Der 420-Millionen-Euro-Riese Der 420-Millionen-Euro-Riese: "Katharina" ist jetzt startklar

Peißen - Polizeiaufgebot, Spürhund und jede Menge Securitypersonal: Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen ist am Dienstag der neue Erdgasspeicher „Katharina“ in Peißen feierlich in Betrieb genommen worden.
Im Beisein von mehr als 100 geladenen Gästen aus Deutschland und Russland schnitt Ulf Heitmüller, Aufsichtsratsvorsitzender der Verbundnetz Gas AG, gemeinsam mit Alexander Iwanowitsch Medwedew, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des russischen Energiekonzerns Gazprom, symbolisch das rote Band am Werkstor durch.
„Gasspeicher wie dieser hier in Peißen sind ein wesentlicher Bestandteil einer sicheren Energieversorgung“, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff.
Zwölf unterirdische Kavernen speichern Erdgas
„Der Bau des Untergrundspeichers ,Katharina’ war trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen ein wichtiger Schritt. Gemeinsam mit Gazprom tragen wir damit zur Versorgungssicherheit mit Erdgas für Endverbraucher sowie Industrieunternehmen in Deutschland und Europa bei“, sagte Heitmüller über die 420 Millionen große Gemeinschaftsinvestition der beiden Partner.
Bis zum Jahr 2024 soll im Untergrund bei Peißen insgesamt in zwölf geschaffenen Hohlräumen, sogenannten Kavernen, Gas zwischengespeichert werden.
Dafür ist auch eine 450 Meter lange und 95 Meter breite Obertageanlage zwischen Peißen und dem Krakauer Berg geschaffen worden. Und zwar mit etlichen Sicherheitsvorkehrungen, um bei Störfällen schnell reagieren zu können.
Gas kann binnen drei Sekunden abgestellt werden
So kann unter anderem die Gaszufuhr mit Hilfe eines Ventils binnen drei Sekunden abgestellt werden. Ein Notstromaggregat sorgt außerdem dafür, dass im Falle eines Stromausfalls die Anlage noch ordnungsgemäß heruntergefahren werden kann.
Und damit nicht genug: Die dutzenden, auf dem Gelände verteilt stehenden Metallpfeiler samt Spitzen dienen als Blitzableiter und sollen dafür sorgen, dass bei einem Unwetter der Blitz nicht in eines der oberirdischen Elemente einschlagen kann.
Sollte es dennoch zu einem größeren Störfall kommen, bleibt nicht die Freiwillige Feuerwehr Peißen mit dem Problem allein.
Dafür wird nach Angaben der VNG eine auf solche Fälle spezialisierte Einsatztruppe aus den Niederlanden angefordert, die innerhalb von 30 Stunden vor Ort wäre.
Geringe Mitarbeiterzahl ist nur noch nötig
Für Peißens einstigen Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Berg (Die Linke) war die Eröffnung auch mit einem Blick in die Zukunft der Untergrundspeicherung von Gas verbunden. Schließlich war der gelernte Elektriker schon 1966 bei der Inbetriebnahme der ersten Kaverne in Peißen auf dem Nachbargrundstück dabei.
110 Millionen Euro für die Obertageanlage
„Es ist interessant, wie sich das über Jahrzehnte entwickelt hat“, sagte Berg. Er staunte beim Rundgang über das Gelände nicht nur über die neuste, verbaute Technik - allein in die Obertageanlage flossen 110 Millionen Euro und wurden 400 Kilometer Kabel verlegt, die von Peißen bis nach Rügen reichen würden.
Sondern er erfuhr wie alle anderen Anwesenden, wie automatisiert die Speicherung und Einspeisung von Erdgas inzwischen abläuft. Denn trotz der gigantischen Hohlräume, in denen genug Gas lagern könnte, um die komplette Stadt Halle zwei Jahre lang zu versorgen, ist die Zahl der künftigen Mitarbeiter überschaubar.
Nach Angaben von André Wetzig, Leiter der Kommunikation bei der Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft würden künftig am Standort Peißen rund zehn Mitarbeiter beschäftigt.
********************************************
Der Untergrundspeicher Katharina, benannt nach der Zarin Katharina II., ist eines der aktuell größten wirtschaftlichen Energieprojekte in Deutschland. Die zwölf Kavernen, sechs sind bereits fertiggestellt, haben ein Speichervolumen von rund 614 Millionen Kubikmeter. Der Speicher ist über eine zirka 38 Kilometer lange Leitung an die Erdgaspipeline Jagal angebunden.
Die JAGAL verbindet die JAMAL-Europaleitung mit dem Erdgasnetz von Gascade in Deutschland. Das russische Erdgas wird aus Polen kommend in der VerdichterstationMallnow (Ostbrandenburg) übernommen und hier in das deutsche Ferngasnetz eingespeist. Die JAGAL durchquert die Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen und leistet mit ihrer jährlichen Transportkapazität von 28 Milliarden Kubikmetern einen wichtigen Beitrag im transeuropäischen Leitungsnetz:
Der Verlauf der JAGAL führt über 336 km von der polnischen Grenze über Mallnow und Baruth (OPAL) in südwestliche Richtung nach Rückersdorf (Thüringen) bei Gera, wo sie seit 1999 auf die STEGAL trifft. (Quelle: Wikipedia) (mz)
