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Trockenheit DLG-Feldtage im Pflanzenbauzentrum Bernburg Strenzfeld: Wissenschaftler wollen über Biodiversität und Blühstreifen diskutieren

Von Jessica Hanack 10.06.2018, 14:54
Klaus Erdle leitet das DLG-Pflanzenbauzentrum in Strenzfeld. Unter anderem wird dort zur Bodenbearbeitung auf Feldern geforscht.
Klaus Erdle leitet das DLG-Pflanzenbauzentrum in Strenzfeld. Unter anderem wird dort zur Bodenbearbeitung auf Feldern geforscht. Engelbert Pülicher

Bernburg - Ein erfrischender Wind weht über die Felder des Internationalen DLG-Pflanzenbauzentrums in Bernburg. Einige Wolken sind aufgezogen und mit ihnen auch ein wenig Hoffnung.

„Ich gucke schon den ganzen Tag aufs Wetterradar“, sagt Klaus Erdle, Leiter des Zentrums. Während viele das sommerliche Wetter der vergangenen Wochen genossen haben, wurde hier dringend auf Regen gewartet. Doch es scheint ganz so, als würde sich der Trend aus den Vorjahren fortsetzen.

Mangels Regen 30 Prozent Minus beim Ertrag

„Letztes Jahr hatten wir 30 Prozent Ertragseinbuße, weil es nicht geregnet hat“, sagt Erdle. Das ist der Nachteil am mangelnden Niederschlag. Aber: „Für die Wissenschaft sind extreme Wetterbedingungen natürlich super.“

In seiner Brust, sagt Erdle, schlagen deshalb zwei Herzen. Denn auch das Pflanzenbauzentrum der Deutschen Gesellschaft für Landwirtschaft (DLG) ist geteilt. Es gibt den Bereich, in dem Ackerbau betrieben wird und den, in dem auf Versuchsfeldern geforscht wird.

Dieser kann bei Bedarf vergrößert werden. Getestet werden etwa verschiedene Anbauarten von Getreide oder Möglichkeiten zur Bodenbearbeitung. Das Entscheidende bei allen Versuchen: „Wir probieren, ob es langfristig funktioniert“, erklärt Erdle.

Die Versuche sind immer auf mehrere Jahre angelegt. Im Idealfall läuft es so, dass die Ergebnisse problemlos von den Bauern in der Praxis umgesetzt werden können - oder sogar zum neuen Standard in der Landwirtschaft werden.

Landwirte oder Studenten besuchen das DLG-Pflanzenbauzentrum

Das Pflanzenbauzentrum zieht damit regelmäßig Besucher an. Es kommen Landwirte oder Studenten aus ganz Deutschland. Und auch im Ausland wird die Forschung in Strenzfeld interessiert verfolgt. „Wir haben viele internationale Gruppen hier, zum Beispiel aus China, Japan, der Mongolei oder den USA“, berichtet Erdle.

Gleichzeitig dient das Ausland als Inspiration. Denn in dem Zentrum werden auch Methoden aufgegriffen, die in anderen Ländern bereits verbreitet sind, bundesweit aber nun zum ersten Mal getestet werden.

Kooperation mit Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sowie Hochschule Anhalt

An einigen Projekten arbeitet das Pflanzenbauzentrum mit verschiedenen Partnern zusammen, etwa der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung oder der Hochschule Anhalt. Mit letzterer soll zur Biodiversität auf Äckern geforscht werden.

Bislang, erklärt Erdle, gebe es sogenannte Agrarumweltmaßnahmen, die universell für ein ganzes Bundesland angewandt werden - wie das Anlegen von Blühstreifen am Feldrand. Die Forscher haben nun stattdessen die Idee, individuelle Konzepte für Betriebe in Sachsen-Anhalt zu entwerfen.

Für das Pflanzenbauzentrum wird zurzeit ein solcher Plan erstellt. „Das stellen wir erstmals auf den DLG-Feldtagen im Juni vor“, sagt Erdle. Die Umsetzung werde anschließend von den Landwirten geprüft und solle spätestens zur nächsten Saison folgen.

Wissenschaftler forschen an einem Ersatz für Herbizid Glyphosat

In einem der nächsten Versuche könnte auch ein Thema aufgegriffen werden, das in den vergangenen Monaten immer wieder in den Medien aufgetaucht ist: Glyphosat. Die Idee ist es, einen Ersatz für das viel diskutierte Herbizid zu finden. „Das ist ein Riesenthema“, sagt Klaus Erdle. „Glyphosat wurde zwar für die nächsten fünf Jahre zugelassen, aber die Bundeslandwirtschaftsministerin hat gesagt, dass sie den Einsatz so weit wie möglich herunterschrauben will.“ Alternativen werden deshalb dringend gesucht.

Ein paar Ideen gibt es schon - etwa Unkraut durch eine Lasertechnik oder Roboter zu bekämpfen. Am Ende müsse eine Möglichkeit gefunden werden, die von kleinen Feldern auf große Äcker übertragbar ist. „Das ist das Ziel“, so der Zentrumsleiter.

Was die Projekte in Strenzfeld auszeichnet, ist die gute Zusammenarbeit mit den Partnern, wie den Naturschützern der Hochschule. „Hier hat jeder ein offenes Ohr für den anderen“, erzählt Klaus Erdle, der selbst vor gut drei Jahren die Leitung übernommen hat. Die Motivation für den Job ist nach wie vor hoch. „Das macht schon Spaß, wenn Versuche funktionieren.“ (mz)