Der dunkle Poet Der dunkle Poet: Nichts für schwache Nerven

Bernburg - Er nennt sich selbst Dark Xperience - der dunkle Poet. Und sein Name ist Programm. Denn die Gedichte von Alexander Alex aus Bernburg sind teilweise nichts für schwache Nerven.
Es geht um Schmerz, Einsamkeit und Abschiednehmen. Manchmal auch um Gewalt und Tod. Harter Tobak, der ihm nun aber einen Vorleseplatz auf der Leipziger Buchmesse beschert hat. Am 26. März wird er in einer der Messehallen aus seinen Werken vortragen.
Noch nicht lange im Geschäft
Dabei ist der Autor noch gar nicht so lange im „Geschäft“. „Ich schreibe zwar schon länger. Mit 13 habe ich mein erstes Gedicht verfasst.
Aber erst seit zwei Jahren so richtig, nachdem ich mir erstmal die Techniken für das Gedichte schreiben angeeignet habe“, erzählt der 32-Jährige.
Das war auch nötig, denn „mein erstes Buch mit Gedichten hat die Internetgemeinde zerrissen. Dann habe ich mich erst einmal richtig mit der Materie beschäftigt.“ Insgesamt fünf Bücher hat er seitdem veröffentlicht. Vier davon ausschließlich mit Gedichten.
Aber ausgerechnet Poesie?
„Ja, für mich ist alles Poesie, ob es das Gras ist oder die Sonne, die ich beim Radfahren beobachte“, erzählt Alex, dem man bis auf seine zumeist schwarzen Outfits das Düstere aus seinen Texten eigentlich gar nicht anmerkt. Freundlich und aufgeschlossen beschreibt er stattdessen, was ihn zum Schreiben bewegt hat.
Eigenes Leben aufgearbeitet
Und doch steckt sehr viel von ihm in den schwermütigen Geschichten. „Ich habe darin einiges aus meinem Leben aufgearbeitet“, sagt der zweifache Familienvater, der ursprünglich als gelernter Elektriker mit Kabeln und Strom zu tun hatte, und ganz und gar nichts mit Reimen.
400 Gedichte hätte Wilhelm Busch geschrieben, „1.000 möchte ich schaffen“, sagt Alex.
Aber nicht alle sind so düster und melancholisch. In einem nimmt er zum Beispiel die Leser mit auf einen Spaziergang durch seine Heimatstadt Bernburg. Wenn man genau nachliest, entdeckt man auch in seinen vier Gedichtbänden mit dem Titel „Herzschlag 1 bis 4“ eine Gesamtgeschichte.
Wechselnde Gemütszustände
Unterteilt in die vier Jahreszeiten wechseln auch die Gemütszustände von Frühling mit den Sehnsüchten, zum Sommer mit dem Verliebtsein über den Herbst und dem Thema Trennung bis hin zum Winter mit dem Abschied, dem Tod und der Trauer.
„Ich glaube, jeder findet sich in einem der Gedichte wieder“, ist Alex überzeugt.
Auch wenn er weiß, dass man mit dem Gedichte-Schreiben nicht reich werden kann, ist es trotzdem seine Berufung. „In erster Linie schreibe ich sie für mich und dann für die anderen“, sagt Alex, der aus gesundheitlichen Gründen seinen Job als Elektriker an den Nagel hängen musste. Stattdessen will er sich nun ausschließlich auf das Schreiben konzentrieren.
Zwei Romane sollen entstehen
Gerade arbeitet er an zwei Romanen. Weil er seine Lektüre erst allen ab 16 Jahren empfiehlt, denkt er außerdem über ein neues Projekt nach: Ein Buch nur mit Kindergedichten. Vielleicht liest er aus diesem dann bei der nächsten Buchmesse im kommenden Jahr vor.
Wer Dark Xperience bei der Leipziger Buchmesse erleben möchte, findet ihn am Sonntag, 26. März, ab 10.30 Uhr in der Halle 3 Stand 501.
Weitere Infos unter: www.dark-art-world.de
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Mehrere hundert Gedichte hat Alexander Alex in den vergangenen Jahren verfasst. Zu einem de älteren gehört „Magische Momente“.
Hier nun eine Leseprobe:
In dieser stillen Dunkelheit,
auf meinem Wege durch die Nacht,
ich will zu meinem Lieblingsort,
dem kleinen Fenster unterm Dach.
Das Dielenholz der alten Treppe,
es knarzt bei jedem kleinen Tritt,
erklimm’ so leis’ sie wie ich kann,
behutsam, leise, Schritt für Schritt.
Ich öffne leis’ die Tür der Kammer,
das alte Scharnier quietscht Verdacht,
wie schön, dass alle and’ren schlafen,
ich bleib allein in dieser Nacht.
Ich schreite durch die alte Pforte und schließ die Tür, dass man’s kaum hört,
der Riegel fällt zurück ins Schloss,
nun bin ich gänzlich ungestört.
Ich bin erleichtert, welch’ ein Glück, ein Seufzer flieht aus meinem Mund,
der volle Mond, er strahlt ganz hell, bestrahlt die Welt zu später Stund’.
Ich tauch’ in seinen Schimmer ein und fühl’ mich sicher, frei, zuhaus,
das Licht berührt mein Angesicht
und lenkt den Blick zur Nacht hinaus.
Die Luft ist trüb, wirkt beinah flüssig, ergießt sich schlafend auf die Welt,
umhüllt den Schläfer sanft mit Träumen, und schickt den Traum ins Sternenzelt.
Auch du, mein Schatz, hast einen Traum, er pocht schon lange in dir drin,
die Sterne sollen ihn mir bringen,
weil deine Träum’ auch meine sind.
Ich öffne sacht das kleine Fenster und tauch’ in die Magie der Nacht,
ich seh’ die Sterne, hör' den Wind, der über uns’re Herzen wacht.
Wenn leis’ du zu den Sternen sprichst,
den Wind ganz nett um Hilfe fragst,
dann wird er deine Stimme bringen,
die leis’ „Ich liebe dich“ mir sagt.
(mz)