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Bernburg Bernburg: Helfer für die Seele bei unerwarteten Todesfällen

Von PAUL SPENGLER 01.01.2012, 17:21

Bernburg/MZ. - "Manchmal geht man aus einem Einsatz heraus und merkt, jetzt war es gut", sagt Elke Eckhardt. Die 50-Jährige, die beruflich als Dozentin an der Hochschule Anhalt in Bernburg arbeitet, zählt seit dreieinhalb Jahren zu 13 Notfallseelsorgern im Altkreis Bernburg. Im gerade vergangenen Jahr wurden die seelischen Helfer in Notsituationen zu über 30 Notfällen angefordert.

Praktisch läuft dies über die Kreisleitstelle des Salzlandkreises in Staßfurt. Dort liegt eine Liste der Notfallseelsorger vor, die für den jeweiligen Tag eingeteilt sind. Im Altkreis Bernburg sind die Dienste in vier Schichten rund um die Uhr organisiert.

Meist sind es plötzliche und unerwartete Todesfälle, bei denen die Arbeit der Helfer gefragt ist. Johannes Lewek, Teamleiter der Bernburger Notfallseelsorger, wurde erst vor wenigen Tagen in das Haus eines Verstorbenen gerufen. Ein älterer Mann, der gerade erst aus der Rehabilitationsklinik gekommen war, hatte einen plötzlichen Herztod erlitten.

"Die Rettungssanitäter haben in diesem Fall vorgeschlagen, dass ich für eine Weile bleiben kann", erläutert Lewek. Denn es können schon einige Stunden dazwischen liegen, bis der vom Notarzt festgestellte Tod auch vom Hausärztlichen Notdienst bestätigt worden ist.

So sieht es die Gesetzeslage in Sachsen-Anhalt vor. In einem anderen Fall ging es darum, gemeinsam mit der Polizei eine Hinterbliebene zu benachrichtigen. Der Ehemann, ein Fernfahrer, war bei einem beruflichen Aufenthalt in Bayern unerwartet verstorben.

Eine wichtige Abgrenzung zu professionellen Helfern ist geklärt. Hilfe bei Suizidfällen oder angedrohtem Suizid fallen nicht in den Bereich der ehrenamtlichen Helfer. "Für diese Situationen hat die Polizei speziell geschulte Psychologen", weiß Johannes Lewek. Schulung und Weiterbildung sind aber auch für Notfallseelsorger unabdingbar. Die Grundlage liefert ein 60-stündiger Kurs über mehrere Wochenenden. Zusätzlich wird in monatlichem Wechsel ein Fachvortrag und ein Termin zur Supervisions angesetzt. "Eine Supervision ist wie eine Draufsicht auf die erlebte Notfallsituation", erläutert Elke Eckhardt. Die Notfallseelsorger haben dabei Gelegenheit, einen Fall vorzutragen, mit dem sie persönlich schwer klargekommen sind. "Im Nachhinein wird manches klarer und man kann es damit auch abschließen", ergänzt Lewek.

Der 49-Jährige ist Pfarrer und hat von Berufs wegen besondere Erfahrung mit dem Thema Seelsorge. In anderen Städten wird die Notfallseelsorge aber auch von anderen Trägern angeboten, die nicht mit der Kirche verbunden sind. In Aschersleben ist dies der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB).

Was wünscht sich Johannes Lewek für das kommende Jahr? "Wir könnten schon noch einige Helfer gebrauchen", sagt der Leiter des Teams. Wer Interesse hat, kann sich bei ihm melden.

Weitere Informationen gibt es unter den Telefonnummern 03471 / 35 36 13 oder 0163 / 552 72 40 sowie per E-Mail an Johannes Lewek