150 Jahre DRK-Kreisverband Bernburg 150 Jahre DRK-Kreisverband Bernburg: Ganz oben auf der Liste steht die Menschlichkeit

Bernburg - Das „magische Datum“, wie Verena Benicke es nennt, war der 22. Mai 1868. An dem Tag wurde in Bernburg der „Kreisverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger“ gegründet - eine Hilfsorganisation, die damals zu den ersten in Sachsen-Anhalt zählte.
Rund 100 Menschen sollen es gewesen sein, die sich in dem Verein zusammentaten, um in der von Kriegen geprägten Zeit einen Sanitätsdienst aufzubauen und Menschen in Not zu helfen.
Mit dem Verein wurde der Grundstein des Kreisverbands Bernburg vom Deutschen Roten Kreuz gelegt, der dieses Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert. Und sich schon in der Anfangszeit schnell entwickelte.
Um 1900 hatte der Verein bereits gut 600 Mitglieder. Mitte der 1990er Jahre wurde der Höhepunkt erreicht: Die Zahl der Fördermitglieder lag damals bei 4.500, heute sind es noch knapp 1.600.
150 Jahre DRK-Kreisverband Bernburg: Demografischer Wandel ist das große Problem
Ein Grund dafür liegt im demografischen Wandel: Für die älteren Mitglieder, die allmählich wegfallen, rücken weniger junge nach. Fördermitglieder und Spenden zu organisieren ist eine der heutigen Anforderungen.
Generell sagt Verena Benicke, die seit 2009 Geschäftsführerin des Kreisverbands ist: „Die Herausforderungen für uns sind gewachsen.“
Das DRK muss auf einen zunehmenden Wettbewerb, auf Schwierigkeiten bei der Personalsuche oder abnehmendes Engagement im Ehrenamt reagieren.
Und bei allem die Grundsätze, die das Rote Kreuz sich selbst gesteckt hat, bewahren. Ganz oben auf der Liste: Menschlichkeit.
150 Jahre DRK-Kreisverband Bernburg: Das Herz am rechten Fleck
Dass der Anspruch erfüllt wird, dafür tragen besonders die 270 Mitarbeiter des Kreisverbands die Verantwortung.
„Die Mitarbeiter sind unser höchstes Gut. Ohne sie läuft nichts“, betont Benicke.
Sie erzählt, dass sie bei früheren Vorstellungsgesprächen immer weniger auf die Noten, dafür mehr auf das Menschliche geschaut habe. Und ob jemand das Herz am rechten Fleck trage.
Was das bewirken kann, zeigte sich vor fünf Jahren. Es war der Juni 2013, als auch Bernburg von der Flut erwischt wurden.
Die Zeit ist Verena Benicke besonders in Erinnerung geblieben. Damals, sagt sie, seien nicht nur Wasserwacht und Katastrophenschutz vor Ort gewesen, um mit anzupacken.
„Das waren auch Mitarbeiter aus ganz anderen Bereichen, die helfen wollten. Das war schon enorm.“
150 Jahre DRK-Kreisverband Bernburg: Viele Bereiche werden abgedeckt
Der DRK-Kreisverband deckt heute deutlich mehr Bereiche ab als den Sanitätsdienst, mit dem alles vor 150 Jahren begann. Es gibt den Rettungsdienst, der zuletzt rund 11.000 Mal im Jahr im Altkreis Bernburg alarmiert wurde.
Pro Tag macht das durchschnittlich 30 Einsätze - Tendenz steigend.
Eine Entwicklung, die deutschlandweit zu beobachten ist, einerseits weil die Gesellschaft altert, andererseits aber auch, weil die medizinische Versorgung vor Ort abnimmt. Diese Lücke füllt der Rettungsdienst.
150 Jahre DRK-Kreisverband Bernburg: Pflege als wichtige Säule
Zu einer zweiten wichtigen Säule ist die Pflege geworden. Insgesamt 170 Plätze gibt es in den Heimen des DRK Bernburg heute, zusätzlich 70 altersgerechte Wohnungen.
Nach der Wende kamen Schritt für Schritt Pflegeheime hinzu. Es gab Sanierungen, Neubauten, Umzüge - etwa als es für die 70 Bewohner aus Ilberstedt nach Güsten ging.
„Die Mitarbeiter waren froh über die besseren Bedingungen. Die Bewohner fanden das neue Heim aber erstmal viel zu groß“, erinnert sich Benicke. Es habe ein paar Monate gedauert, bis sich alle eingewöhnt und die Einzelzimmer zu schätzen gelernt hätten.
150 Jahre DRK-Kreisverband Bernburg: Ehrenamt ist Kernstück
Nicht zuletzt ist das Ehrenamt ein Kernstück des DRK geblieben. Rund 80 Helfer kümmern sich derzeit unter anderem um Blutspende, die Jugendarbeit oder den Sanitätsdienst.
Doch die Zahl der Ehrenamtlichen sinkt.
„Da ist auch der Staat gefordert. Wenn eine Absicherung durch das Ehrenamt erfolgen soll, muss die Arbeit besser anerkannt werden“, fordert die Geschäftsführerin.
Verschwinden die Ehrenamtlichen allmählich, hat das erhebliche Folgen für den Kreisverband. „Das DRK ohne Ehrenamt geht nicht“, sagt Benicke. Das galt vor 150 Jahren. Und es gilt auch heute noch. (mz)