Weltreise mit Motorrädern Biker aus Bernburg durchfahren wochenlanges Mistwetter im Mai
Die MZ begleitet Jule und Christian Brych bei ihrem „Bernride“-Abenteuer durch die Welt. Aktuell sind die Bernburger auf dem Weg nach Montenegro. Was das Paar im ersten Monat alles erlebt hat.

Von wegen Wonnemonat! Dass der Regen im Mai ihr ständiger Wegbegleiter wird, hätten Juliane und Christian Brych nicht gedacht, als sie am Monatsersten bei strahlendem Sonnenschein in Bernburg zu ihrer Weltreise starteten (die MZ berichtete). „Das ist wie ein Running Gag. Fast immer wenn wir aufbrachen, fuhren wir ins nächste Starkregengebiet rein“, erzählt der 32-Jährige.
Gardasee nicht angesteuert
Während sich hierzulande Landwirte und Kleingärtner seit Wochen ein paar Tropfen herbeisehnen, begann für die Biker der nasse Schlamassel schon bei der Fahrt zum Familien-Besuch ins Rheinland. „Wegen des schlechten Wetters mussten wir ein paar Tage länger in Köln bleiben als geplant“, berichtet Christian Brych, als ihn die MZ am Mittwoch per Videoanruf in Bosnien-Herzegowina erreicht. Aus den paar Tagen Seele baumeln lassen am Gardasee sei deshalb auch nichts geworden, zu schlecht waren die Wetterprognosen für Norditalien.
Auf der gewählten östlicheren Route Richtung Balkan ist Petrus jedoch kaum gnädiger. „Als wir am 15. Mai nach Österreich aufbrachen, regnete es teilweise 30 Liter je Quadratmeter“, erzählt der Bernburger, der sich mit seiner Frau zuvor in Bayern mit anderen Fernreisenden traf und ein paar Tipps abholte.
Schimmel in den Isomatten
Die stetige Feuchtigkeit hatte schon zu Beginn des Abenteuers für eine unangenehme Überraschung gesorgt. „Als wir die erste Nacht im Freien campen wollten, stellten wir fest, dass unsere Isomatten von innen schimmelten“, sagt Juliane Brych. „Wir haben uns dann Ersatz zu unserer Familie schicken lassen“, so die 33-Jährige. Weitere kleinere Malheure passierten unterwegs. Erst wurde aus Versehen das Portemonnaie bei den Angehörigen liegen gelassen, sodass eine Umkehr nötig war. Dann platzte eine Trinkblase und es fielen die Helmfunkgeräte aus. „Zum Glück konnten wir sie in Österreich noch auf Garantie umtauschen“, sagt Christian Brych, der in Kroatien nach einem kleinen Sturz im Gelände auf einen verbogenen Schalthebel blickte.

Selbst war der Mann. Über einem Benzinkocher erwärmte er das Aluminium und klopfte den Hebel wieder in Form. „Sonst hatten wir bisher keine Havarien. Die Maschinen laufen tadellos.“ Das Paar hatte im Vorfeld etliche Touringmotorräder ausprobiert, ehe es sich für zwei ultraleichte Kawasaki Versys x300 entschied. Kiwi und Clyde, so ihre Namen, haben bislang zuverlässig mehr als 5.000 Kilometer unter die Reifen genommen. Zum Glück nicht jeden Tag im Regen. „Als wir am 16. Mai in Slowenien einreisten, war es wie eine Offenbarung. Erstmals hatten wir schönes Wetter, trafen viele nette Leute. Die Tage dort fühlten sich wie Urlaub an“, sagt der Außendienstmitarbeiter einer Kaffeevertriebsfirma, der sich ein Sabbatjahr gegönnt hat. Seine Begleiterin gab indes für die Reise um die Welt ihre Selbstständigkeit als Podologin auf.

Auf einem alternativen Campingplatz in Tolmin, auch Ausgangspunkt für eine Spritztour ins italienische Udine, freundete sich das Paar mit einem anderen Weltreisenden an: ein Radfahrer aus der Schweiz. „Mit Patrick haben wir verabredet, uns in der Türkei wiederzusehen. Wann und wo genau wissen wir noch nicht. Er braucht mit dem Fahrrad sicher etwas länger als wir“, erzählt Christian Brych schmunzelnd.

Auf ihrer Tour durch bisher sechs Länder reiste der Bernburger mit seiner Frau auch entlang der kroatischen Adriaküste. „Dort ist es traumhaft schön, aber auch erschreckend teuer“, berichtet der 32-Jährige. „Eine Nacht auf dem Campingplatz sollte 64 Euro kosten.“ Das Paar zog es vor, im Hinterland nach günstigeren Alternativen zu suchen. Dort entdeckte es auch viele Relikte, die an den Jugoslawien-Krieg in den 1990er Jahren erinnern. Wie Einschusslöcher in Ortsschildern, in der Natur zurückgelassene Autowracks und eine verlassene Airbase. „Man kann dort zwei Kilometer tief in den Berg hineinfahren. Wenn man den Motor ausmacht, herrscht absolute Finsternis und Stille“, erzählt Christian Brych von dieser Erfahrung.

Nicht weniger beeindruckend für das Paar war die Quelle des Flusses Cetina. „Das 50 Meter tiefe Loch sieht von oben wie ein Drachenauge aus“, beschreibt Juliane Brych dieses Wunder der Natur.

Gravierend waren die Wetterunterschiede in Kroatien. „Im Landesinneren haben wir bei 6 Grad im Nebel geschlafen, am nächsten Tag waren es an der Küste 32 Grad“, sagt sie. Und ihr Mann ergänzt: „Wir waren auch zweimal zum Baden in der Adria. Das Wasser hat 20 Grad.“ Bei Freunden der Familie in der Region Trogir konnte das Paar seine Wäsche waschen und Fahrzeugpflege betreiben, ehe es weiter nach Bosnien-Herzegowina ging. Dort schlugen Brychs ihre Zelte an einem schönen Stausee auf und durchfuhren die Hauptstadt Sarajevo.
Zum „Ende der Welt“
Das nächste Abenteuer heißt Lukomir. „Wir wollen auf einer 50 Kilometer langen Schotterpiste ins Nirgendwo fahren. Die Einheimischen nennen das abgeschiedene Bergdorf das ,Ende der Welt’“, sagt Christian Brych. „Danach wollen wir zeitnah weiter in die Nationalparks Montenegros“, blickt er auf die nächsten kurzfristigen Ziele. Später soll es über den Bosporus in die Türkei, in den Iran und schließlich nach Nepal ins Himalaya-Hochgebirge gehen.
Nach Asien wollen Brychs noch Afrika erkunden, ehe sie nach ein, zwei Jahren in die Heimat zurückkehren. „Zeitdruck haben wir nicht. Wo es schön ist, bleiben wir länger“, sagten sie beim Abschied.