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Bernburg Bernburg: Geschlagen wird nur auf die Schulter

Von conny schreiber und andreas braun 26.01.2012, 18:09

bernburg/MZ. - Nein, es ist keine Szene aus dem Roman "Der Untertan" von Heinrich Mann. Und die Aktiva - die Mitglieder - der Studentenverbindung an der Hochschule Anhalt in Strenzfeld weisen Ähnlichkeiten weit von sich. Sie wollen mit nationalistischen Typen wie Diederich Heßling nichts zu tun haben, sagt einer der Initiatoren der hiesigen Studentenverbindung Agronomia Cassel-Wolfsanger zu Witzenhausen und Bernburg in Strenzfeld, Martin Geyer.

Dennoch, die Tradition wachhalten und Worte wie Kameradschaft, Deutsch und Vertrauen zu pflegen, das haben sich die nun 16 Aktiva der Studentenverbindung auf die Fahne geschrieben. Zu den Aktiva zählen auch drei attraktive Frauen.

Am Mittwochabend lud die Vereinigung ihre Bundesschwestern und -brüder zur ersten Burschungskneipe in die Bernburger Kneipe "Schlossidylle" ein. Aus gutem Grund, denn es kamen neue Mitglieder dazu. Das heißt, vier Anwärter, genannt Füxe, wurden in die Vereinigung aufgenommen. Sie trugen Fuchsschwänze und ein zweifarbiges Band - als Zeichen, dass man eben Fux ist. Norbert Roloff, Hagen Godehuss-Meyer, Fin-Hendrik Meyer und André Höpfner gehören nun voll dazu. Spät am Abend zelebrierte die Burschenschaft eine Taufe mit Saalewasser und mit einem Schlag auf die Schulter wurden die Neulinge "geburscht". Außerdem erhält jeder dann einen Spitznamen, genannt Bierspitz. Das heißt, jeder Name fängt mit Bier an.

Ja, es wird nicht abgestritten, dass man zum Bier ein sehr angenehmes Verhältnis hat. "Zum Trinken wird aber niemand gezwungen", so Geyer. Eine Vereinigung von Antialkoholikern sei man indes nicht. Und so gehört auch ein gewisses Maß an Trinkfestigkeit zur Zeremonie, um aufgenommen zu werden. Schließlich zählt auch der Schiebertausch dazu. Eine kleine Platte mit allen Namen drauf wird ins Bier geworfen und dieses dann getrunken, bevor die Platte quasi in aller Munde ist.

Damit ist dann die "Bierhandlung vollzogen", was vom Altherren Hartmut Lüdeke verkündet wurde.

Gegründet wurde dieser Verein 1921, seit zwei Jahren gibt es ihn auch in Bernburg. Maßgeblichen Anteil daran hat Hartmut Lüdeke, der in Witzenhausen Landwirtschaft studierte und den Kontakt nach Strenzfeld aufnahm. Witzenhausen hat einen Ableger der Uni Kassel und ist auf die Landwirtschaft spezialisiert. Die Mitglieder sind darum ausschließlich Studenten aus dem Studiengang Landwirtschaft. Im Altherrenverband, der sich aus derzeit 430 Mitgliedern zusammensetzt, die bereits fertig mit dem Studium sind, stehen alle weltweit in Kontakt. "Die Mitgliedschaft hält ein Leben lang. Im Studium lernen wir zusammen, helfen uns mit Informationen und auch bei der Praktika- oder Arbeitssuche", sagt Geyer, der freilich auch erklärt, dass die entsprechende Leistung schon stimmen muss. "Es ist aber schön, wenn man weiß, an wen man sich wenden kann".

Die Vereinigung in Strenzfeld, die sich wöchentlich einmal trifft, ist keine "Burschenschaft" im eigentlichen Sinne. Zum einen ist es keine schlagende Verbindung. Man muss also vor Verstümmelungen - dem so genannten Schmiss - keine Angst haben und zum anderen sind seit über 50 Jahren Frauen zugelassen.

Doch freilich braucht man auch Erkennungsmerkmale: Eine Kappe und ein dreifarbiges Band in den Farben Grün für Klee, Weiß für den Schnee und Gold für die Ähre. Zudem haben die Aktiva am Gürtel einen Zipfel aus echtem Silber.