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Blickfang in 134 Stufen Höhe Blickfang in 134 Stufen Höhe: Treppenturm der Martinskirche in Bernburg wird saniert

Von Susanne Schlaikier 22.05.2015, 14:55
Lothar Rohne bessert in luftiger Höhe die schadhaften Stellen an einer Säule des Seitenturms aus.
Lothar Rohne bessert in luftiger Höhe die schadhaften Stellen an einer Säule des Seitenturms aus. ute nicklisch Lizenz

Bernburg - Fast könnte man neidisch werden auf die Bauarbeiter, die derzeit am Turm der Martinskirche zugange sind: Sie müssen einen herrlichen Ausblick haben von da oben in mehr als 20 Meter Höhe. Einen Blick, der schon mal weit über die Dächer Bernburgs hinaus gehen kann. Bei guter Sicht, sagt Lothar Rohne, könne man sogar bis zum Brocken sehen. Es ist ein Blick, der dem normalen Besucher momentan nicht möglich ist. Denn der Treppenturm, der zur Aussichtsplattform führt, ist seit rund zweieinhalb Jahren für den Besucherverkehr gesperrt. Er sei statisch nicht mehr stabil, hatte Pfarrer Lambrecht Kuhn dazu im Dezember 2014 gegenüber der MZ erklärt.

Stück für Stück

Nach Ostern haben die Denkmalpfleger und Steinmetze von der Bauhütte Naumburg nun damit begonnen, den Treppenturm, den so genannten Filialturm, zu sanieren. Über eine Wendeltreppe gelangt man auf diesem Weg normalerweise zur Aussichtsplattform. Genau 134 Stufen müssen dafür bewältigt werden.

Die Martinskirche ist nach Plänen des Hannoveraners Conrad Wilhelm Hase (1818 bis 1902) , unter Mitwirkung des Architekten Max Kolde (1854 bis 1889), erbaut und am 5. Oktober 1887 feierlich geweiht worden. Die Kirche, mit dem über 60 Meter hohen Turm, wurde im neugotischen Stil erbaut. Sie ist nach dem Reformator Martin Luther benannt.

Ende des 19. Jahrhunderts war die Einwohnerzahl von Bernburg mit der Industrialisierung sprunghaft angestiegen. In der südlichen Bergstadt waren damit viele neue Häuser entstanden, zu denen nun auch ein Gotteshaus in nächster Nähe gehörte.

Seit dem Jahr 2007 sind in einem bundesweit einmaligen Projekt unter dem Dach der Martinskirche eine evangelische Grundschule samt Hort, ein christlicher Kindergarten und die evangelische Martinsgemeinde untergebracht. Die Kosten für den Umbau betrugen 3,5 Millionen Euro.  

Zunächst einmal haben die Bauarbeiter untersucht, welche Teile überhaupt ausgetauscht werden müssen, erläutert Lambrecht Kuhn. Dann müssten die Steine gereinigt werden. Auch die Fugen sind zum Teil ausgeplatzt und müssen erneuert werden. Und schließlich geht es an die Säulen: Die werden überarbeitet und teilweise ersetzt.

„Das sind umfangreiche Arbeiten, denn zuvor muss der Turm statisch gesichert werden“, so Kuhn. Die Arbeit an dem kleinen Seitenturm ist nur ein weiterer Baustein bei der Sanierung des eigentlichen Kirchturms. Die hatte vor rund fünf Jahren begonnen. Dabei war festgestellt worden, dass der Sandstein teilweise so desolat ist, dass er ausgewechselt werden muss. Das ist nun in den vergangenen Jahren Stück für Stück erfolgt. Mehr als 300.000 Euro sind seither in die Sanierung geflossen.

Die aktuellen Arbeiten am Treppenturm waren indes schon für 2014 geplant. Doch das nötige Geld fehlte. Immerhin belaufen sich die Kosten für die Erneuerung auf 148.000 Euro. Dank Lotto Toto, der Kirchenbaustiftung, der Evangelischen Landeskirche sowie Eigenmittel hatte man aber zwischenzeitlich einen Großteil der Summe zusammen.

Außergewöhnliche Aktion

Der Rest - 20.000 Euro - wurde durch eine außergewöhnliche Spenden-Aktion eingeworben: Die Gemeinde hat die einzelnen Stufen, die zum Turm führen, „verkauft“. Es haben sich sogar mehr Interessenten für die Treppenstufen gefunden, als eigentlich zum Turmaufstieg vorhanden sind. Daher hat man schließlich nicht nur die Stufen, die direkt zur Aussichtsplattform führen, veräußert, sondern auch jene Stufen, die von der Kirche bis zum Turmeingang führen - so dass am Ende 156 Stufen einen neuen Besitzer gefunden haben. Sowohl Privatpersonen als auch Firmen haben auf diese Weise dazu beigetragen, dass die fehlende Summe zusammen gekommen ist.

Die Stufen bleiben freilich, wo sie sind, nur werden fortan die Besitzer namentlich genannt - sofern diese nichts dagegen haben. Die Arbeiten am Treppenturm, schätzt Pfarrer Lambrecht Kuhn, werden sich wohl noch bis August hinziehen. Danach aber soll der Aussichtsturm wieder für die Öffentlichkeit frei gegeben werden. Dann ist es wieder für jedermann möglich, seinen Blick über Bernburg schweifen zu lassen.

Die Bauarbeiter können den Rundblick in die Umgebung schon jetzt täglich genießen - wobei, sie werden dafür nur wenig Zeit haben. Denn zu allererst einmal müssen sie hier oben ja arbeiten.

Das Gerüst an der Martinskirche wird noch voraussichtlich bis August stehen bleiben.
Das Gerüst an der Martinskirche wird noch voraussichtlich bis August stehen bleiben.
ute nicklisch Lizenz