Zwischen Koran und Jeans
Aschersleben/MZ. - Seit sie denken kann, wird die 16-Jährige von ihrer Familie religiös erzogen. "Früher habe ich immer mit meinem Vater zusammen gebetet, jetzt sage ich jeden Abend vor dem Schlafengehen einen Gebetsspruch", erzählt die Jugoslawin, die seit 1991 in Aschersleben wohnt.
In einer Moschee war sie zwar noch nie, dennoch werden typisch mohammedanische Feste zu Hause zelebriert. An Ramadan hatte sie auch schon teilgenommen, konnte das einmonatige Fasten aber nicht ganz durchhalten. "Man sollte schon mit Herz und Seele dabei sein, aber ich konnte nicht länger als drei Tage fasten." Morgens um fünf etwas essen und dann nichts bis Sonnenuntergang zu sich zu nehmen, sei für sie schon ziemlich schwierig gewesen. Nach dem Fastenmonat folgt das große Schlemmerfest Bayram. Dabei wird ein Schaf zum Wohle der Gesundheit der Familie geschlachtet.
Das Leben als Shiitin fällt ihr dabei nicht immer leicht. Lange rausgehen darf sie oft nicht, auch Diskobesuche sind tabu. Zuweilen hat sie den Eindruck, dass manche Medien ein falsches Bild vermitteln: dass alle Moslems Terroristen seien. Und das stört sie. "Ich finde es traurig, was in den Nachrichten berichtet wird. Diese Terroristen benutzen den Islam doch nur als Vorwand, um ihre politischen Ziele zu verwirklichen."
Dennoch gibt ihr der Glaube an ihre Religion Kraft. "Ich bin der Meinung, dass jeder seinen eigenen Glauben haben sollte, der einem hilft. Mein Glaube gibt mir Sicherheit und Kraft. Als ich einmal krank war, brachte mir meine Mutter eine Familienreliquie. Ich glaubte fest daran und betete, so dass ich gesund wurde", sagt sie und streicht sich durch ihre langen dunkelbraunen Haare.