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Chance auf neues Leben Blutkrebs: "Stammzellen kann man nicht bei ebay ersteigern"

Von Frauke Holz 17.07.2016, 10:15
Für ihn ist das Stammzellspenden eine Selbstverständlichkeit: Bernd Knabe-Gerlach aus Golbitz.
Für ihn ist das Stammzellspenden eine Selbstverständlichkeit: Bernd Knabe-Gerlach aus Golbitz. Engelbert Pülicher

Golbitz - Die Frage nach dem Warum hat sich für Bernd Knabe-Gerlach nie gestellt. Für den Golbitzer war es einfach selbstverständlich, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Denn seitdem ihn sein Vater vor Jahren mit zur Blutspende genommen hat, hängt er regelmäßig an der Nadel - seit 2006 hauptsächlich, um Thrombozyten, sprich Blutplättchen, zu spenden.

„Vielleicht schaffe ich die 40. noch in diesem Jahr“, erzählt der junge Mann, für den es ein naheliegender Schritt gewesen sei, sich typisieren und in die Deutsche Stammzellspenderdatei aufnehmen zu lassen. Hierzu wiederum habe sein Vater den entscheidenden Anstoß gegeben, der Anfang der 2000er Jahre selbst bereits Stammzellen für einen kleinen Jungen in Hameln gespendet habe, wie Knabe-Gerlach berichtet.

Alle 45 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Leukämie

Die Frau des 33-Jährigen sei hingegen anfangs nicht von der Idee überzeugt gewesen. Sie habe befürchtet, dass es seinen Körper zu sehr belaste, erzählt er. Doch mittlerweile habe auch sie sich registrieren lassen. „Eigentlich sollte das jeder tun“, meint der Wachmann, „denn Stammzellen kann man nicht im Supermarkt kaufen oder bei eBay ersteigern.“ Zumal alle 45 Minuten in Deutschland ein Mensch an Leukämie, einer Form des Blutkrebs, erkrankt und nur etwa 30 Prozent der Patienten weltweit einen verwandten Spender finden.

Bernd Knabe-Gerlach kam selbst vor einiger Zeit schon einmal als potenzieller Spender in Frage. „Ein anderer passte am Ende aber noch besser als ich“, erzählt er. Kürzlich wurde er abermals angerufen und diesmal stimmten die Profile nach der Feintypisierung überein. Daraufhin bekam er einen Botenstoff verabreicht, der dafür sorgt, dass sich die Zahl der Stammzellen im Blut erhöht. Nicht ohne Nebenwirkungen, wie der 33-Jährige sagt. Kopf- und Gliederschmerzen sowie leichte Mattheit - Beschwerden, die nur wenige Tage nach der Spende bereits vergessen gewesen seien. „Das ist zumutbar für jeden“, ist er sich sicher, „ich habe das gern in Kauf genommen und würde dies immer wieder tun.“ Immerhin könne er selbst auch einmal in die Lage kommen und eine Stammzellspende benötigen und „dann wäre ich froh, wenn es irgendwo auf der Welt einen Spender für mich gibt“.

Fünf Tage später erfolgte die eigentliche Stammzellentnahme in Dessau-Roßlau - ohne operativen Eingriff oder Narkose, denn ähnlich wie bei der Dialyse wird das Blut des Spenders in einem ständigen Kreislauf aus einer Armvene durch einen Zellseperator geleitet und wieder zurückgeführt. Sechs Stunden dauerte dies bei dem Golbitzer. „Das Schlimmste daran war, so lange wach bleiben zu müssen und still zu liegen.“ Doch im Nachhinein habe das Gefühl überwogen, etwas Gutes getan zu haben.

Den Empfänger seiner Stammzellen kann der 33-Jährige erst in zwei Jahren kennenlernen. „Ich weiß nur, dass es sich um einen Mann Anfang 50 aus Deutschland handelt.“ Ein Leukämiepatient, der dank seines „genetischen Zwillings“ nun die Chance auf ein neues Leben erhält. (mz)