal zum Altbergbaugebiet Friedenshall.
„Wir werden prüfen, ob es dort unter Tage Signale gegeben hat. Denn das Gebiet wird überwacht“, so Ehling.
Dass unterhalb der alten Kolonie einst auch Salz abgebaut wurde und sich dort Hohlräume befinden, das kann auch Baalberges Ortsbürgermeister bestätigten. Er hat nach eigenen Angaben altes Kartenmaterial, auf dem die Abbaugebiete unterhalb Baalberges genauestens verzeichnet sind. Demnach reicht die Fläche sogar noch bis zum Sportplatz. (mz)
