1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Ziegenkäse bald aus eigener Produktion

Ziegenkäse bald aus eigener Produktion

Von Regine Lotzmann 23.11.2005, 19:06

Friedrichsaue/MZ. - "Hier hat er nicht so viel zu tun und kann sich ausruhen", meint die Friedrichsauerin und freut sich, dass er trotz Rheumas und hohen Alters seine Aufgabe hat.

Für die 42-Jährige, die sich Anfang dieses Jahres mit ihrem Milchschaf- und Ziegenhof selbständig gemacht hat, ist Rex eine Hilfe. Denn 70 Ziegen - Weiße und Bunte Deutsche Edelziegen -, 40 Milchschafe, vier Sauen, 30 Ferkel und sieben Mastschweine tummeln sich derzeit auf dem etwa 1,6 Hektar großen Gelände am Rande von Friedrichsaue. Die Tiere haben einen großen Stall mit angeschlossenem Freigehege und fühlen sich sichtlich wohl. Und Stück für Stück bekommen sie ein noch schöneres Zuhause.

"Wir machen hier alles in Eigenleistung", bedauert Ina Zippel, eine studierte Landwirtin. Denn Kredite bekommt sie nicht. "Die Landwirtschaft ist von allem ausgeschlossen", hat sie bei jeder Vorsprache erfahren. "Auch Fördermittel kann ich nicht in Anspruch nehmen, weil ich die Leistungen vorfinanzieren müsste - und wie soll ich das ohne Kredit denn machen?", fragt die Friedrichsauerin und schüttelt den Kopf. Da die Mutter von vier Kindern vom Milchverkauf allein nicht leben kann, hat sie jetzt einen kleinen Hofladen eröffnet. Dort gibt es Ziegenkäse in allen Variationen - vom Frischkäse über Camembert bis hin zum Schnittkäse. Zudem verkauft sie Ziegenbratwurst und Produkte vom Schwein.

"Selbst schlachten dürfen wir nicht", erklärt Ina Zippel die Auflagen und freut sich, dass sie einen zugelassenen Fleischer aus Wegeleben gefunden hat. Und auch der Ziegenkäse wird derzeit noch woanders zubereitet. Noch. Denn ab Januar will die 42-Jährige dies selber tun. Dafür werden derzeit zwei Räume gebaut, die den hygienischen Anforderungen entsprechen. Die notwendige Maschine, die 15 000 Euro kostet, darf sie glücklicherweise mieten. "Das Geld dafür hätte ich nicht auftreiben können", zeigt sich die Landwirtin realistisch und weiß: "Das wäre alles eher fertig gewesen, wenn wir Kredite bekommen hätten."

Ina Zippel, die eigentlich Westerhäuserin ist, zog nämlich erst vor zweieinhalb Jahren nach Friedrichsaue. "Weil der Stall hier leer stand und das Gelände geeignet ist", erklärt sie das. Für Ziegen interessierte sich die Landwirtin, die nach der Geburt ihrer Kinder lange arbeitslos war, eigentlich schon immer. Auf Milchschafe haben sie Bekannte gebracht, die an der Universität in Halle ein diesbezügliches Forschungsprojekt hatten. "2001 habe ich dann erste Übungen mit dem Käse gemacht", erinnert die resolute Frau an die Anfänge.

Im Moment lebt Ina Zippel etwas ruhiger. "Weil die Ziegen trocken stehen." Doch wenn sie wieder Milch geben, ist es fast schon ein 24-Stunden-Dienst. Dann bekommt sie auch Hilfe von ihrem Lebensgefährten und ihren Kindern. Und natürlich von Rex, der die Ziegen dann mit lautem Gebell zum Melken in den Stall treibt.

Der Hofladen ist montags bis freitags von 17 bis 19 Uhr geöffnet.