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Bernburger Bergknappen Bernburger Bergknappen: 125 Jahre Glückauf

Von Susanne Thon 13.08.2015, 13:43

Bernburg - Im Grunde genommen könne jeder Bergknappe werden, sagt Frank Ziem. Er selbst ist auch einer. „Es ist keine Voraussetzung, unter Tage zu arbeiten oder gearbeitet zu haben“, um Vereinsmitglied zu werden. Wenngleich die Mehrheit einfährt - oder vielmehr eingefahren ist.

Textsicher sollten Vereinsanwärter aber sein. Also es wäre zumindest nicht schlecht. Denn wann immer sich die Bernburger Bergknappen 1890 in ihrem Vereinslokal in der Gartenanlage „Chemie und Kali“ treffen, stimmen sie das Steiger-lied, ein altes Bergmannslied an. Was sonst? Das wird gewiss auch am Samstag, 7. November, der Fall sein, denn dann feiern die Bergknappen ihr 125-jähriges Bestehen im Kurhaus.

Auch wenn der damals, am 9. März des Jahres 1890, gegründete Verein noch ein anderer war, knüpft doch die Geschichte der heutigen Bergknappen an die ihrer Vorväter an - und so kam es 1993 schließlich zur Wiedergründung. Erwartet werden mehr als 150 Gäste, darunter Vertreter von Stadt und Landkreis, die Bergkameraden befreundeter Vereine - aus Staßfurt und Zielitz -, und Sponsoren. „80 Rückmeldungen haben wir schon“, sagt Ziem. Die von den Bergleuten aus Bernburgs polnischer Partnerstadt Tarnowskie Gory stehe allerdings noch aus.

Das Steigerlied mit seiner einprägsamen Liedzeile „Glück Auf, der Steiger kommt“ kennen viele. Doch gibt es mit „Das Bergwerk an der Saale“ auch einen Titel mit lokalem Bezug: „Die Sonne hoch vom Himmel lacht, es grünt und blüht im Tale. Wir fördern Salz aus tiefem Schacht, zu Bernburg an der Saale.

Der Menschheit Lebenselixier im glänzenden Kristalle, das ist das Salz im Bergrevier von Staßfurt bis nach Halle. Valleri, vallera, valleri, vallera, von Staßfurt bis nach Halle.“ Das war die erste von insgesamt fünf Strophen.

In der letzten heißt es dann: „Das Bergwerk ist, wie man so sagt, nicht eines Mannes Sache, Gemeinschaftssinn ist drum gefragt, man dient in seinem Fache; die Arbeit geht nur Hand in Hand, so ist es allemale im Sachsen-Anhaltiner Land zu Bernburg an der Saale. Valleri, vallera,...“ Der Text ist, so steht es in der Chronik der Bernburger Bergknappen, 1995 entstanden. Die Melodie entspricht der des Frankenliedes von Valentin Eduard Becker.

Es wäre ein Gegenbesuch, denn die Bernburger Bergknappen waren schon in Polen. Dort besichtigten sie unter anderem die Salzmine in Wieliczka. „Das muss man mal gesehen haben, das kann man sich sonst gar nicht vorstellen“, schwärmt Ziem noch heute von der unterirdischen Kathedrale - „alles aus Salz!“ Für ihn war der Ausflug einer der schönsten, wenn nicht gar der schönste. Aber auch die Tour auf den Kalimandscharo, wie die 120 Meter hohe Abraumhalde des Kaliwerkes Zielitz genannt wird, ist in Erinnerung geblieben. Wie der verregnete Bergmanns-, Hütten- und Knappentag in der Bergstadt Marienberg im Vorjahr, an dem die Bernburger teilgenommen haben - im Bergmannshabit natürlich, der traditionellen Kleidung der Bergleute, bestehend aus Hose, Kittel - die der Bernburger sind mit goldenen Knöpfen verziert - und Schachthut. „Das ist nichts von der Stange. Jeder Verein hat ein anderes Habit“, sagt Ziem. „Alles Sonderanfertigungen.“ Die er und seine Bergkameraden zu besonderen Anlässen tragen. Etwa zu Bergparaden: 2012 gab es auch eine große in Bernburg, Anlass war das Landestreffen der Bergmanns-, Knappen- und Hüttenvereine. Oder zur Barbarafeier, die die Bernburger Bergmänner, die in ihrem Tun auch vom Esco-Werk unterstützt werden, Jahr für Jahr begehen. Einmal im Monat treffen sie sich darüber hinaus in ihrem Vereinslokal. Mal steht ein Vortrag auf dem Programm, und demnächst sogar ein bayerischer Abend. Ziem genießt das Vereinsleben der Bergknappen. „Jeder ist für jeden da, wir ziehen alle an einem Strang. Eigenbrötlerei gibt es nicht.“

110 Mitglieder hat der Verein, dessen Vorsitzender Henning Moye ist. Was nach viel klingt, relativiert sich, wenn man Ziem hört. Er spricht von Nachwuchssorgen, „die viele andere Vereine auch haben“. Das Durchschnittsalter liegt inzwischen bei 68 Jahren. Das jüngste Mitglied ist um die 30. „Und dann geht’s steil bergauf.“ Die ältesten Mitglieder sind Wolfgang Erbring und Hans Berger - beide 91 Jahre. (mz)