1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Ausflüge ins Mittelalter: Ausflüge ins Mittelalter: Zurück ins Leben vor 800 Jahren

Ausflüge ins Mittelalter Ausflüge ins Mittelalter: Zurück ins Leben vor 800 Jahren

Von Carsten Roloff 18.09.2019, 09:56
In mittelalterlichen Trachten fühlen sich Dagmar und Marco Kemnitzer sehr wohl.
In mittelalterlichen Trachten fühlen sich Dagmar und Marco Kemnitzer sehr wohl. Kemnitzer

Bernburg - Sie verkleiden sich gern, reisen in eine Zeit, die 800 Jahre zurückliegt und sind im diplomatischen Auftrag des Fürsten Heinrich des I. von Anhalt unterwegs. Dagmar und Marco Kemnitzer gehören zu den „Freien Ministerialen von Anhalt“, die in ihrer Freizeit das Mittelalter wieder aufleben lassen.

Mit den Gleichgesinnten lebt das Bernburger Ehepaar an so manchen Wochenenden im Jahr in Zelten, schläft in einem selbst gezimmerten Reisebett und trägt selbst genähte Gewänder aus dieser Zeit.

Natürlich wird auch wie im Mittelalter über offener Holzflamme in einem eisernen Kessel das Essen zubereitet. Zuletzt machten die Saalestädter im oberfränkischen Städtchen Selb (Bayern) Station.

„Ich habe mich schon als kleiner Junge für das Mittelalter interessiert“, erzählt Marco Kemnitzer

„Ich habe mich schon als kleiner Junge für das Mittelalter interessiert. Viele Klassenfahrten führten zu Burgen oder zu Schlössern, wie das Neue Palais in Potsdam. Außerdem unternahmen meine Eltern mit mir damals häufig Wochenendausflüge zur Rudelsburg nach Bad Kösen, zur Burg Falkenstein oder zur Querfurter Burg“, begründete der 50-jährige Marco Kemnitzer seine Faszination für die mehrere Jahrhunderte zurückliegende Ära.

Der gebürtige Hallenser war außerdem schon immer ein großer Fan des Kölner Dom, dessen Bau im Jahr 1248 begann.

„Meine erste Reise in den Westen führte mich nach Köln. Es war ein unglaubliches Gefühl, als ich auf dem Turm stand und die Glocken zu läuten begannen. Mein ganzer Körper hat vibriert“, so der gelernte Instandhaltungsmechaniker, der derzeit als Angestellter in Nürnberg arbeitet und nur an den Wochenenden daheim sein kann.

Ausflüge ins Mittelalter: Vor zwölf Jahren den Entschluss gefasst

Den Entschluss, noch tiefer in das Mittelalter einzutauchen, haben Dagmar und Marco Kemnitzer, die sich seit 2001 kennen und vor zwölf Jahren in den historischen Mauern der mehr als eintausend Jahre alten Wettiner Burg heirateten, jedoch gemeinsam gefasst.

„Als Kind habe ich mich nicht wirklich für Geschichte interessiert. Da hat mich Marco schon ein wenig angesteckt. Wir haben gemeinsam Mittelalter-Märkte besucht und sind irgendwann auf die Idee gekommen, uns in Gewändern aus dieser Zeit auf die Märkte zu begeben. Dann sind wir auch mit den Leuten, die diese Aktion durchführten, ins Gespräch gekommen“, berichtete Dagmar Kemnitzer, die als Angestellte in Köthen arbeitet.

Ausflüge ins Mittelalter: Schlossbesuch in Plötzkau brachte den Stein ins Rollen

Ein Besuch des Schlosses Plötzkau brachte den Stein dann endgültig ins Rollen. „Wir waren mit den damaligen Wirtsleuten befreundet, sind fast jedes Wochenende dorthin geradelt und haben die Askanier kennen gelernt, mit denen wir bis vor drei Jahren viele Reisen unternommen haben“, sagte Dagmar Kemnitzer, die die historischen Gewänder selbst anfertigt. „Selbst angefertigte Sachen sind einfach authentischer, als die aus den Läden.“

Die Tipps dazu holen sich die Geschichts-Fans aus dem Internet oder von gemeinsamen Besichtigungen der Schlösser und Burgen. Sowohl Dagmar als auch Marco Kemnitzer haben einen eigenen „Gewandungsschrank“.

Ausflüge ins Mittelalter: Thüringen steht häufig auf dem Programm

Im Laufe der vergangenen zehn Jahre haben die Zeitreisen das Ehepaar an viele verschiedene Orte in Mitteldeutschland geführt, wobei das Bundesland Thüringen aufgrund der hohen Anzahl an Burgen und Schlössern recht häufig auf dem Programm steht.

Das beliebteste Ausflugsziel des Paares befindet sich jedoch in Sachsen-Anhalt - die Königspfalz Tilleda unterhalb des Kyffhäusers. Auf dem Gelände des Pfingstbergs machten unter anderem Kaiser Friedrich Barbarossa, Kaiser Heinrich der IV. oder Herzog Heinrich der Löwe Station.

Nun schlagen die Freien Ministerialen dort ab und an ihr Lager auf, um auf dem historischen Gelände das Mittelalter wieder aufleben zu lassen. Dabei wird die Gruppe vom Pfalz-Archäologen Michael Dapper mit offenen Armen empfangen, der das Engagement der Anhänger dieser Epoche gern unterstützt. (mz)