Apotheke Blaue Apotheke Lindenstraße Bernburg: Ende Oktober droht Schließung - nach 130 Jahren

Bernburg - Auch das letzte Fünkchen Hoffnung auf Weiterbeschäftigung ist für einen kleinen Teil der Belegschaft nahezu verglimmt: Sollte sich nicht doch noch im letzten Moment ein Käufer finden, wird die Blaue Apotheke am Bernburger Boulevard zum Monatsende geschlossen.
Für immer. Nach 130 Jahren im Haus Lindenstraße 11. Die Geschichte der Blauen Apotheke ist aber noch älter - im Jahr 1700 hatte sie der spätere Bürgermeister Ambrosius Gottfried Moritz an der Breiten Straße gegründet.
Seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens wurde kein Käufer gefunden
Seit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung Ende Juni konnte kein Käufer für das Unternehmen von Apotheker Stefan Hülsmann gefunden worden. „Ein Interessent ist leider wieder abgesprungen“, sagt Fritz Rabenhorst, Anwalt in der Rechts- und Unternehmensberatung Buchalik Brömmekamp, die das Verfahren begleitet.
Er macht zwei Hauptgründe für das mangelnde Käuferinteresse aus: einerseits die schwierige Parkplatzsituation für Kunden durch die Lage in der Fußgängerzone, andererseits die überdurchschnittliche Zahl an Konkurrenten in der Innenstadt.
In der Innenstadt von Bernburg gibt es viele Apotheken
Die 38 Mitarbeiter, die ihre Kündigung bereits vor vier Monaten erhielten, haben damit keine Zukunft mehr bei ihrem bisherigen Arbeitgeber. Nur ein paar sind noch geblieben, um nach dem Verkauf der Versandsparte das Stammhaus am Boulevard mit zu Grabe zu tragen.
30 weitere Beschäftigte, die bei einem ebenso pleite gegangenen Dienstleister für die Versandsparte Juvalis tätig waren, verloren ebenfalls ihre Arbeit. Immerhin: „62 Prozent der insgesamt betroffenen Männer und Frauen sind bereits wieder in Arbeit oder nehmen an einer Qualifizierungsmaßnahme teil“, so Heike Wunschik, Sprecherin der Agentur für Arbeit in Bernburg.
38 Mitarbeiter bekamen vor vier Monaten ihre Kündigung
Nach der Massenentlassung hatte sich die Behörde darum bemüht, den Mitarbeitern einen neuen Job zu vermitteln. Einige haben zwischenzeitlich selbst eine andere Stelle gefunden.
Der überwiegende Teil der 26 noch nicht vermittelten Männer und Frauen war für Hilfstätigkeiten im Lager- und Bürobereich eingesetzt und verfügt nach Angaben der Arbeitsagentur über keine nachgefragte Qualifikation.
„In Abhängigkeit der persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten und des Qualifizierungswillens werden jetzt für sie Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt im Salzlandkreis eruiert“, sagt Heike Wunschik. Insbesondere in der Logistikbranche, im Pflegebereich sowie in der Produktion und Fertigung würden Fachkräfte gesucht.
26 Männer und Frauen sind noch nicht vermittelt
Hier biete sich die Möglichkeit eines Quereinstiegs in diese Branchen. Arbeitgeber könnten gering qualifizierte Beschäftigte übers Programm „WeGeBau“ gefördert bekommen. Der Lebensmittelchemiker Stefan Hülsmann hatte die Blaue Apotheke 1996 übernommen und war zehn Jahre später in den Versandhandel eingestiegen.
Seine Internetapotheke Juvalis wuchs seitdem rasant, stieg laut einem Ranking der Unternehmensberatung Kaske zur elftgrößten in Deutschland auf. Unklar ist, ob der harte Preiskampf zur Pleite geführt hatte. Mit dem Erlös aus dem Juvalis-Verkauf an eine Leipziger Mitbewerberin im Sommer hoffte der Bernburger Apotheker noch, das Stammhaus retten zu können.
Letztlich wohl vergebens. Die Räume im Haus Lindenstraße 11 werden nach dem Aus laut Fritz Rabenhorst an den Vermieter zurückgegeben.
(mz)