Besucher lassen sich Bad der Herzogin Friederike zeigen
Bernburg/MZ. - Dass der Tag der offenen Tür im Schloss am Samstag auf so eine Resonanz stoßen würde, hatten die Organisatoren nicht gedacht. Es waren über 100 Interessierte, die sich in den drei Stunden von Mitarbeitern der Stadt sowie Mitgliedern des Altertums- und Geschichtsvereins durch das Langhaus führen ließen. Von außen ist das Gebäude schon schmuck. Doch drinnen ist noch vieles Baustelle, so dass es für Besucher Normalerweise nicht zugänglich ist. Fast in allen Bereichen setzte dem Gebäude der echte Hausschwamm zu, erzählte der städtische Baudezernent Holger Köhncke. Nun wurde es mit Hilfe der Landesinitiative Urban 21 statisch gesichert. Auch das Dach, bei dem früher immer Regenwasser eindrang, wurde inzwischen komplett saniert, erklärte der Dezernent.
Für diese Maßnahme investierten Stadt und die Stiftung Dome und Schlösser bis jetzt 2,3 Millionen Euro. Köhncke führte die Besucher durch den Grünen Saal, den einstigen Thronsaal, in dem zuletzt das Gericht tagte und wo nebenan die Delinquenten auf die Verhandlung warteten. Überall konnten die Besucher durch die Löcher in den Decken und Wänden die alte Stroh-Lehm-Füllungen, die Schäden der Balken oder auch Details wie Sandsteinsäulen, die die Decke der Hofstube stützten, sehen. Es ging weiter in den Victor-Amadeus-Bau mit dem Gesindebereich, dem weißen Saal und den einstigen Wohnräumen der Herzogin Friederike. Im Bad der Herzogin habe eine Kupferbadewanne gestanden, von wo aus sie auf ein Gemälde an der Wand blickte, plauderte Köhncke aus dem Nähkästchen. Allerdings habe sich die Rettung dieses Bereiches als besonders kompliziert herausgestellt. Um hier den Hausschwamm zu bekämpfen, musste ein Giftgas hineingepumpt werden.
Zuletzt führte der Dezernent die Gruppe in den Keller des Victor-Amadeus-Baus mit seinem Kreuzgewölbe, dem ältesten Teil des Langhauses. Das sei lange Zeit unterbewertet worden. Doch er könne sich hier gut eine Schlossgastronomie vorstellen, so Köhncke. Irgendwann einmal. "Doch zunächst müssen wir das Gebäude retten, um es nutzen zu können." Auf gleicher Ebene, direkt nebenan, befindet sich schließlich die "Schwarze Küche", wo der Rundgang endete. "Das Spannende an der Küche ist die Patina", erklärte Köhncke. Wenn dieser Bereich saniert wird, müsste man die Patina erhalten. Der Schlot, der von drinnen scheinbar unendlich weit nach oben reicht, ist von außen eher unspektakulär.
Es wird wohl noch zehn Jahre dauern um die Sicherung und Bewahrung des Langhauses abzuschließen, schätzte Köhncke. Mindestens zwei Millionen Euro sind dafür nötig. Dann müsse man aber sicher wieder an anderen Stellen anfangen. "Wir werden sicher nie richtig fertig", so Köhncke.
Als Nächstes ist die Sanierung der Nordfassade, die gänzlich dem Wetter ausgesetzt ist, geplant. Mit Mitteln aus dem Städtebau- und Denkmalschutz soll dies 2008 in Angriff genommen werden.