Bernburg Bernburg: Stadt übernimmt Sammlung eines Künstlers aus dem Harz
BERNBURG/MZ. - "An diesem Projekt haben wir schon eineinhalb Jahre gearbeitet", sagte Bernburgs Kulturdezernent Paul Koller bei der Pressekonferenz am Mittwoch. Gemeint ist die Kunstsammlung des bei Stolberg lebenden Künstlers Bernhard Langer (Jahrgang 1920). Seit einigen Wochen ist die Sammlung in den Besitz der Stadt Bernburg übergegangen.
Es geht um insgesamt rund 5 000 Bilder, Grafiken und Gemälde, die der Künstler im Laufe seines Lebens geschaffen hat. "Die Werke passen wunderbar in den Bestand unserer Sammlung", sagte Roland Wiermann. Der Direktor des Museums Schloss Bernburg verwies auf die lange Tradition künstlerischer Sammlungen im Bernburger Museum.
Inzwischen wurden zwei Ein-Euro-Kräfte bewilligt. Ihre Aufgabe ist es, das Gesamtwerk des Künstlers zu sichten und zu inventarisieren. Dazu gehört, dass die Werke digital fotografiert werden. Wie Wiermann weiter erläuterte, werden die Werke mit Größe, Titel und Entstehungszeit in eine digitale Maske eingearbeitet, um ein späteres Auffinden zu erleichtern. Der Kontakt zu dem in Ilfeld bei Stolberg lebenden Künstler, kam durch den Bernburger Hartmut Schultz zusammen, den Koller als Kurator der Sammlung titulierte. Schultz ist seit langem mit Langer befreundet und machte die Stadt auf die Sammlung aufmerksam.
Kulturdezernent Koller machte einige biografische Angaben zu dem Künstler. Der in Berlin geborene Bernhard Langer hatte zunächst eine Lehre als Baumaler absolviert. 1939 studierte er an der Hochschule für Bildende Kunst in Berlin-Charlottenburg und traf dort auf prägende Künstler wie Karl Schmidt-Rottluff. Im Zweiten Weltkrieg wurde er am rechten Arm schwer verwundet und begann ab dieser Zeit, als Linkshänder zu arbeiten. 1943 bis 1945 konnte Langer sein Kunststudium an der Karlsuniversität in Prag fortsetzen. Seit Kriegsende lebt er im Harz. Otto Möhwald, heute Professor an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle, war der erste Schüler Langers. 1950 wurde Bernhard Langer Mitglied des Verbandes der Bildenden Künstler (VBK) der DDR, wurde dort aber später ausgegrenzt. Langer hat sich mit Landschaftszeichnungen befasst. Neben expressiv-formalistischer Malerei hat er auch Holzschnitte gefertigt.
Aus Abroll-Monotypien, die ursprünglich entstanden waren, um Material zu sparen, hat Bernhard Langer eine eigene Technik entwickelt. Wie seine Tochter Ine Langer berichtet, die ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesend war, hat er noch bis vor kurzem mit dieser Technik gearbeitet. Inzwischen lebt der 92-jährige Maler in einem Altersheim bei Stolberg im Harz. Da auch die Familie des Künstlers keine Möglichkeit hatte, die 5 000 Blätter sachgerecht zu lagern, kam die Vereinbarung mit der Stadt Bernburg zustande, von der beide Seiten profitieren.
Wie Bernburgs Kulturdezernent Koller erklärte, hat dazu auch die Stiftung der ehemaligen Kreissparkasse Bernburg eine Spende von 5 000 Euro zur Verfügung gestellt, "Es wird noch einige Monate oder vielleicht auch eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen, bis die Bestände inventarisiert sind", erklärte Museumsdirektor Roland Wiermann. Es stehe auch noch nicht fest, wie viele der Blätter aufgearbeitet werden müssen.
Wann und in welchem Umfang die Werke ausgestellt werden, sei derzeit noch nicht absehbar, sagte Roland Wiermann. Geplant sei jedoch, einzelne Werke von Bernhard Langer in Sonderausstellungen einzubeziehen. Übergangsweise wird die Sammlung in einem Haus in der Bernburger Wilhelmstraße gelagert. Langfristiges Ziel ist, sie im Museum aufzubewahren, wenn die bauliche Situation es dort zulässt.