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Energie Energie: Kraftwerk läuft im Probebetrieb

Von HEIKO WIGRIM 09.03.2010, 17:49

BERNBURG/MZ. - "Mitte Mai ungefähr übernehmen wir die Anlage", erklärt Hubert Bartylla, der Technische Geschäftsführer der Energie Anlage Bernburg GmbH. Noch sind die beiden Auftragnehmer der EAB für das Kraftwerk verantwortlich.

Für die Stahlbetonarbeiten und Infrastrukturmaßnahmen hat die Wayss & Freytag Ingenieurbau AG aus Frankfurt am Main den Zuschlag bekommen. Die Heizanlage mit drei Verbrennungslinien sowie die Umwelttechnik liefert das Konsortium Baumgarte Boiler Systems GmbH / Standardkessel GmbH aus Duisburg.

"Linie drei hat nun den 28-tägigen Probebetrieb beendet, bis Ostern läuft noch der Probebetrieb für Linie zwei", sagt Bertylla. In der 15. Kalenderwoche wird dann die letzte Linie den Probebetrieb aufnehmen und gleichzeitig mit ihr die Gesamtanlage. Jetzt im Probebetrieb laufen die beiden aktiven Linien mit unterschiedlicher Last - "wir wechseln zwischen 60 und 100 Prozent, um die Anlagen zu testen."

Befeuert wird das Kraftwerk mit so genannten aufbereiteten Ersatzbrennstoffen. "Das sind Abfälle aus Gewerbe und Industrie, die speziell aufgearbeitet wurden", sagt der Geschäftsführer. So wurden die Brennstoffe zuvor von Metallen und Mineralien befreit und auf maximal 50 Zentimeter Länge gekürzt. Solvay nutzt den erzeugten Dampf für die Sodaproduktion und um eine neue Turbine für die Stromproduktion anzutreiben. Wenn der Dampf das Kraftwerk verlässt hat er eine Temperatur von 400 Grad und einen Druck von 40 bar. Die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte übermittelt die EAB direkt von den eingebauten Sensoren an das Landesverwaltungsamt.

Langfristig sei das Betreiben eines Kraftwerkes mit Ersatzbrennstoffen durchaus lukrativ, meint Bartylla. Die Anlieferer zahlen der EAB die Entsorgungskosten für die zertifizierten Ersatzbrennstoffe. Die EAB verkaufe den erzeugten Dampf an Solvay. Die nach der Verbrennung anfallende Schlacke werde entsorgt und finde teilweise im Straßenbau Verwendung. Die Abfallprodukte aus der Rauchgasreinigung würden entsorgt und unterirdisch gelagert. Momentan aber gebe es durch die aktuelle Krise einen Preisverfall bei den Ersatzbrennstoffen, da durch die geringere Produktion der Unternehmen rund 40 Prozent weniger Abfall am Markt verfügbar sei.

Angeliefert wird der Ersatzbrennstoff über Lastkraftwagen. In der Probezeit werden monatlich bis zu 25 000 Tonnen des Stoffes angeliefert. Rund 100 Fahrzeuge bringen den Stoff werktags zwischen 6 und 22 Uhr, samstags von 6 bis 14 Uhr, aus Richtung Annenstraße und aus Richtung Dessauer Straße zum Kraftwerk. Wenn alle drei Linien auf voller Leistung laufen, benötigt das Kraftwerk bis zu 35 000 Tonnen Material im Monat.

Die Laster bringen die Brennstoffe über eine Rampe an den Materialbunker, der sich unmittelbar vor den Brennöfen befindet. Maximal 7500 Tonnen Material können hier gelagert werden. Zwei große Greifer, jeder kann zwölf Kubikmeter Material oder zehn Tonnen Last heben, durchmischen den Abfall und bestücken die Brennöfen. "Wir nutzen die Luft im Bunker für die Verbrennung. Darum herrscht hier ein ständiger Unterdruck, der verhindert, dass Gerüche nach außen dringen", sagt der Geschäftsführer.

In der EAB sind 49 Mitarbeiter und zwei Geschäftsführer beschäftigt. "Wir werden auch bald Lehrlinge ausbilden", kündigt Bartylla an. Als erstes werden dies Bürokaufleute sein, für Azubis im technischen Bereich werden noch die Voraussetzungen geschaffen.

Um die Anlage und ihre Sicherheitstechnik den Anwohnern vorzustellen beabsichtigt die EAB, nach der Übernahme des Kraftwerks einen Tag der offenen Tür durchzuführen, gibt Bartylla bekannt.