Der Zeitlupentod des letzten Grafen
Plötzkau/MZ. - Auch fernab des Geschehens in der heutigen Türkei bedeutet der Pfeil ein endgültiges Aus.
859 Jahre nach diesem dramatischen Ereignis lebt die Szene im Plötzkauer Schloss wieder auf. In einer Ausstellung, die am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals eröffnet wurde, stirbt Bernhard II, letzter Graf von Plötzkau, erneut auf dem Schlachtfeld von Doryläum während des zweiten Kreuzzuges im Jahr 1147. Damit ist auch das Schicksal des Grafenhauses Plötzkau / Kakelingen besiegelt.
Auf einem sechs mal zwei Meter großen Diorama hat der Förderverein Bildung und Arbeit Bernburg 2000 Figuren zur Schlacht vom 25. Oktober besagten Jahres arrangiert. "Wer sich hier alles ganz genau anschauen will, braucht sicher eine Stunde dafür" , schätzt Dr. Frank Larisch vom Förderverein. Tatsächlich haben die mehr als 50 Mitwirkenden viel Fantasie walten lassen. Abgesehen von den reichlich realistischen Darstellungen der Schlacht mit zerstückelten Pferden, blutüberströmten Toten und wütenden Zweikämpfen gibt es für Genau-Hingucker allerhand Skurriles - und völlig menschliches - zu entdecken. Die Damen vom Marke-Tender-Wagen, denen die Brüste aus dem Dekolleté fallen. Ein Ritter, der vom Gemetzel um sich noch nichts mitbekommen und in Ruhe seinem Geschäft nachgeht. Ein anderer, der sich - in orange - vor Angst übergeben muss.
Neun Monate und Material für geschätzte 6000 Euro brauchten die Mitarbeiter, um aus der Idee des Heimatforschers und Turmwächters Michael Kiesling diese Riesenschlacht zu inszenieren, erzählt Larisch. Er selbst steuerte ein großes Gemälde mit den Kontrahenten bei, einem Ritter und einem Moslem. Der Bernburger Künstler Valerian Parschakow zeichnete eine täuschend echte Landschaft für den Hintergrund des Gemetzels.
Mit der Ausstellung wollen die Macher an die Toleranz der Menschen gegenüber anderen Religionen appellieren. "Der Glaubenskrieg zwischen Islam und Christentum, der damals tobte, ist heute aktueller den je", sagte Larisch bei der Eröffnung und verwies auf die Anschläge am 11. September 2001, die sich heute zum fünften Mal jähren. "Aber mit unserem Ausstellungstitel 'Salam aleikum - Heil über Euch' wollen wir sagen: Es ist völlig egal, welchem Glauben man angehört."
Die Ausstellung ist bis März 2007 zu sehen. Gruppen können sich anmelden unter Telefon 03471-62 83 42 oder 034692-38 717.