1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Amtsgericht: 18-jähriger Mann aus Bernburg soll Schwester im Streit um Geld geschlagen haben: Prozess am Amtsgericht

Amtsgericht 18-jähriger Mann aus Bernburg soll Schwester im Streit um Geld geschlagen haben: Prozess am Amtsgericht

Von Carsten Roloff 03.06.2020, 13:56

Bernburg - Rechtsanwälte sind auch nur Menschen. Wegen eines „Telefon-Marathons“ in seiner Kanzlei hätte Kay Friedenstab um ein Haar einen Termin im Bernburger Amtsgericht verschwitzt.

Mit einer Viertelstunde Verspätung erschien der Jurist im Saal 119 und entschuldigte sich nachdrücklich bei der Richterin für seinen kurzzeitigen „Blackout“. „Einen Blumenstrauß bin ich Ihnen mindestens schuldig“, sagte Kay Friedenstab.

Bei weitem nicht so höflich ging sein Mandant mit einem Mitglied aus seiner eigenen Familie um. Der 18-jährige Bernburger hatte seine ältere Schwester schon mehrmals um Geld angepumpt, ihr die geliehenen Summen jedoch erst nach mehrmaliger Aufforderung und viel später zurückgezahlt, als vereinbart.

Angeklagter soll seine Schwester mehrmals geschlagen und misshandelt haben

Eines Tages wollte sie dem „Nesthäkchen“ der Familie trotz dessen Bitte nichts mehr geben. Daraufhin hatte der Angeklagte seine Schwester zweimal körperlich attackiert. Am 30. September 2019 soll er ihr zweimal mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen haben.

Fünf Tage später soll sich fast das gleiche Szenario noch einmal abgespielt haben. Jedoch in verschärfter Form, so der Vorwurf der Staatsanwältin. Da blieb es nicht bei zwei „Backpfeifen“.

Das Opfer soll nach einem heftigen Stoß auf eine Hantel gefallen sein und wurde anschließend noch mit Fußtritten traktiert, die zu Prellungen im Becken- und Lendenwirbelbereich führten. Vom 4. bis 6. Oktober 2019 wurde die Bernburgerin im Ameos-Klinikum stationär behandelt.

„Er wollte ausziehen, um Streitereien zu vermeiden“, erklärte der Angeklagte

Die erste Tat gab der Angeklagte unumwunden zu. Es tue ihm jetzt noch leid. Sein Verhalten sei völlig daneben gewesen, so Kay Friedenstab in einer für seinen Mandanten verlesenen Erklärung.

Doch den zweiten Vorwurf am 4. Oktober 2019 bestritt der Teenager aus Bernburg. „Er wollte ausziehen, um Streitereien zu vermeiden. Es kam nur zu einer verbalen Auseinandersetzung“, erklärte der Rechtsanwalt.

Die Schwester soll eine Tür heftig zugeschlagen und danach eine Hantel nach ihrem Bruder geworfen haben. Der Angeklagte habe weder geschlagen noch zugetreten, so der Verteidiger.

Über diese Brücke wollte die Richterin jedoch nicht so ohne weiteres gehen und hat deswegen einen Fortsetzungstermin festgelegt. Am 23. Juni, 11 Uhr, sollen die anwesenden Polizeibeamten und die Rettungskräfte in den Zeugenstand, um eine eventuelle Absprache zwischen dem Täter und dem Opfer im Keim zu ersticken.

Die Geschädigte war am Dienstag anwesend, doch ihre Aussage allein hat der Richterin nicht für ein gerechtes Urteil gereicht. (mz)