Deutschlands beste Auszubildende
BERNBURG/MZ. - "Erst einmal glaubt man so etwas nicht", sagt die blonde junge Frau, die ihre Ausbildung im Sanitätshaus Gerd Klinz in Bernburg absolviert hat. In dreieinhalb Jahren hat sie ihr Handwerk beim Ortho Team des Unternehmens gelernt. "Alles, was ich weiß, hat mir meine Ausbilderin Anett Korn beigebracht", sagt Nicole Scholle, die Prothesen, Orthesen und Bandagen herstellt.
Ihre gute Qualifikation bewies die junge Frau mit ihrem Gesellenstück, das ihr den zweifachen Titel einbrachte. Die Orthopädiemechanikerin hat für ihre Prüfung ein Allgöver angefertigt: Das ist eine Laufhilfe für Menschen, die sich die Ferse gebrochen haben. Zwei Arbeitstage hatte die junge Frau für die Herstellung ihres Werkstückes Zeit. Allerdings durfte die Prüfung nicht in ihrem Lehrbetrieb in Bernburg erfolgen. Nicole Scholle war dazu zwei Tage in einem Sanitätshaus in Quedlinburg. "Das war schon schwierig. Man musste sich erst einmal zurecht finden, muss schauen, wo alles liegt", erklärt die junge Frau die Umstände der Prüfung. Am Anfang ihres Werkstückes steht das Maßnehmen, bevor sie vom Patientenbein einen Gipsabdruck nimmt. Der wird anschließend mit Gips aufgefüllt, wodurch eine Gipskopie des Patientenbeines entsteht, an dem Nicole Scholle die Orthese passgenau herstellen kann. Anschließend wird die Hülse, die das Bein umschließt, mit Giesharz gegossen, bevor die Orthese beschliffen und gefüttert - im Fachausdruck garniert - wird. Nachdem die Jury ihr Allgöver als die beste Arbeit ihres Lehrjahres befand, konnte sie mit diesem Werkstück auch die 15 Konkurrenten auf Bundesebene ausstechen. "Dass ich meine Ausbildung als beste deutschlandweit abschließe, hätte ich nie gedacht", sagt Scholle.
Wie so häufig stand am Beginn ihrer Berufswahl ein Praktikum im Sanitätshaus, auf das mehrere folgten. "Zuerst war ich in der Verkaufsstelle in der Lindenstraße eingeteilt und bin dann in die Bandagistenabteilung in die Werkstatt gekommen", erinnert sich die junge Frau. Dort durfte sie gleich mit zugreifen, hat beispielsweise gelernt, wie man Kompressionsstümpfe ausmisst. "Vor meinem Praktikum konnte ich mir nicht vorstellen, welche Aufgabe ein Orthopädiemechaniker überhaupt hat", erinnert sich die Grönaerin, die vor allem die große Abwechslung in ihrem Job liebt.
Seit dem Ende ihrer Ausbildung arbeitet die junge Frau nun in der Bandagistenabteilung. Zudem gibt sie zwei Mal in der Woche mit einem Kollegen in Orthopädenpraxen in Teutschenthal und in Sangerhausen Sprechstunden. "Patienten, die Fragen zu oder Probleme mit ihren Orthesen und Prothesen haben, können wir so vor Ort beraten", erklärt die junge Frau, die ihre Freizeit vor allem mit ihrer Familie und ihrem Freund verbringt.