Ausstellung im Schloss Plötzkau Ausstellung im Schloss Plötzkau: Ritter im Miniformat

plötzkau/MZ - Auf das Schloss Plötzkau aufmerksam machen - darum bemühen sich seit langem die Mitglieder des Vereins Schloss Plötzkau. Seit dem Wochenende sind es kleine Zinnfiguren, die Besucher anlocken sollen. Und das ist kein Zufall. Denn Vereinsvorsitzender Cord Rose-Borsum hat in dem Dessauer Hans Joachim Schwahn einen weiteren Unterstützer gefunden, der auch noch seit seiner Kindheit für Zinnfiguren brennt.
Bevor die ersten Besucher sich ein Bild von den Minirittern machen konnten, führte Schwahn in einem Vortrag in die Geschichte und Herstellung dieser Figuren ein. Welcher Normalbürger weiß schon, dass erst vor wenigen Jahren in Magdeburg die ersten Sandsteinformen für einen solchen Figurenguss aus dem 12. Jahrhundert gefunden wurden? Historische Hersteller in Anhalt gab es ab 1815 in Zerbst, Jessen, Dessau und Bernburg. Dort sind die Figuren als Nebenprodukt bei der Geschirrherstellung entstanden, denn mit diesem Kinderspielzeug ließen sich die Geschäftseinnahmen erhöhen. Sogar für die dänischen Prinzen wurde in Zerbst ein Satz beweglicher Figuren gefertigt. Und auch die Bernburger Firma Ludwig Kessler und Sohn stellte neben den eigentlichen Bleirohren ebenfalls Zinnfiguren her. Der letzte Kesslersohn trat 1930 als Sechsjähriger beim Betriebsjubiläum als Zinnsoldat auf. Als er Bernburg verließ, nahm er die letzte Form mit.
Im Bernburger Kulturbund engagierten sich Anfang der 80er Jahre die Zinngießer unter Leitung des damaligen Geschichts- und Sportlehrers Karl-Heinz Wittich und frönten laut Schwahn damit einem Hobby, das aus der elitären Klasse der zwanziger, dreißiger Jahre rauskam. Heute müssen sich die Erschaffer dieser kleinen Figuren intensiv mit der jeweiligen Zeit beschäftigen, bevor sie diese gießen und bemalen. Schließlich stellen sie historische Abbilder her, müssen also bis ins Detail korrekt arbeiten. Das beginnt mit der Erschaffung der Form und geht über die entsprechende Legierung und das Gießen bis zur „Luxusbemalung“, alles in hoher Qualität.
Anlässlich „800 Jahre Anhalt“ erschuf die Dessauer Gruppe ein großes Projekt, das die Geschichte Anhalts in den unterschiedlichen Zeiten darstellt. Sie war - gemeinsam mit anderen Figuren und Dioramen - bereits in der vorjährigen Ausstellung „Anhalt en miniature“ im Museum Schloss Bernburg zu bewundern. Ein Teil davon - aus dem Privatbesitz der Dessauer Gruppe - steht nun als Dauerausstellung im Plötzkauer Schloss.
In drei Vitrinen und mehreren beleuchteten „Guckkästen“ zeigen in Plötzkau filigrane Abbilder anschaulich kurze Momente der anhaltischen Geschichte. Darunter ist auch ein 54 Millimeter großes Abbild von Markgraf Konrad II., der im 12. Jahrhundert in Plötzkau residierte. Der „ganz treue Mann“, wie er beschrieben wurde, wurde auf einem Italienfeldzug von seinen eigenen Leuten getötet. Seine Schwester war Äbtissin in Hecklingen und ließ dort zur Erinnerung sein Porträt in Stein hauen. Dieses nahmen die Dessauer Zinngießer zum Vorbild, um für die Dauerausstellung in Plötzkau eine Figur zu schaffen.