Die Zeit des Bangens ist für die Güstener vorbei
Güsten/MZ. - Damit soll nun Schluss sein. Gestern wurden ein ausgebauter Kanal und ein neues Wehr in Betrieb genommen. Die Wipper wird im Ernstfall "abschlagen" und der Wasserstand reguliert. Steigt der Wipperpegel (maßgeblich ist ein Pegel von über 180 Zentimeter bei Groß Schierstadt), kann Güstens Bürgermeister Helmut Zander in Abstimmung mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz die Knöpfe drücken. Dann fließt das Wasser vor den Ortschaften über den Liethekanal in Richtung Staßfurt zur Bode. Mit dem Kanal ist nach der Flutmulde bei Osmarsleben eine weitere Sicherung vor Überschwemmungen um Güsten fertig gestellt.
Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke betonte gestern die Wichtigkeit des Bauwerkes, in das das Land 10,5 Millionen Euro investiert hast. Damit sei ein großer Schritt in Richtung eines besseren Hochwasserschutzes um Güsten getan. Die Bauzeit für den knapp zehn Kilometer langen Kanal betrug etwa drei Jahre, sagt Frau Wernicke. Der Bau sei notwendig gewesen, denn die Erfahrungen der Unwetter aus dem Jahr 2002, die auch für Hochwasserchaos an der Elbe sorgten, hätten das quasi erzwungen. Doch im Land sei noch mehr für den Hochwasserschutz zu tun, sagte die Ministerin.
Der Kanal selbst war vorhanden, aber nicht groß genug. Etwa 30 Prozent der Kosten für den Kanal wurden für die Entsorgung der Erde verwendet, die in den DDR-Jahren kontaminiert worden war. Die Wipper hatte um Hettstedt, das von der Metallindustrie geprägt war, viele Schwermetalle aufgenommen, die sich in den Schlamm wieder fanden. Eines der letzten schweren Hochwasser um Güsten gab es 1994, als Straßen tagelang überschwemmt waren und das Wasser in den Häusern stand.
"Jetzt können wir endlich ruhig schlafen und müssen nicht bei jedem Regenschauer auf der Hut sein", brachte Güstens Wehrleiter Klaus Schmidt auf den Punkt, was die Bewohner denken. Ob das auch für Zander zutrifft, bleibt unklar. Er hat seinen eigenen Alarmmelder. In Osmarsleben hat eine Familie ein Schwein, das sensibel auf ein drohendes Hochwasser reagiert. "Die Leute rufen mich an, egal, wie spät es ist", sagte Zander.